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Auf Erfolg programmiert 27.10.2013 10:20:01

Autodesk: Gewinne aus dem 3-D-Drucker

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Mehr als 300 Kilometer pro Stunde schnell und 573 PS stark ist Aston Martins kürzlich vorgestellter Edelflitzer Vantage S. Die britische Edelschmiede und VW-Tochter schickt damit ihr schnellstes Serienauto auf die Straße. Besonders schnell wollen die Briten auch in der Konstruktion sein. Das beginnt bei den Bauteilen, etwa den Rädern.

Mit Programmen von Autodesk, dem US-Branchenpionier für CAD-Software, entwirft und baut Aston Martin innerhalb einer Woche ein testreifes Radmodell. Das spart viel Zeit und Geld: Bisher wurden die Prototypen von Hand gefertigt, bis zum Test vergingen sechs Monate.

Konstruieren in der Wolke
Autodesk-Chef Carl Bass, gerade zurück vom Besuch der Fertigungsstraße eines deutschen Autobauers, wagt eine Prognose, was Firmensoftware künftig leisten muss. „Via Cloud können verschiedene Teams im Unternehmen und bei den Zulieferfirmen unabhängig von Zeitzonen und Orten gemeinsam ein Projekt bearbeiten. Von unterwegs können sie sich mobil via Tablet oder Smartphone austauschen“, sagt Bass gegenüber €uro am Sonntag.

Dafür hat Autodesk während der vergangenen drei Jahre massiv investiert und bietet cloudfähige Software und Programme an, die auch mobil zugänglich sind. Cloud, frei übersetzt: Datenwolke, ist in der Softwarebranche ein Megatrend. In der CAD-Branche habe Autodesk als Erster den Sprung gewagt, sagt Bass.

Cloud bedeutet, dass Unternehmen nicht wie bisher Softwarelizenzen und Service kaufen, um die Programme auf Arbeitsrechnern oder im eigenen Rechenzentrum zu installieren. Genutzt wird die Software stattdessen über das Web, die Datenwolke. Die Programme laufen auf den Rechnern der Softwareanbieter und Dienstleister. Bezahlt wird in der Wolke ähnlich wie bei der Stromrechnung — nach Umfang oder Rechenleistung oder auch Dauer der Nutzung. Und: Kunden haben immer die neueste Version.

Klassische Lizenzverkäufer wie Autodesk wandeln sich in dieser neuen Welt zu Dienstleistern, die statt DVD-Scheiben Serviceleistungen über ein global gespanntes Netz von Rechenzentren verkaufen. Bei Autodesk sollen Kunden garantiert und rund um die Uhr auch beliebig viel Rechenleistung abrufen können, schließlich sind die Programme äußerst rechenintensiv. Autodesk ist dem Ursprung nach ein Spezialist für realistische dreidimensionale Computermodelle — etwa von Autoteilen wie Motoren, aber auch von ganzen Fertigungsanlagen oder komplexen Gebäuden.

Zahlungsstrom stabilisiert
Der Vorteil des neuen Geschäftsmodells für die Amerikaner: „Der Anteil der regelmäßigen Zahlungen wird deutlich steigen. Wir gehen davon aus, dass es nach fünf Jahren 70 Prozent des Umsatzes sein werden“, sagt Firmenchef Bass. Heute bestreitet der Konzern mit Software-Abos etwa 40 Prozent des Geschäfts.

Mehr Wert, weniger Schwankung
Der wachsende Anteil der Abo-Zahlungen soll das stark konjunkturabhängige und damit zyklische Geschäftsmodell stabilisieren. Unter dem Strich geht Bass davon aus, dass Autodesk mit der Cloud-Strategie während der nächsten fünf Jahre den Wert des einzelnen Kunden um ein Fünftel und die Anzahl der Abonnenten und Cloud-Nutzer um 50 Prozent steigern wird. Derzeit hat das Unternehmen weltweit 1,9 Millionen Abonnenten.

Entscheidend für die Kursfantasie der Aktie ist, wie schnell der Wandel zu stabilen Einkünften gelingt. Damit verbessere sich auch die Profitabilität, sagen Analysten. Wie viele Kunden schon cloudbasierte Versionen nutzen, weist Autodesk bisher allerdings nicht aus.

Die Kernkompetenz der 3-D-Kons­truktion macht Autodesk auch zum prädestinierten Softwareanbieter bei einem weiteren Trendthema: dem sogenannten 3-D-Druck. Die Entwickler von Aston Martin nutzen die Technologie schon jetzt. Prototypen von Motorhauben werden mit CAD-Software entworfen, die Daten anschließend an 3-D-Drucker übertragen. Dort werden die Hauben gebaut und metallisiert — auch für den Vantage S. Zwei Wochen nach Entwurf gibt es Tests auf der Rennstrecke. Rasend schnell und günstig.

Fazit: Der Weltmarktführer ist technologisch top. Die nicht mehr günstige Aktie hängt am charttechnischen Widerstand zwischen 30 und 32 Euro. Die Gewinnwarnung des CAD-Konkurrenten Dassault Systèmes sorgte zuletzt für Unruhe. Spekulativ.

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