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Herbert-Walter-Kolumne 20.07.2013 13:00:02

Banken droht drastischer Stellenabbau

Kolumne

„Die Banken sind die Stahlindustrie der 90er-Jahre.“ Das sagte vor mittlerweile 25 Jahren Ulrich Cartellieri, damals Vorstand der Deutschen Bank. Recht hatte er. Zwar verlief der Stellenabbau langsamer als in der Stahlindustrie, dafür ist er aber noch lange nicht zu Ende.

Banken wollen weiter Stellen abbauen

Seit 1994 sank die Zahl der Mitarbeiter der deutschen Banken um über 130.000 auf unter 650.000 – ein Rückgang von annähernd 20 Prozent. Heute sieht es so aus, dass einer Umfrage zufolge 42 Prozent der deutschen Kreditinstitute in den nächsten sechs Monaten ihren Personalbestand reduzieren wollen, nur 18 Prozent wollen weitere Arbeitskräfte einstellen.

Dieser Trend wird aber viel länger anhalten als nur die kommenden Monate und er wird sich massiv beschleunigen. Das nur moderate Wachstum, das niedrige Zinsniveau, weitere Regulierungen und der Abbau nicht-strategischer Geschäfte werden die Kreditinstitute zwingen, ihre Kostenbasis anzupassen. Sie müssen sparen – und das werden sie auch beim Personal tun. In den kommenden zehn Jahren werden mindestens weitere 100.000 Arbeitsplätze im deutschen Kreditgewerbe verloren gehen.

Außerdem müssen die Banken ihr Geschäftsmodell überprüfen. Das Geschäft mit Privatkunden, das derzeit als weniger schwankungsanfällig und damit risikoärmer gilt, bringt nur magere Renditen. 2011 hat das deutsche Kreditgewerbe im Privatkundengeschäft insgesamt eine Rendite (ROE) von annähernd 6,5 Prozent erwirtschaftet. Nach Umsetzung aller neuen Regulierungsanforderungen wird diese Zahl nach einer Analyse von McKinsey fast um die Hälfte sinken.

Geschäftsmodell muss überdacht werden

Reformen der Filialbanken sind deshalb unumgänglich. Für das stationäre Geschäft spricht, dass die Mehrzahl der Kunden auch künftig nicht auf Beratungsleistungen verzichten möchte. Gegen die Fortschreibung der bisherigen Filialwelt spricht, dass immer weniger Kunden bereit sind, die Filialpreise zu zahlen und zur Direktbank wechseln.

Die strikte Trennung von Filiale und Online-Banking wird immer fragwürdiger. Dieser absurde Spagat muss beseitigt werden, wenn die Banken nicht Geschäft verlieren wollen. Damit tun sich die Kreditinstitute aber sehr schwer. Je weniger konsequent sie jedoch an die Reform ihres Filialgeschäfts gehen, umso weniger profitabel werden sie arbeiten und umso härter wird der künftige Stellenabbau ausfallen. Dann könnten sogar noch deutlich mehr als 100.000 Stellen wegfallen.



Herbert Walter führte von 2003 bis 2009 die Dresdner Bank. Vorher war der 59-Jährige bei der Deutschen Bank weltweit für Privat- und Geschäftskunden verantwortlich. Heute arbeitet Walter als selbständiger Berater. Unternehmerisch engagiert er sich beim Finanzportal WhoFinance.de.

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