10.12.2015 11:50:40

Bertrandt rechnet mit steigenden Entwicklungsbudgets der Autobauer

STUTTGART/EHNINGEN (dpa-AFX) - Der Dienstleister für die Autobranche Bertrandt rechnet mit weiter steigenden Entwicklungsbudgets in der Branche. Trends wie eine umweltfreundlichere Mobilität, Sicherheit und die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen hätten im abgelaufenen Geschäftsjahr für eine höhere Entwicklungsnachfrage gesorgt, sagte Bertrandt-Chef Dietmar Bichler am Donnerstag in Stuttgart. Er rechnet für das kommende Jahr mit einem ähnlichen Trend - sollten sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen und die Lage in der Branche nicht maßgeblich ändern.

Die Folgen und Auswirkungen des VW (Volkswagen vz)-Abgasskandals auf das Geschäft seien derzeit noch nicht absehbar, sagte Bichler. Es werde aber eher dazu führen, dass die Gesetzgebung für den Schadstoffausstoß bei Autos noch strenger werde. Das wiederum könnte neues Geschäft für Bertrandt mit sich bringen.

Die Firma mit Sitz in Ehningen unterstützt die großen Autohersteller in Europa bei der Entwicklung von Antriebstechnologien, aber auch Karosserien und Elektronik. Es zeichne sich aktuell ein Trend zu mehr Werkverträgen ab, heißt es im aktuellen Geschäftsbericht. Prognosen zufolge wachse allein der deutsche Markt für Entwicklungsdienstleistungen bis 2020 um eine Milliarde auf 4,5 Milliarden Euro. Bertrandt selbst rechnet mittelfristig mit einem Umsatzplus von sieben bis zehn Prozent.

Die strengen CO2-Vorgaben der Europäischen Union, nach denen die Flotten von Autoherstellern von 2021 an im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 ausstoßen dürfen, nützt Bertrandt. Denn nicht nur die Antriebstechnologien, auch leichtere Autos können dazu beitragen, dass der CO2-Ausstoß sinkt. Die wachsende Zahl von digitalen Anwendungen in den Autos biete zusätzliches Auftragspotenzial, so Bichler. Hinzu komme die wachsende Vielfalt von Modellen, die die Hersteller anbieten, sowie die kürzeren Entwicklungszyklen. "Vor zwei Jahrzehnten umfasste die Modellaufzeit noch durchschnittlich zehn Jahre", sagte Bichler. Aktuell seien es noch rund sechs Jahre.

Angesichts der wachsenden Nachfrage hatte Bertrandt im vergangenen Jahr in neue Standorte investiert. Neben einem Entwicklungszentrum in Mönsheim (Enzkreis) kaufte Bertrandt ein Akustikzentrum in der Nähe von Wolfsburg und investierte in ein Prüffeld in Berlin. Alles in allem investierte das Unternehmen 84,9 Millionen Euro.

Das drückte auf den Gewinn nach Steuern, der im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr mit 62,6 Millionen Euro fast auf Vorjahresniveau verharrte. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 7,4 Prozent auf 935 Millionen Euro. Ende September beschäftigte Bertrandt 12 367 Mitarbeiter - gut 800 mehr als im Jahr zuvor. Im laufenden Geschäftsjahr werde die Belegschaft ähnlich stark zulegen, sagte Bichler./ang/DP/nmu

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