"Obszöne Bewertungen" 08.02.2024 23:35:00

Blasengefahr: Hedgefonds-Manager David Einhorn warnt vor Überbewertung bei einigen Aktien

Blasengefahr: Hedgefonds-Manager David Einhorn warnt vor Überbewertung bei einigen Aktien

• Hedgefonds von David Einhorn im vierten Quartal 2023 mit Verlusten
• Short-Wetten entwickelten sich anders als erhofft - Warnung vor Blasen
• Käuferstreik beendet


In einem Brief an Investoren, der "Hedge Fund Alpha" vorliegt, zeigte sich Greenlight Capital-Gründer David Einhorn Ende Januar frustriert. Sein Hedgefonds habe 2023 auf ein großartiges Jahr zugesteuert, "bis der Markt in den letzten paar Monaten einen Aufschwung erlebte und die meisten unserer Short-Positionen schlecht abschnitten", so Einhorn. Diese Jahresend-Rally habe dazu geführt, dass die Greenlight Capital Fonds im vierten Quartal 2024 - abzüglich Gebühren und Aufwendungen - 4,3 Prozent verloren hätten, da der Hedgefonds angesichts der unerwarteten Entwicklung "konservativ positioniert" gewesen sei und einige der "spekulativeren und am höchsten bewerteten Short-Positionen" gegen ihn gelaufen seien. Kurz: Die Verluste der Short-Positionen überstiegen im vierten Quartal die Gewinne der Long-Positionen. Die unerwartete, starke Performance der von ihm leerverkauften Aktien sei jedoch laut Einhorn durch keinerlei Fundamentalkennzahlen gedeckt gewesen, weshalb er von "blasenartigen Bedingungen" bei diesen Titeln sprach.

Einhorn: Überbewertungen haben sich 2023 auf obszönes Niveau verstärkt

Vor allem vier Short-Positionen sind Greenlight Capital im Jahr 2023 offenbar teuer zu stehen gekommen, indem die Kurse der leerverkauften Aktien deutlich zulegten, anstatt zu fallen. "Ein Short verdoppelte sich, zwei haben sich mehr als vervierfacht und der letzte stieg um mehr als das Zehnfache. Diese vier Aktien trugen im Jahr 2023 im Wesentlichen zum gesamten negativen Alpha in unserem Short-Portfolio bei", schrieb David Einhorn. Dabei habe sein Hedgefonds im Jahr 2022 mit drei der vier Leerverkäufe noch Gewinne erzielt - "aber 2023 war eine andere Geschichte", so der Investor. Nun hätten die vier Short-Wetten den Fonds jeweils zwischen 2 Prozent und 3 Prozent brutto und netto gekostet.

"Obwohl wir offensichtlich der Meinung waren, dass diese vier Shorts das Jahr überbewertet begonnen haben, schienen sie im Laufe des Jahres noch stärker überbewertet zu werden. Dennoch haben wir in jedem Fall weitere Verluste durch Risikomanagement vermieden [...]. Dies war besonders schwierig, da sich aus unserer Sicht die Fundamentaldaten aller vier Unternehmen im Laufe des Jahres weiter verschlechterten", so Einhorn. So sei nur eines der Unternehmen überhaupt profitabel, habe aber seine Gewinnschätzung deutlich gesenkt. Die anderen drei Unternehmen seien "nicht profitabel und haben keine vernünftigen Erwartungen, in absehbarer Zeit Gewinne zu erzielen". "Im Moment interessiert das niemanden, aber die Bewertungen für diese [Unternehmen] erscheinen uns obszön", kritisierte der Hedgefonds-Manager, der aber offensichtlich weiter an den Short-Positionen festhalten will. "Sollte die Welt anfangen, diese Unternehmen so zu sehen wie wir, sind wir so positioniert, dass wir im Jahr 2024 einen Teil unserer Verluste aus diesen Short-Positionen ausgleichen können", so der Greenlight Capital-Gründer.

Gegen welche Unternehmen genau der Hedgefonds in den vier genannten Fällen gewettet hat, verriet Einhorn nicht. Laut "Barron's" macht Greenlight Capital seine Short-Positionen aber auch generell nicht öffentlich. Es ist allerdings bekannt, dass der Starinvestor nicht viel vom Elektroautobauer Tesla hält und bereits in der Vergangenheit auf Kursverluste bei dem Konzern um Elon Musk gesetzt hatte. Sollte er auch im vergangenen Jahr Aktien des Elektroautopioniers leerverkauft haben, hätte er damit kräftig danebengegriffen, denn die Tesla-Aktie legte 2023 um rund 100 Prozent zu. Es wäre somit möglich, dass es sich bei ihr um die von Einhorn genannte Short-Position handelt, deren Kurs sich verdoppelt hat und die zu den vier verlustbringendsten Wetten des Hedgefonds gehörte.

Erhoffte geldpolitische Wende als Auslöser für Rally - auch Greenlight Capital griff am Aktienmarkt wieder zu

Als Auslöser für die Rally in den letzten Wochen des Jahres 2023 und die Rückkehr der blasenartigen Bedingungen bei den "spekulativsten Aktien" nannte Einhorn einen neuen Konsens, der am Markt zu herrschen scheine, "dass die Inflation unter Kontrolle gebracht werden konnte, ohne eine Rezession auszulösen". Diese Annahme sei auch Mitte Dezember durch Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell bestätigt worden, allerdings sei der Markt womöglich zu optimistisch. "Die eigenen 'Dot Plots' der Fed [grafische Darstellung der individuellen Zinsprognosen der FOMC-Mitglieder; Anm. d. Red.] ergaben drei Zinssenkungen im Jahr 2024, und diese Nachricht wurde vom Markt umgehend verarbeitet, indem er insgesamt sechs Zinssenkungen für 2024 einpreiste", so der Hedgefonds-Gründer.

Der dadurch gestützte breite Marktaufschwung Ende 2023 hat Greenlight Capital aber nicht nur Verluste bei den Short-Wetten eingebracht, sondern auch dazu geführt, dass der Hedgefonds wieder als Käufer aktiv wurde, nachdem er zuvor keine neuen Aktien-Positionen mehr aufgebaut hatte. "Wir haben unseren Käuferstreik beendet und mehrere vielversprechende neue Investitionen gefunden, von denen wir glauben, dass sie uns im Jahr 2024 helfen werden", heißt es in dem Investoren-Brief. Zur größten neuen Position von Greenlight Capital wollte David Einhorn jedoch noch nichts Genaueres verraten, da sich diese momentan noch im Aufbau befinde. Sie werde laut dem Investor aber direkt in die Riege der fünf größten Positionen des Hedgefonds aufsteigen.

Redaktion finanzen.at

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