02.07.2009 12:13:00
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Börse Frankfurt-News: Erdgas statt Erdöl (Rohstoff-Marktbericht)
Bei den Engagements in Rohstoffen setzt sich der Trend zum Erdgas fort. Von Nettozuflüssen in den entsprechenden ETC über mittlerweile 19 Wochen in Folge berichtet die Emittentin ETFS Securities. In diesem Jahr liegt der ETFS Natural Gas (WKN A0KRJ3) bei den Neuanlagen damit gleich hinter Gold und noch vor den ebenfalls sehr beliebten Agrarrohstoffen und dem Klassiker Öl. Offenbar wollen sich Investoren breiter aufstellen und nicht mehr nur auf das schwarze Gold setzen.
Bei Öl wachsendes Interesse an Short-Produkten
Ohnehin zeigt sich bei der Verbriefungen auf Öl derzeit eine wachsende Skepsis der Anleger bezüglich der Preisentwicklung, die Nettozuflüsse sind zurückgegangen. Investoren setzen zudem zunehmend mit Short-Produkten auf sinkende Quotierungen. Allerdings liegen die Volumina hier immer noch deutlich unter denen vom Mai bis Juli des vergangenen Jahres, kurz vor dem Kollaps des Ölpreises, wie ETFS Securities berichtet.
Öl schon zu teuer?
Der Ölpreis hat sich nach dem rasanten Anstieg in den Monaten zuvor in den vergangenen vier Wochen relativ stabil gezeigt und um die Marke von 70 US-Dollar je Barrel für die Sorte Brent geschwankt. Stützend wirkten nach Ansicht von Henning Beck von Lupus Alpha Aussagen der Chinesen, mehr Rohstoffe als Reservewährung halten zu wollen, sowie politische Unruhen in Nigeria und im Iran.
Beck sieht den Ölpreis aber kurz- bis mittelfristig eher niedriger, etwa bei 60 US-Dollar: "Der Markt reagiert kaum noch auf positive Nachrichten zur Angebotsseite", meint er, und die Nachfrage bleibe "grottenschlecht". Axel Herlinghausen, Rohstoffspezialist bei der DZ Bank, blickt ebenfalls eher pessimistisch auf den Ölpreis. Die Bestände seien immer noch hoch und die Nachfrage niedrig. Auch er sieht Öl aktuell bei 60 US-Dollar für fair bewertet an, hält aber an der Prognose von 72 bis 75 US-Dollar zum Jahresende fest. Besonders umsatzstark bei den Öl-ETCs in den vergangenen vier Wochen waren der ETFS Brent Oil (WKN A0KRKM) und der ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX).
Edelmetalle auf Verkaufsliste
Insgesamt waren im Rohstoffbereich an der Börse Frankfurt die Edelmetalle wieder einmal Umsatzrenner, allen voran Xetra-Gold (WKN A0S9GB), physisches Silber (WKN A0N62G) und der Gold Bullion (WKN A0LP78). Während Xetra-Gold netto noch leicht zulegen konnte auf inzwischen 30,8 Tonnen im Bestand, standen laut ETFS die Edelmetalle zuletzt ebenfalls tendenziell auf der Verkaufsliste. Die Experten begründen das mit Gewinnmitnahmen sowie dem wieder höheren Risikoappetit der Investoren.
Markt bei Gold & Co in Wartestellung
Die Edelmetallpreise haben in den vergangenen Wochen einen ordentlichen Dämpfer erhalten: Bei Gold, Silber, Platin und Palladium legten die Notierungen einen Rückwärtsgang ein. "Der Markt ist in Wartestellung", meint Herlinghausen. Die Marktteilnehmer seien zwar insgesamt positiver gestimmt, was die Inflationserwartungen angehe, gebe es aber unterschiedliche Meinungen. Er prognostiziert für die kommenden Wochen eine Seitwärtsbewegung. Das sieht Henning Beck ähnlich. Für Gold, das aktuell bei 930 US-Dollar gehandelt wird, rechnet er weiter mit Preisen über der Marke von 900, aber unter 1.000 US-Dollar. "Die Euphorie für Gold ist weg", urteilt Beck, Gold als der "sichere Hafen" sei nicht mehr ganz so begehrt. Die aktuell deflationären Tendenzen täten das Übrige.
Industriemetalle mit Gewinnen
Die meisten Industriemetalle konnten in den vergangenen Wochen Gewinne verzeichnen, was sich auch im Interesse der Marktteilnehmer an ETCs niederschlug. Am Markt werden die hohen Preise weiterhin mit strategischen Käufen der Chinesen begründet. Für die nahe Zukunft erwartet Beck hier ebenfalls wenig Veränderung. "Die ganz große Kaufbegeisterung bei den Chinesen scheint vorbei zu sein", meint auch Herlinghausen. Seiner Einschätzung nach haben die Industriemetalle ihre Höchstpreise bereits gesehen, jedenfalls vorerst. Bislang stehen die Industriemetalle von der Renditeentwicklung her in diesem Jahr aber immer noch ganz oben: Der ETFS Kupfer legte seit Jahresanfang etwa um 60 Prozent zu, der ETFS Nickel immerhin noch um 33, der breite ETFS Industrial Metals um 30 Prozent.
Agrarrohstoffe mit vielen Anhängern
Agrarrohstoffe bleiben weiter beliebt. In diesem Jahr gab es laut ETFS fast in jeder Woche Zuflüsse. Offenbar schätzten Anleger die geringe Korrelation mit zyklischen Werten am Markt und rechnen zumindest mittelfristig mit einer steigenden Nachfrage. Derzeit geben die Preise für Mais, Weizen, etc. allerdings ein gemischtes Bild ab. Bei Mais und Weizen gab es deutliche Preisrückgänge, zuletzt verstärkt durch überraschend hohe Anbauflächenangaben. Henning Beck zufolge sind die Agrarrohstoffe mit Vorsicht zu genießen. "Lediglich bei Soja gibt es noch Potenzial nach oben", urteilt Beck.
Zucker nahe Dreijahreshoch
Auffallend ist im Moment die Entwicklung beim Zucker, der Preis bewegt sich aktuell nahe dem Dreijahreshoch. Hintergrund sind Angebotsengpässe: Um insgesamt 45 Prozent soll die Zuckerproduktion Indiens in diesem Jahr einbrechen auf dann nur noch knapp 15 Millionen Tonnen, berichtet Jochen Stanzl von Börse Go. Die Internationale Zuckerorganisation ISO rechne für das Jahr 2008/2009 mit einem Angebotsdefizit von 7,8 Millionen Tonnen, für 2009/2010 von 4,5 Millionen. Der ETFS Sugar war in der vergangenen Woche renditemäßig Spitzenreiter, seit Jahresanfang hat er um immerhin 28 Prozent zugelegt.
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© 2. Juli 2009/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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