30.10.2009 15:45:14
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Börse Stuttgart-News: bonds weekly
Bund-Future legt wieder zu Schwache Aktienmärkte und Konjunkturdaten sorgen für Unterstützung
Hatten die Aktienkurse die Anleihennotierungen in den vergangenen Wochen oftmals belastet, sorgten die schwachen Dividendentitel nun für Unterstützung. Auch unter den Erwartungen liegenden Konjunktur- und Unternehmensdaten kamen dem Anleihenbarometer Bund-Future zugute.
Ohne große Bewegungen startete der Bund-Future zunächst in die neue Handelswoche. Marktbewegende Konjunkturdaten standen nicht auf der Agenda. Unterstützung kam am Nachmittag von den schwächeren Aktienmärkten. Belastend war hingegen die Aussicht auf das immense Emissionsvolumen von staatlicher Seite. In dieser Handelswoche stand eine neue Rekordsumme von 123 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen zur Auktion an.
Mit schwachen Konjunkturdaten im Rücken konnte das Anleihenbarometer Bund-Future am Dienstag wieder zulegen. Im Euroraum lag die Geldmenge M3 mit einer Jahresrate von 1,8 Prozent unter den Erwartungen. Die Bankkredite an den Privaten Sektor waren erstmals überhaupt im Vorjahresvergleich rückläufig. Der US-Verbraucherindex des Conference Board trübte sich im Oktober weiter ein. „Die Aussichten für den Privaten Konsum bleiben damit verhalten“, erklärt Sabine Traub, Leiterin des Anleihenhandels an der Stuttgarter Börse.
Zur Wochenmitte sorgten die deutlichen Abschläge am Aktienmarkt für Umschichtungen in Anleihen. Die Konjunkturdaten fielen gemischt aus: die US-Auftragseingänge und die deutschen Verbraucherpreise lagen im Rahmen der Erwartungen, die Neubauverkäufe in den USA sorgten hingegen mit einem Rückgang von 3,6 Prozent für eine negative Überraschung. Damit war die Zahl der verkauften Häuser erstmals seit März wieder rückläufig. Aufs Jahr hochgerechnet wurden 402.000 Neubauten verkauft. Analysten hatten aber mit 440.000 Häusern geliebäugelt. Am Donnerstag stand mit der Veröffentlichung der US-Wachstumszahlen zum 3. Quartal das konjunkturelle Highlight auf der Agenda. Die Analysten hatten im Vorfeld bereits mit einem kräftigen Plus gerechnet, tatsächlich wurde ein Zuwachs von 3,5 Prozent – gerechnet auf das Gesamtjahr – verkündet. Dies machte dem Anleihenbarometer Bund-Future zu schaffen. Belastet haben auch die Aussagen von Bundesbankchef Weber, wonach die EZB im kommenden Jahr voraussichtlich damit beginnen werde, die bereitgestellte Liquidität teilweise wieder aus dem Markt zu nehmen. Positiv überrascht hat auch der deutsche Arbeitsmarktbericht für den Oktober: Die Zahlen der Arbeitslosen ging saisonbereinigt um 26.000 zurück.
Zum Wochenausklang kommt es wieder zu leicht steigenden Kursen am deutschen Anleihenmarkt. An Konjunkturdaten steht aus den Vereinigten Staaten unter anderem der Chicago-Einkaufsmanager-Index für den Monat Oktober auf der Agenda. Analysten rechnen hier mit einem Anstieg auf 49,5 nach zuvor 46,1 Punkten. Auch die Entwicklung an den Aktienmärkten könnte das Geschehen zum Wochenausklang noch beeinflussen.
Anlegertrends: Argentinien plant neues Angebot für Altanleihen
Was bislang als Gerücht auf dem Handelsparkett kursierte, wurde mittlerweile offiziell verkündet: Die argentinische Regierung will die Umschuldung der Alt-Anleihen von 2005 neu aufrollen. Denn die Regierung benötigt dringend frisches Kapital und möchte bald wieder an den internationalen Kapitalmarkt zurückkehren. Details zu dem neuen Umschuldungs-Programm sind noch nicht bekannt, das neue Angebot soll den Anlegern - nach Informationen des argentinischen Wirtschaftsministers Amado Boudou zufolge - aber keinesfalls besser ausfallen als bei der Umschuldung im Jahr 2005. Da eine Neuauflage des Schuldentauschs gesetzlich verboten wurde, soll dieses Gesetz nun vorübergehend außer Kraft gesetzt werden. Bei der Rekordumschuldung von mehr als 100 Milliarden Dollar notleidender Zins- und Anleihenschulden hatte Argentinien den Gläubigern einen Verzicht auf 65 Prozent des Kapitals sowie auf alle Zinsrückstände abverlangt und die Fälligkeiten teils bis zum Jahre 2038 gestreckt. Die Besitzer von 24 Prozent der Anleihen hatten damals das Angebot angelehnt. „Argentinien-Anleihen konnten in den vergangenen Wochen schon deutlich zulegen. Mit den kursierenden Spekulationen waren bereits einige Anleger in Argentinien-Anleihen aktiv geworden und hatten auf steigende Kurse gesetzt“, berichtet Sabine Traub.
Seit Dienstag ist an der Börse Stuttgart eine neue Wandelanleihe des MDAX-Konzerns Celesio handelbar (WKN: A1AN5K). Am 29. Oktober 2014 endet die Laufzeit, der Kupon beträgt 3,75 Prozent. Die Stückelung von 50.000 Euro kann in 2.223 Celesio Aktien gewandelt werden. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 16,91 Euro entspricht dies einer Wandlungsprämie von rund 33 Prozent.
Die US-Bank Morgan Stanley und die niederländische Bank Nederlandse Gemeenten sind mit neuen Anleihen an der Börse Stuttgart vertreten. Die Morgan Stanley Anleihe ist mit einer festen Verzinsung von 4,5 Prozent ausgestattet und wird am 29. Oktober 2014 fällig (WKN: MS0J3V). Die kleinste handelbare Einheit beträgt 50.000Euro. Die Neuemission der niederländischen Bank mit zehnjähriger Laufzeit verzinst sich mit 3,875 Prozent. Bei privatanlegerfreundlichen 1.000 Euro nominal liegt die kleinste handelbare Einheit (WKN: A1APFD).
Die Commerzbank steuerte in dieser Woche eine neue strukturierte Anleihe bei, der als Referenzunternehmen die Deutsche Telekom, E.ON, Siemens und Volkswagen zugrunde liegen. Zins- und Tilgungsleistung der „Colibri Linear 1“ sind von der Kreditwürdigkeit der vier Referenzschuldner abhängig. Am 14. Januar 2015 endet die Laufzeit, sofern kein Kreditereignis eintritt. Die jährliche Verzinsung beträgt 3,625 Prozent. Privatanlegerfreundlich ist auch hier die Stückelung von 1.000 Euro nominal (WKN: CZ22AJ).
Per heute wurden an der Börse Stuttgart 11 neue variabel verzinsliche Anleihen („Floater“) in den Handel aufgenommen. Hierbei handelt es sich nicht um Neuemissionen, sondern um Anleihen, die bereits längere Zeit laufen. „Mit der Aufstockung des Angebots möchten wir den Anlegern eine breite Produktpalette anbieten. Sollten die Zinsen und damit beispielsweise der Euribor wieder anziehen, könnten die variabel verzinslichen Anleihen für Anleger wieder interessant werden“, so die Expertin Sabine Traub. In den kommenden Wochen wird die Börse Stuttgart weitere „Floater“ in den Handel einbeziehen.
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Quelle: boerse-stuttgart AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein boerse-stuttgart AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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