27.09.2018 22:47:42
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Börsen-Zeitung: Aus eins mach zwei / Kommentar von Christoph Ruhkamp zur Aufspaltung von Thyssenkrupp
Der Manager kann sich deshalb ausrechnen, dass er vom Aufsichtsrat auch zum dauerhaften CEO des Konzerns gekürt werden wird. Mit der Abspaltung der Kriegsschiffsparte vom Anlagenbau hatte er sich zuletzt schon als zupackender Macher in Szene gesetzt. Nicht jedem Investor wird gefallen, dass Kerkhoff bleibt. Und für die unabhängigen Aufsichtsräte muss die eilige Neuausrichtung einen schalen Beigeschmack haben. Sie werden jetzt nur noch zum Abnicken gebraucht.
Die klare Teilung des Konzerns in einen Industriegüterkonzern und einen Stahlkonzern samt Weiterverarbeitungsaktivitäten gefällt dem Kapitalmarkt jedenfalls - zumal es keine Holding mit teuren Verwaltungsaktivitäten oberhalb der beiden Schwesterkonzerne mehr geben wird.
Die von der Investmentbank Goldman Sachs ausgearbeitete Lösung hat zudem noch ein weiteres cleveres Finanzdetail: Der Stahlkonzern "Thyssenkrupp Materials" wird mit einer Minderheitsbeteiligung am Schwesterkonzern "Thyssenkrupp Industrials" beteiligt werden. Diese Aktien kann der Stahl- und Werkstoffkonzern jederzeit versilbern, um mit dem frischen Kapital zuzukaufen oder zu investieren.
Cevian-Gründer Lars Förberg hatte schon lange die Matrixstruktur des Konzerns kritisiert, die eine übermäßig teure Zentrale erfordert, und verlangt, mehr Entscheidungsmacht in die sechs Tochtergesellschaften zu verlagern. Mit der Aufspaltung kommt der Finanzinvestor diesem Ziel einen bedeutenden Schritt näher. Da zudem Krupp-Stiftungs-Chefin Ursula Gather sich nur als "stille Ankeraktionärin" sieht, die lediglich von Zeit zu Zeit kritische Fragen stellt, hat der Plan allerbeste Chancen auf Verwirklichung. Denn auch die IG Metall - vor allem der einflussreiche Vizeaufsichtsratschef Markus Grolms - scheint sich mit der Aufspaltung anzufreunden.
(Börsen-Zeitung, 28.09.2018)
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