29.05.2015 22:47:37
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Börsen-Zeitung: Parität nicht in Sicht, Marktkommentar von Stefan Schaaf
Vorsprung schrumpft
Nicht zuletzt der Renditesprung bei Euro-Staatsanleihen zu Monatsbeginn hat den Zinsvorsprung von US-Papieren weiter schrumpfen lassen. Zuletzt sinken in der Eurozone jedoch wieder die Renditen, während in der abgelaufenen Handelswoche Spekulationen über steigende US-Leitzinsen wieder hochkamen, was nicht zuletzt den Yen belastete. Zum Euro bewegte sich der Dollar hingegen so gut wie nicht. Wie geht es also weiter mit dem global wichtigsten Währungspaar? Möglicherweise werden sich die jüngsten Schwankungen einfach fortsetzen, so dass Analysten von einer volatilen Seitwärtsbewegung sprechen werden. Wahrscheinlicher ist jedoch ein Ausbruch - über die Richtung ist der Markt gespalten. Grob gesagt gibt es zwei grundsätzliche, aber divergierende Erwartungshaltungen zum Euro-Dollar-Kurs. Im Kern geht es um die Frage, ob der Euro unter die Parität zum Dollar fällt oder nicht, also für einen Euro künftig weniger als ein Dollar gezahlt werden muss. Während die DZ Bank dieser Tage von der Prognose der Parität Abstand genommen hat und nun auf Zwölfmonatssicht eine Euro-Aufwertung erwartet, hält die Deutsche Bank an ihrer Skepsis fest und prognostiziert noch für dieses Jahr den Fall unter die Parität. Bei Morgan Stanley sieht man es ähnlich, dort lautet das Kursziel für das vierte Quartal 98 US-Cent je Euro.
Schwaches US-Wachstum
Analysten wie die der Deutschen Bank oder von Morgan Stanley erwarten eine erneute Euro-Abwertung, weil sie auf eine zügige Wiederbelebung des US-Wirtschaftswachstums hoffen. Die andere Seite beruft sich hingegen auf zuletzt schwache Wirtschaftsdaten aus den USA bei gleichzeitig einer Reihe positiver Überraschungen in der Eurozone. Diese Seite, zu der neben der DZ Bank auch HSBC zählt, erwartet eine Trendwende beim Euro-Kurs.
Rückenwind dürfte diese Gruppe in ihrer Argumentation von den jüngsten Wachstumsdaten aus den USA bekommen. Dort ist das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 0,7% geschrumpft. Zudem fiel der wichtige Chicago-Einkaufsmanagerindex unter die Expansionsschwelle. Noch ein schwaches Quartal, und die USA stecken offiziell in der Rezession. Dann wird ein viertes Anleihekaufprogramm (QE4) wahrscheinlicher als eine Zinserhöhung, die Parität wäre dann nicht in Sicht.
Euro-Schwemme
So weit ist es sicherlich noch nicht, aber die US-Konjunktur spricht derzeit nicht für einen deutlich stärkeren Dollar. Allerdings könnte der Euro aus anderen Gründen schwächeln. Die Währungsanalysten der Deutschen Bank sprechen von der Euro-Schwemme. Weil es in der Eurozone kaum noch Zinsen gibt, könnten die hohen Sparvermögen - insbesondere der Deutschen - auf Renditejagd in alle Welt gehen. Dann würde auch der Euro geschwächt werden.
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