Interview |
01.04.2013 03:00:00
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Brenntag-Finanzchef: Wir sind dem Ziel nahe
Chemiedistributeur — schon die Bezeichnung des MDAX-Mitglieds Brenntag klingt für Branchenfremde staubtrocken. Dabei ist das Geschäft der Mülheimer sehr lukrativ. Soeben legte der Konzern die Bilanz für 2012 vor, es war ein Rekordjahr, die Erwartungen der Analysten wurden übertroffen. Der Vorstand will die Aktionäre mit einer Erhöhung der Dividende um ein Fünftel belohnen.
Distributeure wie Brenntag schieben sich in die Lücke zwischen Chemiekonzernen und Industriekunden. Je kleiner die benötigten Mengen, desto besser für die Nischenspieler. €uro am Sonntag sprach mit Finanzchef Georg Müller über die Aussichten des MDAX-Mitglieds und die Pläne des Vorstands für einen Aufstieg in den DAX.
€uro am Sonntag: Weltweit
laufen neun Prozent des Chemievertriebs über produzentenunabhängige Distributeure. Brenntag ist mit sieben Prozent Marktanteil die Nummer 1. Wie viel Wachstum
bietet denn Ihre Nische?
Georg Müller: Es gibt bei Chemiekonzernen den sehr langfristigen Trend, Distributeure mehr und mehr in die Lieferkette einzubeziehen. Das erlaubt ihnen die Fokussierung auf die Produktion. Zudem bringen Distributeure den Konzernen Zugang zu weiteren Kunden und Aufträgen, die wegen ihrer relativ geringen Größe zuvor nicht rentabel waren. Für Auslagerungen im Vertrieb sind bei den Produzenten chemischer Produkte aber strukturelle Veränderungen notwendig. Das dauert seine Zeit. Insbesondere in den Schwellenländern steht diese Entwicklung erst am Anfang.
Wegen der günstigen Energiepreise gehen viele Experten von
einer Renaissance der US-Industrie aus. Erwarten Sie dasselbe, und wie will Brenntag davon profitieren?
Ja, das wird so kommen. Und weil unsere Kunden in der Regel Industriefirmen sind, spielt uns das in die Karten. Unser Amerika-Geschäft ist zuletzt stark gewachsen. Wir bleiben sehr optimistisch.
Sie haben soeben einen Spezialisten für Chemikalien zur Gasförderung in den USA übernommen. Wird Ihr Geschäft in Amerika bald größer als das in Europa sein?
So eindeutig, wie es scheint, ist es nicht. Beides sind für Brenntag große Regionen, die mittelfristig ähnliche Wachstumsraten bieten.
Wie stark spürt Brenntag die europäische Schuldenkrise, in Europa fährt der Konzern schließlich rund die Hälfte des Umsatzes ein?
Bisher kaum. Die Stabilität unseres Geschäftsmodells basiert auf der Diversifizierung nach Regionen, Kunden, Produkten und Industrien. Das Geschäft in Südeuropa ist mit etwas mehr als fünf Prozent des Konzernumsatzes sehr klein.
Die operative Marge in Europa soll mittelfristig von 34 auf 40 Prozent steigen. Wie ist das angesichts der Rahmenbedingungen zu schaffen?
Unsere Chancen bleiben auch in einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld gut, weil Marktteilnehmer ihre Effizienz verbessern und eher kleinere Mengen Chemikalien ordern. Das ist unser Kerngeschäft als Distributor. Zudem sind wir 2012 mit einem feinen Kamm durch alle Prozesse gegangen und haben Einsparungen dort umgesetzt, wo es notwendig war. Wir haben die Belegschaft hier beispielsweise um vier Prozent reduziert.
Konzentrieren Sie sich künftig stärker auf die Emerging Markets?
Wir gehen in allen Regionen von Wachstum aus, auch in Europa und Nordamerika. Parallel zum Ausbau des Geschäfts in den Industrieländern wollen wir im Raum Asien-Pazifik, in Lateinamerika und in Zentral- und Osteuropa jedoch stärker zulegen.
Gehen Sie davon aus, dass Sie die Wachstumsraten halten können?
Wir haben für kein einzelnes Jahr, auch nicht für 2013, eine Wachstumsprognose abgegeben. Auf der langfristigen Zeitachse sollten es jedoch beim operativen Gewinn mindestens sechs bis neun Prozent Zuwachs pro Jahr aus eigener Kraft, also organisch, sein, plus die Beiträge aus Akquisitionen.
Analysten erwarten Brenntags Debüt im DAX binnen 18 Monaten. Rechnen auch Sie mit einer Aufnahme in diesem Zeitraum?
Bei der Marktkapitalisierung sind wir nahe am Ziel und könnten schon aufrücken. Beim Handelsvolumen der Aktie besteht noch etwas Aufholbedarf. Aber was noch nicht ist, kann bis dahin ja noch werden.
Investor-Info
Brenntag
Weiter auf Rekordkurs
Trotz der Schuldenkrise in Europa will der Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien auch auf dem Alten Kontinent weiter zulegen. 2012 stieg der Umsatz um 11,6 Prozent auf fast zehn Milliarden Euro. Beim Nettogewinn legte der Konzern aus Mülheim an der Ruhr um gut 21 Prozent auf 338 Millionen Euro zu. Damit präsentierte Brenntag eine Rekordbilanz und strebt auch 2013 „Wachstum bei allen wichtigen Parametern“ an. Attraktiv.
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