20.10.2006 18:02:00
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DAX Schluss: Knapp über 6.200 Punkten, SAP und Infineon unter Druck, Siemens gesucht
Bei der freundlich in den Handel gestarteten Volkswagen-Aktie realisierten die Anleger nach der starken Vortagesentwicklung heute Gewinne, der Titel fiel um 0,6 Prozent zurück. SAP setzten die gestrige Talfahrt fort und lagen zum Handelsende mit 1,6 Prozent im Minus. Infineon knickten um 2 Prozent ein. Der amerikanische Speicherchiphersteller SanDisk präsentierte am Vorabend zwar besser als erwartet ausgefallene Ergebnisse, prognostiziert zugleich aber einen massiven Preisverfall bei Flash-Speichern. Die SanDisk-Aktie tendierte in New York zuletzt 19 Prozent schwächer. Aktien der Deutschen Bank standen ebenfalls etwas unter Abgabedruck. Das Bankhaus hat heute eine Vereinbarung zur Übernahme des britischen Vermögensverwalters Tilney Group unterzeichnet. Presseangaben zufolge könnte der Kaufpreis bei umgerechnet rund 520 Mio. Euro liegen.
Zum stärksten Indexwert avancierte hingegen Siemens, der Wert preschte um 2,7 Prozent vor. Der Geschäftsbereich des Industriekonzerns Power Transmission and Distributions (PTD) wird im Geschäftsjahr 2005/2006 beim Umsatz die Grenze von 6 Mrd. Euro überscheiten. Dies sagte Bereichsvorstand Udo Niehage in einem Presseinterview. Auf dem zweiten Platz folgte das Papier der Deutschen Börse mit einem 1,9-prozentigen Aufschlag. Einem Pressebericht zufolge sieht sich der Konzern in Zusammenhang mit der jüngsten Börsenfusion in den USA in ihrem Ringen um die Übernahme der Vier-Länder-Börse Euronext gestärkt. Bayer-Papiere präsentierten sich ebenfalls fester. Einem Zeitungsbericht zufolge sind drei Investoren an der Bayer-Tochter H.C. Starck interessiert, wobei der Kaufpreis bei rund 1 Mrd. Euro liegen dürfte.
In der zweiten Reihe stand die Aktie von ProSiebenSat.1 im Blick. Laut einem Zeitungsartikel will das Eigentümerkonsortium um den US-Milliardär Hain Saban seine Beteiligung an dem Medienkonzern veräußern, die Aktie verlor nach anfänglichen Gewinnen 1,1 Prozent. EADS befanden sich im Aufwind und schlossen etwas fester. In einem Presseinterview mit EADS-Co-Chef Thomas Enders äußerte sich der Manager zuversichtlich, dass die Probleme beim Airbus-Großraumflugzeug A380 nicht auf andere Geschäftsfelder im europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern überschwappen.
Schlusskurse (17:36 Uhr):
DAX: 6.202,82 (+0,41 Prozent)
MDAX: 8.650,21 (+0,31 Prozent)
Tagesgewinner: Siemens, Deutsche Börse, ThyssenKrupp
Tagesverlierer: Infineon, SAP, Volkswagen
Unternehmensmeldungen:
Die Deutsche Börse AG sieht sich Presseangaben zufolge in Zusammenhang mit der jüngsten Börsenfusion in den USA in ihrem Ringen um die Übernahme der Vier-Länder-Börse Euronext N.V. (ISIN NL0000290641/ WKN A0KEPS) gestärkt. Wie die "EURO am Sonntag" (Vorabveröffentlichung) unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, ist dies ein wesentliches Ergebnis des Treffens des Börsen-Strategieausschusses. Der Ausschuss ist ein Gremium des Aufsichtsrates und hatte am vergangenen Mittwoch getagt. Zuvor hatten die beiden größten US-Derivatebörsen CBOT und CME ihre Fusion bekannt gegeben. Die Chicagoer Börse CME galt seit längerem auch als möglicher Fusionspartner für die Deutsche Börse. Wie die Wirtschaftszeitung weiter meldet, rechnet der Strategieausschuss durch den Zusammenschluss in den USA mit mehr Spielraum für das eigene Unternehmen aufgrund der zunehmenden Machtkonzentration weniger Großbörsen jenseits des Atlantiks. Neben dem Zusammenschluss von CBOT und CME ist nach Ansicht des Ausschusses auch eine Fusion der NYSE Group Inc. (ISIN US62949W1036/ WKN A0ESZ9) mit der Technologiebörse Nasdaq Stock Market Inc. (ISIN US6311031081/ WKN 813516), die bisher von der US-Regierung abgelehnt worden war, wieder realistischer. Dadurch würde sich der Einigungsdruck auf die Börsen in Europa laut dem Bericht nach Einschätzung des Gremiums zusätzlich erhöhen. Als weiterer Grund für eine europäische Lösung wurde der zunehmende Widerstand von Frankreich gegen die geplante Übernahme von Euronext durch die NYSE wegen der wachsenden Macht der US-Börsen genannt. Unter anderem hätten der französische Ministerpräsident Jacques Chirac und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrem Treffen vergangene Woche erneut ihre Unterstützung für einen innereuropäischen Börsenzusammenschluss bekräftigt, hieß es weiter.
Die Deutsche Bank AG (ISIN DE0005140008/ WKN 514000) hat heute eine Vereinbarung zur Übernahme des britischen Vermögensverwalters Tilney Group Ltd. von Bridgepoint und dem Tilney Management unterzeichnet. Tilney ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 6,7 Mrd. Britischen Pfund (GBP) (rund 10 Mrd. Euro) der viertgrößte unabhängige Vermögensverwalter in Großbritannien und beschäftigt 330 Mitarbeiter, die mehr als 15.000 Kunden betreuen. Das Unternehmen hat einen starken regionalen Fokus und betreibt Filialen in Liverpool, London, Edinburgh, Glasgow, Birmingham und Shrewsbury. Die Übernahme ist Konzernangaben zufolge ein wesentlicher Bestandteil der Strategie der Deutschen Bank in ausgewählten Kernmärkten im Private Wealth Segment zu wachsen und in verschiedene Kundensegmente vorzudringen, so auch in die Zielgruppe unabhängiger Vermögensverwalter. Der Abschluss der Übernahme wird, wird vorbehaltlich der erforderlichen aufsichts- und kartellrechtlichen Genehmigungen, voraussichtlich im vierten Quartal abgeschlossen. Finanzielle Einzelheiten der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben. Im Vorfeld hatte es bereits Medienberichte über eine Übernahme von Tilney durch die Deutsche Bank gegeben. Dabei war von einem Kaufpreis in Höhe von umgerechnet rund 520 Mio. Euro die Rede.
Wie das "Wall Street Journal" heute berichtet, wird der Automobilkonzern DaimlerChrysler AG (ISIN DE0007100000/ WKN 710000) Manager seiner Mercedes Car Group auswählen, damit diese Restrukturierungsschritte bei der US-Sparte Chrysler prüfen können, darunter die mögliche Schließung einer Produktionsfabrik. Der Zeitung zufolge plant das Unternehmen im Rahmen umfangreicher Kostensenkungsvorhaben zudem längerfristige Geschäftsbeziehungen zu seinen Lieferanten. Die Pläne haben zum Ziel, die Kosten bei jedem von Chrysler produzierten Fahrzeug um 1.000 Dollar zu senken, was Milliarden Dollar einsparen würde. Rainer E. Schmückle, COO der Mercedes Car Group, wird laut der Zeitung Teil eines Teams sein, das sich nun auf die Chrysler Group konzentrieren soll. Die Expertengruppe werde dabei Einsparpotenziale in den Bereichen Einkauf, Entwicklung, Verkauf, Marketing und Produktion prüfen und sich die Schließung eines Werks in Newark im US-Bundesstaat Delaware genau ansehen. Die Chrysler Group hat im September für das dritte Quartal einen operativen Verlust in Höhe von bis zu 1,5 Mrd. Dollar prognostiziert.
Drei Investoren sind Presseangaben zufolge an der Übernahme der zur Bayer AG (ISIN DE0005752000/ WKN 575200) gehörenden Tochter H.C. Starck interessiert. Wie die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, handelt es sich bei den Kaufinteressenten um ein Tandem aus den Finanzinvestoren Advent und Carlyle, die Beteiligungsgesellschaft Bain Capital sowie den belgische Metallkonzern Umicore S.A. (ISIN BE0003626372/ WKN 850331). Den Angaben zufolge läuft die detaillierte Prüfung der Bücher (Due Diligence) noch bis kommende Woche, wobei der Kaufpreis bei rund 1 Mrd. Euro liegen dürfte. Die in Goslar ansässige Bayer-Tochter H.C. Starck produziert Metalle für die Elektronikindustrie, Medizintechnik und Raumfahrt und generierte im abgelaufenen Fiskaljahr einen Umsatz von 920 Mio. Euro. Für das laufende Fiskaljahr wird nach Angaben der Wirtschaftszeitung ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 120 bis 140 Mio. Euro erwartet. Bayer trennt sich von H.C. Starck und seiner Tochter Wolff Walsrode, um die Übernahme des Pharmakonzerns Schering AG (ISIN DE0007172009/ WKN 717200) mitzufinanzieren. Bei der Veräußerung der beiden Tochtergesellschaften wird der Pharmakonzern von der schweizerischen Bankgesellschaft UBS betreut.
Der Geschäftsbereich Power Transmission and Distributions (PTD) des Industriekonzerns Siemens AG (ISIN DE0007236101/ WKN 723610) geht Presseangaben zufolge für das laufende Fiskaljahr von einem Umsatzwachstum aus. "Im Geschäftsjahr 2005/2006 werden wir wie angekündigt die Grenze von 6 Mrd. Euro überschritten haben", erklärte Udo Niehage, Bereichsvorstand der Konzernsparte PTD, in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Vor drei Jahren erzielte Siemens mit Anlagen, Produkten und dem Service für die Energieübertragung und -verteilung wie Hochspannungsgeräten, Schaltanlagen und Transformatoren erst einen Umsatz von 3,5 Mrd. Euro. Die in Erlangen beheimatete Sparte liegt mit einer Umsatzrendite - bezogen im Wesentlichen auf den Gewinn vor Zinsen und Steuern - schon seit drei Jahren im Zielkorridor von 5 bis 7 Prozent. In den ersten neun Monaten des vor drei Wochen zu Ende gegangenen Geschäftsjahres waren es knapp 6 Prozent. "Wir trauen uns zu, das Ergebnis weiter zu steigern", erklärte der Vorsitzende des Bereichsvorstands. Mit Blick auf das kommende Frühjahr äußerte sich Niehage ebenfalls optimistisch: "Selbstverständlich wird PTD auch dann das Renditeziel erreichen." Dabei geht der Manager angesichts der weltweiten Rahmenbedingungen auch weiterhin von einer überdurchschnittlichen Entwicklung seiner Geschäftssparte aus: "Die Aussichten für unser Geschäft sind super", sagt Niehage kurz und knapp. "Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren mindestens doppelt so stark wachsen wie die Weltwirtschaft."
Die Deutsche Lufthansa AG (ISIN DE0008232125/ WKN 823212) hat weitreichende Umstrukturierungen in ihrer Kernsparte beschlossen. Laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" wird die größte deutsche Fluggesellschaft künftig ihre Konzernsparte für die Passagierbeförderung (Passage) nicht mehr zentral steuern. Stattdessen werden die wichtigsten Prozesse in drei separaten Bereichen gemanagt. Dazu werden jeweils die Flughafen-Drehkreuze Frankfurt und München sowie alle so genannten dezentralen Standorte - also die restlichen elf deutschen Flughäfen, an denen die Lufthansa startet - nun zu komplett eigenständigen Organisationen ausgebaut. Den dafür zuständigen drei Stationsleitern wird dabei deutlich mehr Verantwortung übertragen: Unter ihnen werden die 250 Flugzeuge der Lufthansa Passage aufgeteilt, die sie dann ausschließlich in ihrem Bereich einsetzen. Für die Flugplansteuerung werden 100 Mitarbeiter aus der Zentrale in die drei Bereich wechseln. Den Umbau hat die Lufthansa laut dem Bericht vor gut zwei Wochen auf einer Mitarbeiterveranstaltung bekannt gegeben. Durch dieses Maßnahmenpaket will der Konzern seine bisherige funktional-zentrale Organisation für ein weiteres erfolgreiches Wachstum rüsten", bestätigte der für den Umbau zuständige Lufthansa-Manager Oliver Barthelmeh der Wirtschaftszeitung. Nach Angaben des Projektleiters werden in diesem Zusammenhang "mittel- und langfristig auch Kostensenkungen erwartet", hieß es weiter. Die Sparte beschäftigt rund 30.000 Mitarbeiter und hat zuletzt 42 Prozent zum Konzernumsatz beigesteuert. Das neue Modell startet Anfang 2007. Dann wird zunächst der Europa-Verkehr darauf umgestellt; zum Sommerflugplan folgt mit den Interkontinentalstrecken der Rest.
Das Eigentümerkonsortium um den US-Milliardär Hain Saban will Presseangaben zufolge seine Beteiligung an der ProSiebenSat.1 Media AG (ISIN DE0007771172/ WKN 777117) veräußern. Wie die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf verhandlungsnahe Kreise berichtet, haben die Eigentümer Saban und die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Providence die Investmentbanken JP Morgan und Morgan Stanley damit beauftragt, eine Auktion zum Verkauf des im MDAX notierten Medienkonzern zu starten. Durch den Verkauf wollen die Eigentümer die derzeit gute Situation auf dem TV-Werbemarkt ausnutzen, wobei für das laufende Fiskaljahr bei ProSiebenSat.1 ein Rekordergebnis erwartet wird. Erst am Mittwoch hatte Konzernchef Guillaume de Posch seine Prognose für das Werbejahr erhöht. Zudem dringen laut dem Bericht einzelne der acht Mitglieder des Konsortiums bereits seit Längerem auf einen Ausstieg. Springer hatte 2005 für 23,58 Euro pro Stammaktie den Zuschlag erhalten und hätte insgesamt 2,5 Mrd. Euro für das Paket bezahlt. Jetzt wollen die Eigner erheblich mehr Geld sehen. Sie argumentieren, seit dem Springer-Deal habe sich die Lage für ProSiebenSat.1 gebessert. Eingestiegen waren Saban und Partner 2003 für nur 721 Mio. Euro. Anschließend hatten sie zusätzlich 282 Mio. Euro frisches Kapital in die Firma gesteckt. Nach dem gescheiterten Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an dem Medienkonzern im Januar an die Axel Springer AG (ISIN DE0005501357/ WKN 550135) hatten die Eigentümer laut dem Bericht den Anschein vermeiden wollen, dass man unter Verkaufsdruck steht. Schon damals wurden aber laut dem Bericht mit Interessenten gesprochen, etwa mit US-Medienkonzern NBC Universal und Finanzinvestoren wie Apax und Goldman Sachs. Wie die Wirtschaftszeitung weiter berichtet, wurden auch in der vergangenen Woche Verhandlungen geführt, wobei man sich jedoch über den Kaufpreis nicht einig werden konnte. Offenbar verlangten die Eigner knapp 30 Euro pro Stammaktie. Die Interessenten aus der Finanzbranche boten deutlich weniger. "Wie Finanzinvestoren bei den Preisvorstellungen auf ihren Return kommen sollen, ist mir unklar", wird ein Kaufinteressent in diesem Zusammenhang zitiert.
Thomas Enders, Co-Chef der European Aeronautic Defence and Space Co. EADS N.V. (ISIN NL0000235190/ WKN 938914), äußerte sich zuversichtlich, dass die Probleme beim Airbus-Großraumflugzeug A380 nicht auf andere Geschäftsfelder im europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern überschwappen. Dies berichtet die "WirtschaftsWoche" heute. "Alle Bereiche schreiben schwarze Zahlen und helfen so, der Krise bei Airbus gegenzusteuern." Das werde zwar den Gewinneinbruch durch den A380 nicht wettmachen, so Enders. Aber "insgesamt erwarten wir in den Nicht-Airbus-Geschäften im nächsten Jahr 1 Mrd. Euro Gewinn". Für die nächsten Jahre kündigt Enders laut dem Magazin eine "erhebliche Steigerung" an: "Für die Konzernzentrale haben wir die Budgets massiv gekürzt und eine Personalreduzierung um zehn Prozent beschlossen. Vorstand und oberen Führungskräften haben wir eine Nullrunde verordnet." Enders ist überzeugt, "EADS wird aus dieser Krise gestärkt hervor gehen." Weniger positiv bewertet Enders den überraschenden Rücktritt von Airbus-Chef Christian Streiff: "Ich habe den Eindruck, der Mann hat Angst vor der Aufgabe bekommen. Für mich ist das Fahnenflucht. Ein Kommandeur verlässt seine Truppe nicht, wenn sie im Feuer steht." (20.10.2006/ac/n/m)
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