Internet-Ikone im Blick |
09.02.2013 03:00:00
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Der Marissa-Effekt - Kursrallye bei Yahoo
Ein Unternehmen wird zur Seifenoper. Dank Vorstandschefin Marissa Mayer interessieren sich Klatschblätter auf der ganzen Welt für Yahoo. Es gibt schließlich viel zu erzählen: eine aufstrebende Jungmanagerin, Schwangerschaft, die ersten Bilder des Babys, die Enthüllung des Babynamens. Das geht ans Herz! Und hilft womöglich sogar dem Unternehmen. Denn jeder Artikel ist zugleich Gratiswerbung für Yahoos Internetportale.
Jetzt lieferte Mayer erstmals auch Fakten. Und die waren, zumindest auf den ersten Blick, erfreulich. Das Schlussquartal 2012, der erste komplette Geschäftsabschnitt unter der 37-jährigen Chefin, ist besser gelaufen, als es Analysten erwartet hatten. Der bereinigte Gewinn lag mit 32 Cent je Aktie vier Cent über Konsensschätzung. Erstmals seit 2008 konnte Yahoo seinen Gesamtumsatz auf Jahresbasis steigern, wenn auch nur minimal. Der Gewinn stieg 2012 um atemberaubende 3,9 Milliarden — allerdings waren hier Einmalerlöse aus dem Verkauf von Anteilen des chinesischen Internetunternehmens Alibaba enthalten.
700 Millionen Nutzer besuchen jeden Monat die Internetseiten des Unternehmens: das Nachrichtenportal oder auch den Fotodienst Flickr. Das klingt gut, aber gemessen etwa am Internetgiganten Google ist die Ertragskraft enttäuschend. Zudem kämpft auch Yahoo mit der wachsenden Popularität der internetfähigen Mobiltelefone. Da die Bildschirme dieser Smartphones deutlich kleiner sind als beim klassischen Schreibtischcomputer, lässt sich Werbung hier nur zu wesentlich niedrigeren Preisen verkaufen.
Mayer bittet um Geduld. Yahoo sei ein langfristiges Projekt, erklärt sie Finanzanalysten. Die diversen Yahoo-Angebote sollen überarbeitet und so gestaltet werden, dass Nutzer dort mehr Zeit verbringen und dadurch die Werbeerlöse des Unternehmens steigen. Bei Flickr und dem Internetdienst Yahoo Mail habe man bereits Erfolge erzielt. Es solle eine „Kettenreaktion“ geben, wünscht sich die Chefin.
Auf jeden Fall bewegt sich was bei Yahoo: Mayer hat anerkannte Experten eingestellt und bemüht sich, kreative Prozesse im Unternehmen zu stärken. Um sich besser im mobilen Internet zu positionieren, hat Yahoo zwei kleine Softwarefirmen eingekauft: Stamped und OnTheAir. Wie das alles in der Praxis produktiv umgesetzt werden soll, lässt sich bislang allenfalls erahnen. Die Yahoo-Aktie wird damit zu einer Glaubensfrage.
Der Vertrauensbonus, den die Chefin an der Wall Street genießt, aber auch die Bewertung der Aktie sollten das Risiko nach unten begrenzen. Ein Blick in die Bilanz zeigt: Yahoo hatte zum Jahreswechsel sechs Milliarden Dollar auf der hohen Kante. Das entspricht etwa fünf Dollar je Aktie. Rechnet man die Beteiligungen an Yahoo Japan und der chinesischen Suchmaschine Alibaba hinzu, entsprechen die Vermögenswerte in etwa einem Wert von 15 Dollar beziehungsweise elf Euro je Yahoo-Aktie. Da das Unternehmen keine langfristigen Schulden in der Bilanz hat, wäre der aktuelle Aktienkurs also weitgehend durch Vermögenswerte abgedeckt.
Längerfristig muss Marissa Mayer mehr liefern als schöne Geschichten. Derzeit jedoch spricht der Trend für steigende Kurse.
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