30.12.2020 12:58:42

DIW: Brexit-Handelsabkommen ist eine Enttäuschung

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat das am Vormittag von der EU-Führung unterzeichnete Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien skeptisch beurteilt. "Dass es einen Brexit-Deal gibt, ist einerseits eine Erleichterung, auch für Wirtschaft und Unternehmen", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. "Andererseits ist das Abkommen jedoch eine Enttäuschung." Zwar habe man in der Kürze der Zeit nicht viel von einem solchen Handelsabkommen erwarten können, doch es blieben viele wichtige Fragen unbeantwortet.

Es handele sich um ein "defensives Abkommen", das lediglich versuche, für die EU die Integrität des Binnenmarktes zu sichern und für die Briten zumindest formal mehr Souveränität zu ermöglichen. "Beide Hoffnungen könnten enttäuscht werden", warnte Fratzscher. Konflikte würden unweigerlich entstehen, wenn beide Seiten unterschiedliche Regeln und wirtschaftspolitische Maßnahmen umsetzen wollten. "Somit dürfte dieses Abkommen nicht das Ende der Verhandlungen sein, sondern nur der Auftakt zu vielen weiteren Verhandlungsrunden", erwartete der Ökonom.

Für die deutsche Wirtschaft sei der Brexit-Deal kurzfristig eine gute Botschaft, denn Zölle und andere Handelshürden würden erst einmal vermieden. Langfristig jedoch werde es unweigerlich zu Schwierigkeiten im Handel mit Großbritannien kommen, wenn sich Regeln in beiden Volkswirtschaften unterschieden. Die Unsicherheit für Unternehmen werde daher hoch bleiben und dazu führen, dass der Handel zwischen Deutschland und Großbritannien weiter schrumpft. Dies werde auch wirtschaftlichen Schaden in Deutschland anrichten.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/sha

(END) Dow Jones Newswires

December 30, 2020 06:59 ET (11:59 GMT)

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