24.08.2014 11:46:30

Draghi: Inflationserwartungen über alle Horizonte gesunken

   Von Hans Bentzien

   EZB-Präsident Mario Draghi hat sich besorgt über die Entwicklung der Inflationserwartungen im Euroraum geäußert. Beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole sprach er von einem "Rückgang über alle Horizonte". Das dürfte Spekulationen über eine weitere Lockerung der Geldpolitik neue Nahrung geben.

   "Im Verlauf des Monats August hat sich an den Finanzmärkten ein Rückgang der Inflationserwartungen über alle Horizonte gezeigt", sagte Draghi und fügte hinzu: "Der Swap-Satz, der die Inflationserwartungen in fünf Jahren für die darauf folgenden fünf Jahre abbildet, ist um 15 Basispunkte auf knapp unter 2 Prozent gesunken - diese Messgröße nutzen wir üblicherweise zur Bestimmung der mittelfristigen Inflation."

   Draghi sprach damit den zentralen Punkt der Diskussion über die aktuell sehr niedrige Inflation an: Dass die Teuerung zuletzt nur noch bei 0,4 Prozent lag, ist für sich genommen noch kein Problem, denn die EZB muss nur mittelfristig für knapp 2 Prozent Inflation sorgen. Allerdings verweist die EZB seit einiger Zeit auf das Risiko, dass die niedrige Inflation die längerfristigen Inflationserwartungen mit in die Tiefe zieht.

   Bewegt haben sich diese Erwartungen auch in den vergangenen Monaten schon. Aber nun sind sie unter 2 Prozent gesunken, und die kürzerfristigen Inflationserwartungen sind noch deutlicher zurückgegangen. Draghi veranlasste das in Jackson Hole zu folgendem Kommentar: "Der EZB-Rat wird diese Entwicklungen berücksichtigen und alle innerhalb seines Mandats verfügbaren Mittel einsetzen, um für mittelfristige Preisstabilität zu sorgen."

   Draghis Worte hatten in Europa zunächst kaum Beachtung gefunden, weil sie im offiziell verbreiteten Redetext nicht enthalten waren. Erst am Sonntag ergänzte die EZB-Pressestelle den Redetext auf ihrer Website.

   In dem bereits am Freitagabend veröffentlichten Redetext hatte Draghi zugesagt, dass die EZB ihre Geldpolitik falls erforderlich weiter lockern und dabei auch unkonventionelle Instrumente einsetzen würde. "Das Risiko, bei der Nachfragestärkung zu wenig zu tun, ist derzeit größer als das Risiko, zu viel zu tun", sagte er. Der Geldpolitik komme bei der Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage eine "zentrale Rolle" zu.

   Nach Aussage des EZB-Präsidenten machen die Vorbereitungen für den Ankauf von Kreditverbriefungen (Asset-backed securities - ABS) rasche Fortschritte. "Wir erwarten, dass sie zu einer weiteren Lockerung der Kreditbedingungen führen. Solche Ankäufe würden unsere Möglichkeiten zur Ausweitung der Liquidität deutlich vermehren", sagte Draghi.

   Große Beachtung hat auch gefunden, dass der EZB-Präsident angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums mehr öffentliche Ausgaben befürwortet. "Die vorhandene Flexibilität der (Fiskal-)Regeln könnte genutzt werden, um die Erholung zu verstärken und den Kosten der notwendigen Strukturreformen Rechnung zu tragen", sagte er. Damit dürfte er auch auf Deutschland gezielt haben, das seinen Haushalt bereits nahezu ausgeglichen hat und dessen Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,2 Prozent geschrumpft ist.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com

   DJG/hab/sha

   (END) Dow Jones Newswires

   August 24, 2014 05:15 ET (09:15 GMT)

   Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 05 15 AM EDT 08-24-14

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!