06.03.2024 06:23:40

Drei Viertel der Frauen in Vollzeit verdienen weniger als Männer

BERLIN (dpa-AFX) - Drei von vier Frauen in Vollzeit verdienen nach Angaben des Statistischen Bundesamts weniger als Männer - und zwar teils sehr deutlich. So liegt der Verdienst bei 40 Prozent der betroffenen Frauen um mindestens 30 Prozent niedriger. Dies geht aus Zahlen hervor, die die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht beim Statistikamt abgefragt hat. Insgesamt 34 Prozent der betroffenen Frauen bekommen bis zu 30 Prozent weniger. 26 Prozent der Frauen in Vollzeit verdienen genauso viel oder mehr als Männer.

Das Gefälle zeigt sich auch in den offiziellen Angaben zu den durchschnittlichen Bruttoverdiensten je Stunde. Bundesweit lag 2023 der Durchschnittswert für Männer bei 26,63 Euro, für Frauen bei 22,54 Euro. Die Unterschiede erklären sich unter anderem daraus, dass viele der oft von Frauen ausgeübten Berufe niedrige Stundenlöhne haben. Oder anders gesagt: Männer arbeiten häufiger in Jobs, die besser bezahlt sind.

Bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit muss nach EU-Regeln eigentlich auch der Lohn gleich sein. Die 2023 vereinbarte EU-Entgelttransparenzrichtlinie soll auch sicherstellen, dass die sogenannte Gender Pay Gap zurückgeht.

"Völlig inakzeptabel"

Am Stand der Dinge übte Wagenknecht scharfe Kritik. "Dass 74 Prozent der Frauen in Vollzeitarbeit weniger verdienen als Männer im Schnitt, ist völlig inakzeptabel", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Eine Lohnlücke von im Schnitt mehr als vier Euro pro Stunde sei "eine Ungerechtigkeit, die nicht ins 21. Jahrhundert passt".

Nicht das Gendern oder Sprachregeln seien entscheidend für die Geschlechtergerechtigkeit, sondern die Löhne. "Hier haben die Ampel und insbesondere der Arbeitsminister auf ganzer Linie versagt", meinte Wagenknecht. "Es reicht nicht, einmal im Jahr am Frauentag zu mahnen und nette Social-Media-Clips zu drehen." Sie erneuerte die Forderung nach 14 Euro Mindestlohn als einen ersten Schritt.

Schlusslichter Bayern und Baden-Württemberg

Schlusslichter unter den Bundesländern sind Bayern und Baden-Württemberg: Dort liegt der Anteil der vollzeitbeschäftigten Frauen mit gleichen oder höheren Entgelten mit 22 und 21 Prozent unter dem Durchschnitt. Der Anteil mit mindestens 30 Prozent geringeren Entgelten liegt mit jeweils 45 Prozent höher als bundesweit. Anders herum ist es in den östlichen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen: Der Anteil der gleich oder besser verdienenden Frauen liegt höher als im Schnitt; der Anteil der besonders schlecht bezahlten Frauen niedriger.

Die Angaben des Statistikamts beziehen sich auf bundesweit 6,5 Millionen vollzeitbeschäftigte Frauen. Nicht erfasst werden dabei öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung und Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten./vsr/DP/zb

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