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07.02.2013 17:53:30

Europas Zentralbanken bewegen Wechselkurse

   Von Hans Bentzien

   Die beiden großen europäischen Zentralbanken haben am Donnerstag für kräftige Wechselkursbewegungen gesorgt. Während EZB-Präsident Mario Draghi einen kleinen Euro-Absturz provozierte, sorgte der designierte Gouverneur der Bank of England für eine Mini-Rally des Pfund.

   Seit Tagen fieberten die Finanzmärkte der monatlichen Pressekonferenz von EZB-Präsident Draghi und der Anhörung des künftigen BoE-Gouverneurs Carney entgegen - mit gutem Grund: Während von Draghi Aussagen zur stürmischen Aufwertung des Euro erhofft wurden, sollte Carney die Spekulationen um seinen geldpolitischen Kurs beenden. Keiner der beiden Akteure enttäuschte.

   Mark Carney, der im Juli den jetzigen BoE-Gouverneur Mervyn King beerben wird, blies zunächst die von manchem Beobachter erhoffte geldpolitische Revolution ab und leitete damit eine kleine Pfund-Rally ein. Er bekannte sich zunächst zum Prinzip, die Geldpolitik der Zentralbank an den Inflationsperspektiven auszurichten.

   Es ist bekannt, dass der jetzige Gouverneur der Bank of Canada rein theoretisch damit liebäugelt, die Geldpolitik an bestimmten Wachstumszielen auszurichten. Aber in der Anhörung räumte er ein, dass eine solche Strategie nur funktioniere, wenn die Menschen sie verstehen. Und das sei nicht vorauszusetzen.

   Somit bleibt es bei der Inflationssteuerung, wobei Carney aber eine größere Flexibilität anstrebt. Er regte an, der BoE mehr Zeit für das Erreichen ihres Inflationsziels von 2 Prozent zu geben. Das würde ihr die Möglichkeit geben, noch mehr Staatsanleihen oder andere Wertpapiere zu kaufen, obwohl die Inflation das Ziel deutlich übersteigt.

   Weitere Lockerungsmaßnahmen wollte Carney nicht ausschließen. Der geldpolitische Ausschuss der BoE beschloss parallel, im März Staatsanleihen für 6,6 Milliarden Pfund zu kaufen, um das Volumen der von ihr gehaltenen Staatsanleihen konstant bei 375 Milliarden Euro zu halten. Im März werden Papiere in diesem Volumen fällig, die die BoE in den Büchern hat.

   Am Ende des Tages notierte das Pfund nur noch leicht über dem Kurs, den es vor Beginn der Carney-Anhörung gehabt hatte. Ein Pfund kostete um 17.00 Uhr knapp 1,57 US-Dollar.

   Dagegen hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) den Devisenmärkten klar gemacht, dass er einen starken Euro nicht mag. Der Euro fiel von 1,3550 zu Beginn von Draghis Pressekonferenz auf 1,3390 am späten Nachmittag. Dazu musste Draghi nur erwähnen, dass der jüngste Euro-Anstieg die Inflationseinschätzung der EZB geändert hat.

   Ein höherer Euro-Wechselkurs mindert den Inflationsdruck im Euroraum, weil er die Importpreise langsamer steigen lässt. Damit nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Verbraucherpreise weniger stark steigen, als die EZB das derzeit erwartet. Damit wächst zugleich ihr Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik, was wiederum den Euro-Kurs belastet.

   Draghi erwähnte außerdem, dass die EZB genau die Entwicklung am Geldmarkt beobachten wird. Hintergrund: In der Eurozone läuft die geldpolitische Normalisierung. Die zusammengefasste Bilanzsumme der Eurozone-Zentralbanken sinkt in der Tendenz seit Ende September 2012, was nicht das Ergebnis einer EZB-Entscheidung ist. Vielmehr geben die Banken freiwillig Geld an die EZB zurück, was sich besonders deutlich in der vorfristigen Rückzahlungen von 140 Milliarden Euro zeigte, die die Banken eigentlich auf drei Jahre geliehen hatten.

   Weil die Banken sich bei der EZB im Rahmen geldpolitischer Geschäfte so viel Geld wie gewünscht borgen können, kontrollieren die Institute damit quasi die EZB-Bilanz. Draghi führte die Euro-Aufwertung denn auch auf eine Rückkehr des Vertrauens in die Eurozone zurück. Er sagte aber auch, dass Wechselkurse mit dem ökonomischen Fundamentaldaten in Einklang stehen müssten und ihrerseits auf Wachstum und Inflation zurückwirkten.

   Wie lange Draghis Worte die Euro-Aufwertung stoppen können, bleibt allerdings abzuwarten. In den USA hat die Federal Reserve gerade begonnen, monatlich Staatsanleihen für 45 Milliarden Dollar zu kaufen, was den Dollar in der Tendenz weiter schwächen dürfte. Diese zusätzliche Lockerung wird zunächst sicher bis zur Jahresmitte anhalten.

   Zudem hat Japans Geldpolitik einen neuen Anlauf genommen, den Teufelskreis aus sinkenden Preisen und entsprechenden Erwartungen zu brechen. Dazu hat sie ein Inflationsziel von 2 Prozent ausgegeben, das sie mit neuen Staatsanleihekäufen ab 2014 erreichen will. In Erwartung dieser Schritte wertet der Yen seit einiger Zeit ab.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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