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Gewinnwarnung 02.07.2014 17:20:00

EVN-Aktie knickt ein - Konzernverlust erwartet

Für das laufende Geschäftsjahr 2013/14 wird wegen Preisänderungen durch die Regulierungsbehörden in Bulgarien und Mazedonien ein Konzernverlust erwartet, teilte die EVN ad hoc mit. Bisher war man von einem Gewinn über dem Vorjahresniveau (115 Mio. Euro) ausgegangen. Die Aktie knickte nach Veröffentlichung der Gewinnwarnung ein und verlor zeitweise über 4,5 Prozent.

Als Ergebnis der Tarifentscheidungen der Behörden in Verbindung mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation und dem Ausblick hätten die mittelfristigen Erwartungen die Geschäftstätigkeit der EVN-Gruppe betreffend Bulgarien und Mazedonien neu bewertet werden müssen. Dies habe zu vollständigen Wertminderungen der Firmenwerte und Kundenstöcke (148,9 Mio. Euro und 43,0 Mio. Euro), einer teilweisen Wertminderung von sonstigen Vermögenswerten (15,0 Mio. Euro) sowie einem negativen Nettoeffekt aus dem erstmaligen Ansatz einer regulatorischen Verbindlichkeit in Bulgarien (54,0 Mio. Euro) geführt.

Der kumulierte Effekt dieser Maßnahmen betrage bezogen auf das operative Ergebnis (EBIT) der EVN-Gruppe 260,9 Mio. Euro. Davon entfielen 210,1 Mio. Euro auf Bulgarien und 50,8 Mio. Euro auf Mazedonien.

Diese Maßnahmen seien überwiegend nicht zahlungswirksam und sollten daher keinen Einfluss auf die erwarteten Dividendenzahlungen haben.

Laut gestriger Regulatorentscheidung dürfen höhere Strombezugspreise nur zum Teil an die Endkunden weitergegeben werden.

Die EVN nehme nun eine Bereinigung der historischen Firmenwerte vor, so ein Sprecher zur APA. Diese könnten trotz aller operativen Erfolge vor dem Hintergrund der Preisentscheidung der Regulierungsbehörden und der wirtschaftlichen Situation in den beiden Ländern nicht verdient werden. Die EVN verdiene in beiden Ländern operativ.


Balkan-Engagement zieht Niederösterreicher unter Wasser

Der EVN bläst in Bulgarien schon seit längerem ein rauer Wind entgegen, es gab immer wieder Probleme mit den Strompreisen. Bereits im Vorjahr wurde ein Schiedsverfahren bei der Weltbank eingeleitet. Nun haben die Regulierungsbehörden in den beiden Ländern per Anfang Juli erneut Tarifänderungen verordnet. Die EVN muss Firmenwerte abschreiben und erwartet nun einen Konzernverlust für 2013/14.

Solche Investitionsschutzverfahren dauerten in der Regel zweieinhalb bis drei Jahre, in diesem Zeitraum seien auch außergerichtliche Lösungen möglich, hatte EVN-Vorstand Stefan Szyszkowitz zuletzt Ende Mai bei der Halbjahrespressekonferenz erklärt.

Die EVN-Aktie notierte kurz nach 15 Uhr in einem freundlichen Gesamtmarkt mit 10,19 Euro um 4,63 Prozent unter Vortagesschluss.

Die zuständigen Regulierungsbehörden in Bulgarien und Mazedonien haben laut heutiger EVN-Ad-hoc-Mitteilung gestern folgende Änderungen der Stromtarife bekannt gegeben. Demnach sehen die neuen Tarife in Bulgarien im Zeitraum 1. Juli 2014 bis 30. Juni 2015 eine "deutliche Erhöhung des Strombezugspreise" vor, gleichzeitig würden die Endkundenpreise nur geringfügig angehoben. Die effektive Kostenbasis der betroffenen EVN-Töchter werde nicht voll umfänglich berücksichtigt. Zudem werde ein Tarifbestandteil angewendet, der wirtschaftlich zu einer Rückführung von Erlösen aus vorangegangen Regulierungsperioden führe.

In Mazedonien würden mit Anfang Juli die Netzgebühren nur geringfügig angehoben, die Endkundenpreise stiegen unter den Erwartungen. Zudem würden zu erwartende Kosten beginnend mit der Anfang 2015 geplanten nächsten Stufe der Marktliberalisierung in der Tarifentscheidung nicht berücksichtigt.

Die EVN ist 2004/2005 in Bulgarien eingestiegen und hat dort um 271 Mio. Euro zunächst je 67 Prozent an zwei regionalen Stromverteilunternehmen im Südosten des Landes erworben. 2011 kaufte die EVN dem bulgarischen Staat weitere Anteile um rund 45 Mio. Euro ab und hält nun fast 100 Prozent. In Mazedonien erwarben die Niederösterreicher im Jahr 2006 den staatlichen Stromverteiler ESM (Elektrostopanstvo na Makedonija) und steckten rund 321 Mio. Euro in den Kauf. Inzwischen setzt die EVN mehr als die Hälfte ihres Stroms in Südosteuropa ab.

Die beiden Länder gehören zu den ärmsten in Europa und sind ein schwieriges Terrain für Stromversorger, weil die Strompreise ein politisch hochsensibles Thema sind und deshalb auch behördlich festgelegt werden.

Dennoch werden die Strompreise in Bulgarien von vielen Kunden als zu hoch empfunden, und es kam deswegen immer wieder zu Protesten. Im Februar 2013 spitzte sich die Situation dramatisch zu, und es wurden mehrere Brandanschläge auf EVN-Dienstautos und auf ein Kundenzentrum des Unternehmens verübt. Die gesamte Führung der Energie-Regulierungsbehörde musste in der Folge zurücktreten.

Die Strompreise spielten auch eine Rolle bei Protesten gegen Sparvorhaben der Regierung in Sofia, die schließlich zum Rücktritt der Regierung im Februar führten.

Im Juni 2013 leitete die EVN ein Schiedsgerichtsverfahren gegen Bulgarien zum Schutz seiner Investitionen in dem Land ein. Die Niederösterreicher sahen und sehen sich durch Maßnahmen der Regulierungsbehörden bei der Festsetzung der Strompreise und der Vergütung Erneuerbarer Energie erheblich geschädigt. Nur wenige Tage später setzte die Regierung aber nach massiven Protesten eine Strompreissenkung im Parlament durch.

Heuer setzte der bulgarische Energieregulator der EVN - und auch zwei tschechischen Stromversorgern - neuerlich die Daumenschrauben an und droht den ausländischen Unternehmen mit dem Entzug ihrer Betriebslizenzen für Bulgarien. Zankapfel waren diesmal Ökostrom-Förderungen, die von den Stromversorgern vorfinanziert wurden. Weil sie dafür keine Abgeltung vom Staat bekamen, zogen die westlichen Stromkonzerne kurzerhand ihre Forderungen von der Verbindlichkeiten ab, die sie gegenüber dem staatlichen Stromproduzenten haben. Die Drohung mit dem Lizenzentzug wurde später abgeschwächt - im Mai war nur noch von Geldstrafen die Rede. Mit Geldstrafen wurde auch wegen verschiedener angeblicher Verwaltungsübertretungen gedroht.

itz/ivn

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