17.11.2014 10:16:32

Flugzeug-Nachverfolgung wird zur Norm

   Flugzeuge sollen ihre Position nach neuen globalen Standards alle 15 Minuten durchgeben

   Von Andy Pasztor

   Nach dem Verschwinden des Malaysia-Airlines-Fluges 370 wollen Regierungs- und Branchenvertreter neue, weltweit gültige Standards für die Luftfahrtbranche einführen. Flugzeuge sollen ihre Position künftig mindestens alle 15 Minuten automatisch mitteilen, wie mit den Einzelheiten vertraute Personen sagten.

   In Notfällen, in denen die Maschinen von ihren vorgesehenen Flugstrecken abdrehen, fordere die von den Vereinten Nationen unterstützte Expertengruppe, dass die Behörden die Position dieser Maschinen mindestens einmal pro Minute nachverfolgen können. Alles in allem solle damit das erste, wirklich universale Nachverfolgungs-System in Echtzeit für Verkehrsflugzeuge eingerichtet werden, die über Wasser, entlegenen polaren Regionen oder anderen Gebieten ohne Bodenradar-Abdeckung unterwegs sind. Die automatischen Updates sollen die Position und die Höhe einer Maschine sowie die Richtung eines Fluge beinhalten.

   Die "Task Force" will demnach Anfang Dezember ihre Ergebnisse bekanntgeben, die ebenso wie die für die Einführung vorgeschlagene Frist von einem Jahr von verschiedenen Gruppen unterstützt werden dürften. Dazu zählen unter anderem die Internationale Zivilluftfahrt Organisation, eine Organisation der Vereinten Nationen, und die Internationale Luftverkehrsverbandes IATA.

   Auch wenn dies formal gesehen unverbindliche Empfehlungen seien, dürfte die Liste mit vorgeschlagenen Technologien zur Erreichung der Ziele weltweit begrüßt werden. Sie dürften de facto zur Mindestanforderung für praktisch jedes Flugzeug werden.

   Die Task Force habe sich allerdings dagegen entschieden, zusätzliche Schutzmaßnahmen gegen Sabotage oder ein vorsätzliches Abschalten der Kommunikationshardware zu fordern, wie mit den Gesprächen vertraute Personen sagten. Die Expertengruppe werde nicht auf sofortige Schritte drängen, um die Satellitenübertragungssysteme oder andere Kommunikationsausrüstung so sicher zu machen, dass niemand an Board sie manipulieren kann, auch wenn dieser Schritt von vielen Sicherheitsexperten empfohlen wurde.

   Für solche Schutzmaßnahmen sind aber Veränderung an der Verkabelung sowie andere möglicherweise teuren Änderungen an der Ausrüstung notwendig. Diese sind nach Einschätzung der Task-Force-Mitglieder aber nicht gerechtfertigt wegen der geringen Wahrscheinlichkeit, dass Piloten oder Entführer in der Zukunft die Kommunikationsausrüstung deaktivieren wollen.

   Viele Fluggesellschaften haben zuvor in Satellitenverbindungen investiert, die eine solche Nachverfolgung ermöglichen sollen. Dazu zählte etwa Air France, nachdem eines ihrer Großraumflugzeuge 2009 über dem Atlantik abgestürzt war und das Wrack fast zwei Jahre lang nicht gefunden wurde. Aber bei anderen Fluggesellschaften, die sich dagegen entschieden haben, Geld für eine bessere Nachverfolgung auszugeben, werden Position seltener gemeldet und üblicherweise gibt es auch keine Vorkehrungen für eine häufigere Positionsbestimmung bei Notfällen. So auch nicht bei Malaysia Airlines, bis eine ihrer Boeing 777 im März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking verschwand.

   Weltweit finden jeden Tag mehr als 100.000 Flüge statt. Ein erheblicher Prozentteil davon dürfte von den neuen Standards aber nicht betroffen sein, weil die Maschinen Gebiete mit einer weitverbreiteten Radarabdeckung überfliegen.

   Ein IATA-Sprecher wollte sich am Sonntag nicht dazu äußern.

   In der Vergangenheit hatten Vorschläge für eine universale Nachverfolgung von Flügen kaum Zugkraft entfaltet. Das lag an der Trägheit der Branche und an Bedenken wegen der Kosten. Aber als IATA-CEO Tony Tyler die Initiative im April ankündigte, hob er hervor, wie sehr sich die Situation durch die Empörung der Öffentlichkeit verändert habe. "In einer Welt, in der jede unserer Bewegungen offenbar verfolgt werden kann, können wir nicht ein weiteres Flugzeuge einfach verschwinden lassen", sagte er.

   Im Oktober räumte Tyler ein, dass "der Mann auf der Straße" immer noch auf eine bessere Antwort der Luftfahrtbranche warte.

   Weder von dem Wrack des Malaysia-Airlines-Fluges 370 noch von den 239 Menschen an Bord ist bislang etwas gefunden worden. Und das, obwohl die intensive, von mehreren Ländern durchgeführte Suche unter Wasser fortgesetzt wird. Ein internationales Team von Ermittlern vermutet, dass das Flugsicherungskontrollsystem vorsätzlich ausgeschaltet wurde und dass auch bestimmte Satelliten-Kommunikationsverbindungen abgeschaltet wurden, bevor das Flugzeug erheblich vom Kurs abdrehte und mehrere Stunden weiterflog, bis es keinen Treibstoff mehr hatte und schließlich in einem entlegenen Teil des südlichen Indischen Ozeans abstürzte.

   Flug 370 ist zum größten Mysterium des modernen Luftfahrtzeitalters geworden. Laut Branchenvertretern genau deshalb, weil etwas Vergleichbares nie zuvor geschehen ist und in absehbarer Zeit nie wieder geschehen wird.

   Es wird erwartet dass die IATA ankündigt, manipulationssichere Einrichtungen weiter zu erforschen. Auch dürfte die IATA weiterhin das sogenannte Notfall-Streaming von ausgewählten Flugdaten prüfen, für den Fall dass ein Systemausfall zu einer schweren Störung oder sogar einem Absturz einer Maschine führt.

   Die Empfehlung zur routinemäßigen Nachverfolgung der Maschinen zielt wie erwartet auf die günstigsten und am wenigsten zeitaufwendigen Lösungen. Bei der Einrichtung der Task-Force im Frühjahr hatte die IATA erklärt, die Gruppe werde sich auf "eine kurzfristige Möglichkeit" konzentrieren und auf "bestehende Ausrüstung und Prozeduren".

   Aber viele Luftsicherheitsexperten haben weitergehende Maßnahmen gefordert, um die Systeme manipulationssicher zu machen. Doch die Branche lehnt dies ab. Sie argumentiert, dass die geschätzten Kosten die erwarteten künftigen Risiken übersteigen.

   Führer der Pilotengewerkschaften haben derweil ihre Ablehnung aller Änderungen betont, die die Crew am freien Zugang zum Kommunikationssystem hindern und ihr die Möglichkeit nehmen, den Stromkreis zu unterbrechen, wenn in der Maschine etwa ein Feuer ausbrechen sollte.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   November 17, 2014 04:16 ET (09:16 GMT)

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