31.08.2013 10:05:33
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HINTERGRUND: Lebensversicherungen in der Zwickmühle
Was macht der Branche derzeit zu schaffen?
Die Versicherer sollen die Kundengelder sicher, aber auch möglichst gewinnbringend anlegen - angesichts historisch niedriger Zinsen kein einfaches Unterfangen, denn das Geld steckt vor allem in festverzinslichen Wertpapieren. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) in der Staatsschuldenkrise die Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt hat, werfen die als sicher geltenden Papiere kaum noch etwas ab. Die Zinsen, auf die viele Lebensversicherungskunden aus alten Verträgen Anspruch haben, sind an den Finanzmärkten also immer schwerer zu verdienen.
Wie groß sind die Probleme?
Für Aufregung sorgten Berichte, wonach mehrere deutsche Lebensversicherer bei der Finanzaufsicht (Bafin) eine Ausnahmeregelung beantragt haben sollen, um für ihre Kunden vorrübergehend weniger Geld vom Gewinn zurücklegen zu müssen. Nach Angaben des Branchenverbandes GDV nimmt allerdings kein am deutschen Markt tätiger Lebensversicherer die Möglichkeit zur Aussetzung der sogenannten Mindestzuführungsverordnung in Anspruch. "Diese Verunsicherung von Millionen Altersvorsorgesparern verurteilen wir aufs Schärfste", sagt GDV-Präsident Alexander Erdland. Grundsätzlich hätte dem GDV zufolge ein zeitweiliger Verzicht auf eine Aufstockung der Finanzreserve aus laufenden Erträgen keine negative Folgen für Kunden. Die anteiligen Gewinne, die ihnen die Versicherer nicht gutschreiben könnten, erhielten sie später. Verbraucherschützer sind skeptisch. "Für Kunden bedeutet das im Zweifel, dass sie weniger Geld ausgezahlt bekommen", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Was bedeutet die Entwicklung für die Verbraucher?
Die Rendite der Lebensversicherungen sinkt seit Jahren. Der vom Bundesfinanzministerium festgelegte Garantiezins für neu abgeschlossene Verträge beträgt inzwischen nur noch 1,75 Prozent, in den 90er Jahren waren es noch vier Prozent. Branchenexperten schließen einen weiteren Rückgang nicht aus. Zusätzlich zum Garantiezins erhalten die Sparer eine variable Überschussbeteiligung - diese ist ebenfalls rückläufig. Die durchschnittliche Gesamtverzinsung liegt nach GDV-Angaben derzeit bei mehr als 4 Prozent. Andere Anlageformen wie etwa zehnjährige Bundesanleihen bringen mit 1,88 Prozent weniger.
Was sagen Verbraucherschützer?
Sie bemängeln unter anderem die aus ihrer Sicht zu hohen Verwaltungs- und Abschlusskosten, die auch in Hochzinszeiten kräftig an der Rendite genagt hätten. Die Zeitschrift "Ökotest" errechnete für 83 Verträge, die zwischen 1963 und 2001 abgeschlossen wurden, durchschnittliche Kosten von 20 Prozent des jeweiligen Beitrags. Der GDV weist auf deutliche Rückgänge hin: Lagen die Verwaltungskosten 1995 bei 4,2 Prozent der gebuchten Bruttobeiträge, waren es im vergangenen Jahr 2,4 Prozent. Die Abschlussaufwendungen sanken in diesem Zeitraum von 5,5 auf 5 Prozent.
Was plant die Branche?
Die Versicherer Allianz und Ergo preschten im Sommer vor: Sie bringen neue Lebensversicherung ohne Garantiezins auf den Markt. Durch den Wegfall des Garantiezinses spare die Allianz Geld, davon könnten die Kunden mit einer höheren Rendite profitieren, argumentiert der Branchenriese. Garantiert wird der Erhalt der eingezahlten Beiträge und eine Mindestrente. Ergo hatte zuvor ein ähnliches Modell vorgestellt. Die neuen Policen sind erstmal nur ein zusätzliches Angebot./mar/DP/fbr
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