16.06.2010 07:30:11
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INTERVIEW/Allianz schließt Verzögerung bei Solvency-II-Start nicht aus
Von Ulrike Dauer und Erik Holm Dow Jones NEWSWIRES NEW YORK (Dow Jones)--Eine Verzögerung bei der Einführung von Solvency II, den geplanten Kapitalanforderungen der Europäischen Union für Versicherer, kann nach Einschätzung des Allianz-CEO nicht ausgeschlossen werden. Auch bei Basel III (den neuen Kapitalvorschriften für Banken) sei eine Verzögerung nicht auszuschließen, sagte Michael Diekmann zu Dow Jones Newswires in einem Interview. Die neuen Vorschriften werden aber kommen und das sei auch richtig.
Die EU plant die Einführung von Solvency II Ende 2012 oder Anfang 2013. Laut Diekmann sind die derzeitigen Kapitalvorschriften in der Versicherungsbranche volumenbasiert, was nichts über das Engagement von Versicherern in Risiken sage. Vielmehr sollte das Risiko, das auf Aktiv- und Passivseite übernommen wird, eine Rolle bei der Bestimmung der Kapitalvorschriften spielen, sagte Diekmann.
Kleinere und auf den Heimatmarkt konzentrierte Versicherer, die risikobasierte Kapitalmodelle in der Vergangenheit nicht genutzt haben, könnten mehr Zeit benötigen als größere Wettbewerber, um die erhöhten Kapitalvorschriften anzupassen. Eine Einführung von Solvency II in zwei Schritten lehnte Diekmann aber ab.
Eine Einführung in zwei Stufen wäre eine weitere Störung des wettbewerblichen Umfelds, sagte der Allianz-CEO. Die Versicherungsprämien seien bereits verzerrt wegen der Menge an Unternehmen, an denen der Staat Anteile im Tausch für Staatshilfen während der Finanzkrise übernommen hat. Es sei wichtig, diese Störung wieder aus dem System heraus zu bekommen. Dies gelte sowohl für Versicherer als auch für Banken, fügte Diekmann hinzu.
Ende 2010 sollte es mehr Klarheit über die Kapitalregeln geben, bekräftige der Manager. Danach sollte sich das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen bei den europäischen Versicherern wieder beleben. Nicht nur die Märkte in Asien und Lateinamerika seien Wachstumsmärkte, sondern auch das europäische Lebensversicherungs- und Pensionsgeschäft.
Allianz sei bereits gut aufgestellt in den meisten europäischen Märkten. Zukäufe würden - wenn - nur für zusätzliche Vertriebskapazitäten ins Auge gefasst.
Generell sehe der deutsche Versicherer sowohl Chancen für Übernahmen und Fusionen als auch für organisches Wachstum. Für das US-Geschäft Allianz Life and Fireman's Fund liege der Fokus auf organischem Wachstum, sagte Diekmann.
Einen Wiedereinstieg in den britischen Lebensversicherungsmarkt plane der Münchener Versicherer nicht und signalisierte damit, kein Interesse an dem britischen Lebensversicherungsgeschäft der AXA SA zu haben. Die Franzosen befinden sich in Gesprächen zum Verkauf von Teilen des Geschäfts an die Resolution Ltd für 2,75 Mrd GBP.
Auf die Frage zur Strategie der Allianz in Asien und ob der deutsche Versicherer möglicherweise an der Asiensparte der AIG interessiert sei, sagte Diekmann, dass er sich eher auf die Entwicklung einer signifikanten Marktposition in Indien und China konzentrieren würde. Dies wäre besser als das Geschäft breit in Asien zu streuen, da dort einige Länder - wie Japan, Singapur und Hongkong - weniger Wachstum versprechen bzw. Allianz in Ländern wie Indonesien, Malaysia, Vietnam, und den Philippinen schon vertreten ist.
Allianz-CFO Paul Achleitner sagte, dass der Konzern weiter im Rahmen des Budgets 2010 für Großschäden liegt. Das Budget liege bei 900 Mio EUR. Allein im ersten Quartal hatte die Allianz 555 Mio EUR von diesem Budget verbraucht. Im Zusammenhang mit dem Verbot ungedeckter Leerverkäufe in Deutschland sagte Achleitner, dass solche Maßnahmen nur wirken, wenn sie von mehreren Ländern gemeinsam abgestimmt sind.
Zur griechischen Schuldenkrise sagte Diekmann, dass sie den Ländern der Eurozone als rechtzeitiger "Warnschuss" gedient hat. Die Märkte tolerierten exzessive Schulden und Defizite nicht, sagte der Vorstandsvorsitzende. Die Struktur der gemeinsamen Währungsunion müsse entwickelt werden.
Es sei wahrscheinlich die richtige Zeit für einen Warnschuss von einem Land gewesen, das nur 2% der europäischen Wirtschaft ausmacht. Es wäre ein ganz anderes Thema, wenn es in einem anderen Land begonnen hätte, sagte Diekmann weiter. Länder der Eurozone - darunter Griechenland, aber auch Spanien - hätten den Weckruf gehört.
Während eines Besuchs in Griechenland in jüngerer Zeit sei er von der Bereitschaft der griechischen Regierung beeindruckt gewesen, den Problemen zu begegnen. Zum ersten Mal habe er richtiges Vertrauen, dass die Regierung in Griechenland Maßnahmen ergreift, die es braucht, um das Budget zu kürzen und die Gehaltsliste des Staates zu verkleinern, sagte der Manager weiter.
Die griechische Regierung hat zugesagt, das diesjährige Defizit als Anteil an der Wirtschaft im Gegenzug für ein Rettungspaket der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds auf 8,1% von 13,6% im vergangenen Jahr zu verringern.
Zudem äußerte Diekmann Zuversicht in Spaniens Fähigkeit, mit den Herausforderungen umzugehen. Dazu gehöre es, die Staatsausgaben trotz einer hohen Arbeitslosigkeit zu kürzen.
Mit Blick auf ein geplantes Treffen der Europäischen Union in dieser Woche sagte Diekmann, die Krise habe deutlich gemacht, dass die Eurozone noch mehr Arbeit bei der Entwicklung ihrer Wirtschaftsstruktur habe. "Es gibt keine Alternative zum Euro", sagte Diekmann. Es sei versäumt worden, die nächste Stufe zu erreichen. Das Ideal sei nicht nur eine gemeinsame Währung zu haben, sondern auch einen gemeinsamen Markt zu schaffen.
Webseite: www.allianz.de
- Von Ulrike Dauer und Erik Holm, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 725 110, unternehmen.de@dowjones.com
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June 16, 2010 01:00 ET (05:00 GMT)
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