14.12.2007 19:24:00

INTERVIEW/TNT setzt auf alternativen Brief-Tarifvertrag

Von Stefan Paul Mechnig Dow Jones Newswires DÜSSELDORF (Dow Jones)--Im Streit um den Mindestlohn für die deutsche Briefbranche setzt der Post-Konkurrent TNT auf den neuen alternativen Tarifvertrag und will sein Geschäft zunächst unverändert fortführen. Anders als der Mitbewerber Pin habe man vorerst nicht die Absicht, Arbeitsplätze abzubauen, sagte Deutschland-Geschäftsführer Mario Frusch der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Er zeigte sich zuversichtlich, dass auch der jetzt vereinbarte zweite Mindestlohn für allgemeinverbindlich erklärt wird, denn die beiden bestehenden Tarifverträge würden für jeweils verschiedene Segmente des Briefmarktes gelten.

   Frusch sagte, die jüngste Vereinbarung adressiere den Bereich der Anbieter von Mehrwertbriefdienstleistungen wie eben TNT oder Pin. Das Mindestlohnabkommen hingegen, das zuvor die Gewerkschaft ver.di mit einer der Deutschen Post AG nahestehenden Gewerkschaft geschlossen hatten, beziehe sich auf Universaldienstleistungen - also flächendeckende allgemeine Leistungen, wie sie der Ex-Monopolist anbiete. Für diese unterschiedlichen Segmente könne es durchaus auch separate Lohnuntergrenzen geben. Zur Verdeutlichung zog Frusch einen Vergleich mit dem Baugewerbe, wo zahlreiche Berufsgruppen mit eigenen Tarifverträgen existierten.

   Der Manager wies darauf hin, dass das Segment der Mehrwertdienste auch offiziell von der Bundesnetzagentur ausgewiesen wird. Die beiden Partner - der Arbeitgeberverband Neue Brief- und Zustelldienste und die ebenfalls erst vor kurzem gegründete Gewerkschaft GNBZ - seien tariffähig und repräsentierten mehr als 50% der Branchenbeschäftigten. Damit werde das Quorum erfüllt, um den bereits am Dienstag geschlossenen und am Freitag dem Bundesarbeitsministerium unterbreiteten Tarifvertrag ebenfalls für allgemeinverbindlich zu erklären.

   Die zahlreichen Anbieter von Mehrwertdiensten auf dem Postmarkt erbringen spezielle Zusatzleistungen wie Übernachtzustellungen, termingenaue Zustellung oder das Angebot der Sendungsumleitung und -rückholung. Frusch resümierte, dass es viele gute Gründe gebe, auch den alternativen Mindestlohn von 7,50 EUR für Zusteller im Westen und 6,50 EUR für Ostdeutschland für allgemeinverbindlich zu erklären. Frusch verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass sich ver.di, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die SPD für einen branchenübergreifenden Mindestlohn von eben 7,50 EUR ausgesprochen hätten.

   Auch von daher würden die alternativen Briefdienste keine "Hungerlöhne" zahlen, betonte Frusch. Außerdem habe selbst der Post-Vorstandsvorsitzende Klaus Zumwinkel vor einem Jahr in Interviews 7,50 als Lohnuntergrenze für die Briefbranche vorgeschlagen. Sollte der alternative Mindestlohn wider Erwarten nicht kommen, würden alle juristischen Mittel ausgeschöpft, um die Ziele doch zu erreichen. Dann würde man sich an die Justiz in Deutschland und die Europäische Kommission in Brüssel wenden.

   Nur wenn nichts anderes mehr gehe, würde TNT Veränderungen im operativen Geschäft vornehmen, sagte Frusch. Doch das seien Szenarien, die man vorerst "im Schrank lassen" könne. Es gebe noch viele andere Möglichkeiten, ehe man operative Maßnahmen ergreifen müsse. Abgesehen davon, dass die geplante Kooperation in Bezug auf das Privatkundengeschäft mit dem Versender Hermes gestoppt worden sei, wolle TNT weitermachen und keine Mitarbeiter entlassen. "Wir werden nicht davonlaufen. Diesen Gefallen tun wir Herrn Zumwinkel nicht", sagte Frusch.

   Der Manager betonte, dass TNT sehr an qualifizierten Mitarbeitern interessiert sei, die langfristig im Unternehmen tätig seien und dabei an Routine und Know-how gewönnen. "Ich möchte Leute, die sich mit TNT identifizieren", unterstrich Frusch. Gleichzeitig verdeutlichte er noch einmal, warum für die neuen Briefdienste in der Anfangsphase höhere Löhne nicht darstellbar seien. Denn ihre Netzauslastung sei gegenüber der mächtigen und längst etablierten Deutschen Post noch gering und damit auch die Produktivität. Die verbessere sich aber mit steigenden Volumina, und dann seien auch höhere Löhne möglich, sagte Frusch.

Webseite: http://www.tntpost.de - Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211- 13 87 213, TMT.de@dowjones.com DJG/stm/brb (END) Dow Jones Newswires

   December 14, 2007 13:17 ET (18:17 GMT)

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