22.01.2016 14:16:45

KONJUNKTUR IM BLICK/Mehr Geldpolitik und ifo-Index

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) etwas überraschend eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik in Aussicht gestellt hat, werden in der nächsten Woche die US-Notenbank und die Bank of Japan (BoJ) deutlich machen, ob und wie große Sorgen sie sich über die Finanzmarktbeben der vergangenen Wochen machen. Am Mittwoch kommuniziert die Federal Reserve ihre Zinsentscheidung und am Freitag die BoJ. Eröffnet wird die Woche jedoch am Montag vom ifo-Geschäftsklimaindex. Am Freitag kommen außerdem die Preisdaten der Eurozone.

   Nimmt man die Markterwartungen als Maßstab, dann wird der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank seine Zinsen am Mittwoch (20.00 Uhr) unverändert lassen. Nach der Zinsanhebung im Dezember um 25 Basispunkte auf 0,25 bis 0,50 Prozent ist die Erwartung einer schnellen weiteren Anhebung zu 70 Prozent ausgepreist. Zwar haben Inflation und Kerninflation ihre Aufwärtsbewegung im Dezember fortgesetzt, doch dürfte die Fed die Märkte angesichts der oben beschriebenen Erwartungshaltung nicht überraschen wollen.

   Die BoJ steht unter zunehmendem Druck, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Derzeit steht es nicht gut mit ihrer bereits dreijährigen Kampagne zur Steigerung der Inflation und Stimulierung der Wirtschaft. Globale Marktturbulenzen haben den Yen deutlich teurer gemacht, während die Aktien an der Tokioter Börse am Mittwoch einen Bärenmarkt einläuteten. Der Wirtschaftsmotor stottert, und die Inflation steckt bei null fest.

   Manche Beobachter sagen, dass die Glaubwürdigkeit von BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda in Gefahr sei, wenn die BoJ diesen Entwicklungen noch einige Monate tatenlos zusehe. Ein enger Vertrauter von Premierminister Shinzo Abe sagte, dass die BoJ am Freitag tatsächlich handeln werde. "Die Bedingungen für eine weitere Lockerung sind gegeben", sagte er dem Wall Street Journal. Die Zinsentscheidung wird in der Nacht zum Freitag bekannt gemacht.

   Die deutsche Wirtschaft hat sich gegen die weltwirtschaftliche Eintrübung, die eine Ursache der jüngsten Börsenbeben ist, relativ gut geschlagen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg 2015 kalenderbereinigt um 1,5 Prozent, was für das vierte Quartal eine Wachstumsrate zwischen 0,2 und 0,4 Prozent impliziert.

   Noch ehe das Statistische Bundesamt eine erste Schätzung für die BIP-Entwicklung im Schlussquartal 2015 abgibt, laufen die ersten Aktivitätsdaten für den ersten Monat des neuen Jahres ein. Der von Markit berechnete aggregierte Einkaufsmanagerindex der Privatwirtschaft ist im Januar um einen vollen Punkt gesunken, der Industrieindex ging sogar um 1,1 Punkte zurück

   Auch das ifo-Geschäftsklima (Montag, 10.00 Uhr) dürfte mit einem leichten Rückgang ins Jahr gestartet sein, nachdem er schon im Dezember gesunken war. Der Rückgang im Vormonat auf 108,7 Punkte beruhte alleine auf einer etwas schlechteren Beurteilung der aktuellen Konjunkturlage, während die Erwartungen auf dem höchsten Stand seit etwa eineinhalb Jahren blieben.

   Während die Auswirkungen des fallenden Ölpreises auf die Stimmung der Unternehmen wohl stark branchenabhängig ist, ist seine Wirkung auf die Verbraucherpreise eindeutig. Im Januar dürften die Lebenshaltungskosten der Verbraucher deutlich gesunken sein. Da die Verbraucherpreise aber im Januar 2015 ebenfalls - unter anderem ölpreisbedingt - kräftig gesunken sind, ist ein Rückgang der Jahresinflationsrate eher unwahrscheinlich. Im Dezember hatte sie bei 0,2 Prozent gelegen.

   Die europäischen Verbraucherpreisdaten werden am Freitag um 11.00 Uhr veröffentlicht. Einen Hinweis auf den europäischen Trend werden einen Tag zuvor die deutschen Inflationszahlen liefern, die um 14.00 Uhr veröffentlicht werden. Ebenfalls am Freitag (10.00 Uhr) publiziert die EZB die Geldmengendaten für Dezember. Schon um 8.00 Uhr kommen die deutschen Einzelhandelsumsätze.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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   January 22, 2016 07:46 ET (12:46 GMT)

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