10.05.2013 20:59:58

Lausitzer Rundschau: Zur rechten Zeit Obamas Besuch in Berlin

Cottbus (ots) - Jetzt kommt er also endlich nach Berlin. Dass US-Präsident Barack Obama seine erste Amtszeit verstreichen ließ, ohne bei Angela Merkel im Kanzleramt vorstellig geworden zu sein, ist in der Geschichte der transatlantischen Beziehungen wohl ein einmaliger Vorgang gewesen. Zwischen Merkel und Obama hat die Chemie nicht gestimmt. Das ist Fakt. Inzwischen haben beide eine Ebene gefunden, auf der sich arbeiten lässt. Obama schätzt die Kanzlerin zwar, aber ihr kühler und harter Pragmatismus wie bei der Bewältigung der Eurokrise ist ihm nicht geheuer. Er entspricht auch nicht seinem Politikstil. Merkel wiederum sieht Obamas Hang zu großen Worten und Gesten, auch seine politische Bilanz der ersten vier Jahre mehr als skeptisch. Anders übrigens als die meisten anderen Deutschen, die nach acht Jahren George W. Bush im Weißen Haus Obama immer noch hoch schätzen. Politisch kommt das deutsch-amerikanische Verhältnis allerdings daher wie eine alte Ehe, in der sich die Partner nicht mehr viel zu sagen haben. Darüber können die schönen Bilder in der Vergangenheit vom intensiven Meinungsaustausch Obamas und Merkels nicht hinwegtäuschen. Beide Seiten wissen zwar, sie sind wichtig füreinander, insbesondere ökonomisch. Beide Seiten haben sich aber auch längst anders orientiert - die USA in Richtung Asien, Deutschland gezwungenermaßen wieder zurück nach Europa. In zahlreichen Feldern wäre gleichwohl eine bessere Zusammenarbeit erstrebenswert, angefangen bei Handelsfragen, über die gemeinsame Bekämpfung der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise bis hin zur Syrienpolitik. Doch das Trennende ist bei all diesen Themen weitaus größer als das Verbindende. Deutschland und die USA müssen daher endlich ihren Beziehungen einen neuen Schub geben - Obamas Visite in Berlin kommt zur rechten Zeit.

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