02.03.2018 12:35:48

MÄRKTE EUROPA/Angst vor Handelskrieg lässt Anleger in Deckung gehen

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--Erneut abwärts geht es auch zum Wochenschluss mit Europas Börsen. Zu den Unsicherheiten der am Wochenende stattfindenden Parlamentswahl in Italien und dem Ergebnis der SPD-Mitgliederbefragung zur großen Koalition gesellt sich jetzt noch die Furcht vor einem Handelskrieg. US-Präsident Trump will bereits nächste Woche Strafzöllen von 25 Prozent auf Stahlimporte zustimmen und von 10 Prozent auf Aluminium. Obwohl die Maßnahmen hauptsächlich gegen China gerichtet sind, wächst die Angst vor einem globalen Handelskrieg.

Der DAX verliert 2,2 Prozent auf 11.923 Punkte, damit handelt er auf dem niedrigsten Stand seit August vergangenen Jahres. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,7 Prozent auf 3.342 nach unten. Die Europäische Kommission hat umgehend mit deutlicher Kritik auf die Ankündigung reagiert. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte, die EU bedauere den Schritt sehr. Protektionismus könne nicht die Antwort auf die Probleme der Stahlbranche sein. Auch die chinesische Regierung behält sich weitere Schritte vor. Nomura befürchtet eine Politik von "Auge um Auge und Zahn um Zahn" zwischen Peking und Washington. Eine Lösung des Konflikts könnte sich hinziehen.

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) hat US-Präsident Donald Trump Unfairness vorgeworfen. "Wenn US-Einfuhrzölle auf Aluminium und Stahl flächendeckend verhängt werden, wird dies Verwerfungen im Welthandel auslösen." "Die Abschottungspolitik der USA ist ein Fehler", erklärte BDI-Chef Dieter Kempf. US-Präsident Donald Trump riskiere weltweite Handelskonflikte und eine "Spirale des Protektionismus", die am Ende auch amerikanische Jobs kosten würden.

Bei einem Handelskrieg wären alle Verlierer

Der Dollar regiert mit Schwäche auf die Ankündigung der US-Regierung. Der Euro zog über einen Cent an, er handelt inzwischen bei 1,2320 Dollar. Nach Einschätzung der Commerzbank könnten Gegenmaßnahmen, wie beispielsweise Importzölle auf US-Waren, die die Exportpreise von US-Gütern erhöhen, den Effekt von US-Zöllen ausgleichen. Denn höhere Preise ließen die Nachfrage nach US-Gütern zurückgehen. Für den Dollar-Ausblick sei das ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor. "Sicher ist, dass in Folge eines Handelskrieges alle Wohlfahrtsverluste erleiden", so Analystin Esther Reichelt.

Stahlwerte werden verkauft - aber es gibt auch Gewinner

Internationale Stahlhersteller zählen mit zu den größten Verlierern in Europa. Hier belastet die Sorge über die Strafzölle in den USA gegen Stahl- und Aluminiumimporte. Thyssenkrupp fallen 3 Prozent, Salzgitter 4,6 Prozent und Arcelormittal 4,2 Prozent. Der Sektor der Minenwerte verliert im Schnitt 2,3 Prozent.

Negativ überrascht sind Händler zudem von den Zahlen von Lafargeholcim-Zahlen. "Die Abschreibungen im vierten Quartal sind deutlich höher als erwartet", sagt ein Händler. Wegen hoher Wertberichtigungen im Zusammenhang mit Übernahmen ist der Konzern sowohl im Schlussquartal als auch im Gesamtjahr in die Verlustzone gerutscht. Lafargeholcim verlieren 6,4 Prozent.

Als "in Ordnung" werden die Zahlen von Andritz aus Österreich eingestuft. Zwar habe die Sparte Hydro schwach abgeschnitten, dies sei jedoch von Analysten bereits so gesehen worden. Der Umsatzrückgang von 2,5 Prozent auf Jahressicht entspreche genau dem Konsens. Alle Erwartungen an das Unternehmen für 2017 seien erfüllt worden, der Ausblick sei zudem vorsichtig optimistisch und die Dividende wird leicht erhöht. Die Aktie legt gegen den Trend um 1,1 Prozent zu.

Ordentliche Zahlen von Alstria

Als "sehr ordentlich" werden die Zahlen von Alstria Office im Handel eingeschätzt. Das Immobilienunternehmen habe wie erwartet geliefert. Die Eckdaten seien aber bereits bei der Kapitalerhöhung Ende Januar bekanntgegeben worden und nicht neu. Der Gewinnsprung durch Verkäufe einiger Immobilien sei aber höher als erwartet ausgefallen. Alstria sinken um 0,2 Prozent.

Hypoport-Aktien verlieren 0,4 Prozent, nachdem die hauseigene Ergebnisprognose verfehlt wurde. Hypoport hatte für 2017 ein prozentual leicht zweistelliges Umsatz- und Ertragswachstum erwartet, geht nun aber von einem EBIT auf Vorjahresniveau aus. Ursache sei das zum Vorjahr gefallene EBIT im Geschäftsbereich Institutionelle Kunden durch höhere Kosten und gleichzeitig geringeres Umsatzwachstum. Für das Gesamtunternehmen wurde das eigene Jahresziel beim Umsatz aber erreicht.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.341,52 -1,70 -57,64 -4,64

Stoxx-50 2.961,15 -1,44 -43,39 -6,82

DAX 11.922,70 -2,20 -268,24 -7,70

MDAX 25.243,83 -2,12 -547,78 -3,65

TecDAX 2.490,18 -2,81 -72,05 -1,54

SDAX 11.719,38 -1,66 -197,71 -1,41

FTSE 7.107,25 -0,95 -68,39 -6,66

CAC 5.166,81 -1,82 -95,74 -2,74

Bund-Future 160,17 0,11 -1

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.00 Uhr Do, 17.40 Uhr % YTD

EUR/USD 1,2316 +0,33% 1,2263 1,2207 +2,5%

EUR/JPY 129,70 -0,40% 129,84 130,50 -4,1%

EUR/CHF 1,1511 -0,39% 1,1525 1,1554 -1,7%

EUR/GBP 0,8929 +0,22% 0,8900 1,1255 +0,4%

USD/JPY 105,32 -0,72% 105,88 106,91 -6,5%

GBP/USD 1,3792 +0,10% 1,3780 1,3741 +2,1%

Bitcoin

BTC/USD 9.877,09 -0,76% 9.877,09 9.877,09 -31,24

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 60,90 60,99 -0,1% -0,09 +0,8%

Brent/ICE 63,85 63,83 +0,0% 0,02 -3,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.321,90 1.316,96 +0,4% +4,94 +1,5%

Silber (Spot) 16,48 16,48 +0,0% +0,01 -2,7%

Platin (Spot) 964,65 967,50 -0,3% -2,85 +3,8%

Kupfer-Future 3,09 3,10 -0,2% -0,01 -6,3%

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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 02, 2018 06:35 ET (11:35 GMT)

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