MÄRKTE EUROPA/Anleger feiern schon die Rettung Griechenlands

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Finanzmärkte feiern am Freitag eine mögliche Rettung Griechenlands. Athen hat die von den Gläubigern verlangte Reformliste geliefert. Das sorgt bei den Investoren für neuen Appetit auf risikoreiche Anlagen wie Aktien und die Anleihen der Eurozone-Peripherie. Diese Käufe stützen wiederum den Euro, der auf breiter Währungsfront aufwertet. Der Dax steigt am Mittag um 2,1 Prozent auf 11.228 Punkte, das ist der höchste Stand seit Mittwoch vergangener Woche.

   Der Euro-Stoxx-50 legt um 2,8 Prozent auf 3.517 Zähler zu. Am größten sind die Kursgewinne an den Peripherie-Börsen in Madrid, Mailand und Lissabon, wo die Leitindizes zwischen 2,4 und 2,8 Prozent zulegen. In Athen ist die Börse nach wie vor geschlossen.

   Griechenland hat der Eurozone eine umfassende Vorschlagsliste vorgelegt. Athen bietet unter anderem eine Rentenreform, mehrere Steuererhöhungen und Privatisierungen an. Im Gegenzug fordert die Regierung ein dreijähriges Hilfsprogramm, ein Investitionspaket sowie Zugeständnisse beim Primärüberschuss.

   Noch am Freitag soll das griechische Parlament über die Reformpläne abstimmen, am Samstag tagen die Euro-Finanzminister und am Sonntag soll ein EU-Sondergipfel abschließend entscheiden. Möglicherweise fällt die Entscheidung aber schon früher. "Nächste Woche sollte das Drama erst einmal vom Tisch sein", sagt ein Händler.

   Die Analysten von Daiwa Capital Markets Europe sehen den Weg für eine Einigung mit den internationalen Geldgebern nun geebnet. Die Trotzhaltung Athens sei dem Wunsch auf einen echten Kompromiss gewichen. Die Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras habe bedeutende Konzessionen angeboten. Die meisten Maßnahmen, die die griechische Bevölkerung im Referendum noch abgelehnt habe, seien nun akzeptiert.

   Der Euro hat zum US-Dollar von 1,1046 auf 1,1181 aufgewertet. Das ist der höchste Kurs seit Ende Juni. Auch zum Yen und zum Pfund Sterling legt die Gemeinschaftswährung zu. Bundesanleihen als sicherer Anlagehafen sind dagegen nicht angesagt, ihre Kurse geben nach. Anders die der Peripherieländer aus Italien, Spanien und Portugal, sie sind mit der Aussicht auf eine Rettung Griechenlands gefragt.

   Das wiederum stützt an den Aktienmärkten die Finanzwerte wie Banken und Versicherer. Hier reagieren Investoren erleichtert, denn die befürchteten Turbulenzen an den Finanzmärkten im Falle eines "Grexits" hätten vor allem die Finanzbranche schwer getroffen. Aktien von Banken der Eurozone steigen im Schnitt um 2,5 Prozent und die der Versicherer um 2,2 Prozent. Deutsche Bank ziehen um 4 Prozent an.

   Ein Kursfeuerwerk brennen die Aktien des Solarunternehmens SMA Solar ab. Nach einer höheren Umsatz- und Ergebnisprognose für 2015 springt der Kurs um 22 Prozent nach oben. Der Hersteller von Wechselrichtern könnte die Krise der Solarbranche hinter sich lassen.

   Im Automobilsektor verteuern sich Renault und Peugeot jeweils um 3,5 Prozent. Für beide Hersteller sind die Peripherieländer der Eurozone wichtige Absatzmärkte. Kehrt dort nach einer Vermeidung des "Grexits" Vertrauen zurück, dürfte sich das auch in steigenden Pkw-Käufen widerspiegeln.

   In London verteuern sich Aktien der britisch-spanischen Fluggesellschaft IAG um 2,6 Prozent. Ryanair will ihre Beteiligung an Air Lingus von 30 Prozent an IAG zu verkaufen, damit ist IAG der Übernahme der irischen Fluggesellschaft einen Schritt näher gekommen. Mit Air Lingus würde sich IAG strategisch verstärken. Die Aktionäre der irischen Fluglinie sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 16 Juli der Übernahme zustimmen.

   Aktien der Deutschen Telekom waren schon am Vortag gesucht und steigen um weitere 3,6 Prozent. Hier sorgen laut Händlern stark steigende Kundenzahlen von T-Mobile US für Käufe der Aktien.

   United Internet erwägt, die Sparte Business Applications an die Börse zu bringen. Die Aussicht auf eine hohe Bewertung der Sparte treibt den Kurs von United Internet um 7 Prozent nach oben. Zudem übernimmt United Internet ein polnisches Webhosting-Unternehmen. Der US-Broker Jefferies hat Unilever auf "Halten" hochgestuft, der Kurs zieht um 3 Prozent an.

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