02.12.2015 18:40:49

MÄRKTE EUROPA/Börsen gehen vor EZB-Sitzung bereits in Deckung

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der Handel an den europäischen Börsen war am Mittwoch von Nervosität geprägt. Die Erwartung an die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag ist hoch, das Enttäuschungspotenzial damit auch. Mit dem Beige Book aus den USA am Abend und den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag hat es die zweite Wochenhälfte in sich. "In der bereits ausdünnenden Liquidität an den Börsen kann die Volatilität in die Höhe schnellen", warnte ein Marktteilnehmer. Der Dax schloss in diesem Umfeld 0,6 Prozent leichter bei 11.190 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 verlor 0,3 Prozent auf 3.469 Punkte.

   Die EZB mit Präsident Mario Draghi an der Spitze war bisher stets in der Lage, die Erwartungen des Marktes zu erfüllen oder zu übertreffen. Diesmal aber könnten die Dinge anders liegen, argumentierte Larry Hatheway, Chefvolkswirt beim Assetmanager GAM. Die EZB werde den Einlagenzins für Banken voraussichtlich nur um 10 Basispunkte senken. Zusätzlich dürfte die Notenbank noch eine Verlängerung ihres Anleihekaufprogramms über September 2016 hinaus bekannt geben. "Dieses Maßnahmen-Duo dürfte die Märkte enttäuschen", so Hatheway.

   Namhafte Frankfurter Vermögensverwalter sehen für die kommenden Wochen ein erhebliches Risiko, dass die Aktienmärkte bis Jahresende einen Teil ihrer seit Oktober erzielten Gewinne wieder abgeben. Die Kursgewinne beruhten maßgeblich auf der Erwartung, dass die EZB ihre Geldpolitik weiter lockern wird, was zusätzliche Liquidität in die Märkte spülen würde. Auf die Frage, wo er den DAX am Jahresende sehe, sagte DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen: "Ich würde mir wünschen, dass er da steht, wo er jetzt ist." Auch für Walter Liebe, Chief Investment Advisor bei Pictet, sind Verluste im Bereich des Möglichen. Seine DAX-Prognose lautet: 11.111 Punkte.

   Am Anleihemarkt fielen im Vorfeld der EZB-Sitzung die Renditen bei den kürzer laufenden Anleihen weiter ins Minus. Im Rentenhandel wird davon ausgegangen, dass die EZB den Einlagensatz von minus 0,2 Prozent um weitere 10 oder 20 Basispunkte senkt. Dies bedeutet, dass die Banken aus dem Euroraum mehr Zinsen an ihre Zentralbank zahlen müssen, wenn sie dort Geld auf den Konten haben. Indirekt hat dies Auswirkungen auf den Anleihemarkt, dort fielen die Renditen der zweijährigen Bundesschatzanweisungen auf minus 0,44 Prozent und damit auf Rekordtief.

   Der Euro rutschte mit Bekanntgabe der europäischen Verbraucher- und Erzeugerpreise am Vormittag wieder unter die Marke von 1,06 Dollar. Im Euroraum bleibt der Inflationsdruck auf vorgelagerter Ebene sehr schwach. Im November sanken die Erzeugerpreise im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent, verglichen mit dem Vorjahr gaben sie sogar um 3,1 Prozent nach. "Das ist genau das, was die Märkte vor der EZB-Sitzung sehen wollen", sagte ein Sales-Trader am Aktienmarkt.

   Die Unternehmensnachrichten dünnten mit dem nahenden Jahresende langsam aus, die Analysten machten vermehrt mit ihren Umstufungen die Kurse. K+S waren mit einem Minus von 4,8 Prozent größter Verlierer im DAX, nachdem die Analysten von HSBC die Aktie auf "Halten" heruntergenommen haben. In Zürich profitierten Roche mit einem Plus von 0,9 Prozent von einer Hochstufung durch die Analysten der Citigroup.

   VW hatte mit negativen Nachrichten zu kämpfen, die Aktie schloss 2,5 Prozent leichter. Nach dem Absatzeinbruch im November in den USA drückte der Abgasskandal bei Volkswagen auch in Deutschland auf die Verkaufszahlen des Konzerns. Im November gingen die Pkw-Neuzulassungen bei VW um 2 Prozent auf 57.923 Fahrzeuge zurück. Zudem hat die Rating-Agentur Standard & Poor's die Note für die Kreditwürdigkeit der Wolfsburger am Vorabend gesenkt.

   In London verloren die Aktien des Software-Entwicklers Sage 1,3 Prozent. "Die Aktie ist mit hohen Kursgewinnen in die Jahresergebnisse gegangen, die zwar solide, aber kein Kurstrigger mehr sind", sagte ein Händler. Denn auch das Ziel einer operativen Marge von wenigstens 27 Prozent im nächsten Jahr decke sich lediglich mit der Markterwartung von 27,4 Prozent. Der Kurs sei seit Ende September um 20 Prozent gestiegen, nun nähmen Anleger Kursgewinne mit.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.468,66 -10,98 -0,3% +10,2% Stoxx-50 3.277,49 +0,15 +0,0% +9,1% Stoxx-600 384,17 -0,07 -0,0% +12,2% XETRA-DAX 11.190,02 -71,22 -0,6% +14,1% FTSE-100 London 6.420,93 +25,28 +0,4% -2,2% CAC-40 Paris 4.905,76 -8,77 -0,2% +14,8% AEX Amsterdam 467,06 -0,26 -0,1% +10,0% ATHEX-20 Athen 186,76 -2,70 -1,4% -29,5% BEL-20 Bruessel 3.732,94 -11,16 -0,3% +13,6% BUX Budapest 23.681,22 -165,39 -0,7% +42,4% OMXH-25 Helsinki 3.486,13 +19,70 +0,6% +16,7% ISE NAT. 30 Istanbul 93.606,89 -539,73 -0,6% -11,8% OMXC-20 Kopenhagen 1.025,41 +5,74 +0,6% +37,7% PSI 20 Lissabon 5.350,01 +36,42 +0,7% +12,2% IBEX-35 Madrid 10.342,00 -37,20 -0,4% +0,6% FTSE-MIB Mailand 22.551,91 -29,42 -0,1% +18,6% RTS Moskau 833,94 -5,20 -0,6% +5,5% OBX Oslo 566,10 +0,15 +0,0% +8,1% PX-GLOB Prag 1.246,01 -13,28 -1,1% +5,3% OMXS-30 Stockholm 1.533,87 +3,35 +0,2% +4,7% WIG-20 Warschau 1.886,50 -37,44 -1,9% -18,5% ATX Wien 2.488,20 -13,40 -0,5% +15,2% SMI Zuerich 9.016,56 +23,32 +0,3% +0,4%

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7.40 Uhr Di, 17.12 Uhr EUR/USD 1,0571 -0,37% 1,0610 1,0612 EUR/JPY 130,60 -0,02% 130,62 130,38 EUR/CHF 1,0860 -0,34% 1,0897 1,0919 USD/JPY 123,55 0,37% 123,10 122,84 GBP/USD 1,4920 -0,96% 1,5065 1,5059 === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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   (END) Dow Jones Newswires

   December 02, 2015 12:09 ET (17:09 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 09 PM EST 12-02-15

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