ATX
17.04.2013 18:54:33
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MÄRKTE EUROPA/DAX erlebt schwärzesten Tag seit neun Wochen
Der Euro-Stoxx-50 fiel um 2,1 Prozent auf 2.553 Zähler. Da keine plausible Begründung für die Verluste zur Hand war, schossen die Spekulationen ins Kraut. Von milliardenschweren Verkaufsprogrammen über eine Abstufung Deutschlands durch eine Ratingagentur bis hin zu einer Fehleingabe eines Händlers reichte die Fantasie.
Gegen 9.40 Uhr rauschte der deutsche Leitindex innerhalb weniger Minuten um 160 Punkte oder zwei Prozent nach unten, begleitet von ungewöhnlich hohen Umsätzen an der Termin- und Optionsbörse Eurex. "Marktgerüchte um eine unmittelbar bevorstehende Abstufung Deutschlands haben den DAX gedrückt", sagte Alastair McCraig von IG Markets in London.
Beobachter halten eine Senkung der Kreditwürdigkeit Deutschlands nicht für ausgeschlossen, aber doch für sehr unwahrscheinlich. Mit Moody's habe lediglich eine der drei großen Rating-Agenturen einen negativen Ausblick für Deutschland, der eine Abstufung rechtfertigen könnte. Auffällig war zudem, dass der Euro, der bei einer Abstufung der größten Volkswirtschaft und des Wachstumsmotors der Eurozone sich stark abwerten würde, zu US-Dollar und Yen zunächst kaum nachgab.
Andere Händler, andere Begründungen: Einige Trader berichteten von milliardenschweren Verkaufsprogrammen, die über Computer-gesteuerte Schnellverkäufe - das sogenannte Algo-Trading - den Markt in die Knie gezwungen hätten. So berichtete ein Marktteilnehmer von Spekulationen, ein Marktakteur habe 100.000 Terminkontrakte auf den Euro-Stoxx-50 verkauft. Eine solche Transaktion hätte einen Wert von 2,6 Milliarden Euro.
Auch der in solchen Fällen gern zitierte "Fat Finger", also eine Fehleingabe eines Händlers, musste wieder einmal zur Begründung für den Kurseinbruch herhalten. Die Deutsche Börse fühlte sich kurz vor Ende des Xetra-Handels gar bemüßigt klarzustellen, es habe keine Fehleingabe oder Computerfehler gegeben. "Es war jederzeit ein ordnungsgemäßer Handel sichergestellt. Das Handelsgeschehen war jederzeit unter Kontrolle" sagte ein Sprecher des Börsenbetreibers.
Der Euro hielt sich jedoch zum US-Dollar bis zum Mittag vergleichsweise gut. Erst als Bundesbankpräsident Jens Weidmann am frühen Nachmittag in einem Interview mit dem Wall Street Journal bei weiter schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone eine Zinssenkung in Aussicht stellte, gab es auch für die Gemeinschaftswährung kein Halten mehr. Sie fiel bis auf 1,3034 Dollar, nachdem sie in der Spitze noch 1,32 Dollar gekostet hatte.
"Etliche Marktakteure rechnen angesichts der maroden Konjunktur in der Eurozone damit, dass die EZB spätestens im Juni nochmals die Zinsen senkt. Dafür hat der oberste Bundesbanker heute eine Steilvorlage gegeben", sagte ein Frankfurter Devisenhändler. Bei sinkenden Zinsen in der Eurozone werden Anlagen im Dollar für Investoren attraktiver, was die US-Währung zum Euro stützt.
Konjunktursorgen dürften auch der entscheidende Grund für die Börsenschwäche gewesen sein. Verkauft wurden zuvorderst Aktien konjunktursensibler Unternehmen. Am deutschen Markt traf es die Papiere von BASF, Bayer, BMW, Continental, Heidelberg Cement, Infineon, ThyssenKrupp und Volkswagen. Sie verloren zwischen drei und fünf Prozent.
Während Aktien verkauft wurden, waren Bundesanleihen gesucht. Bei einer Auktion am Mittwoch hat das als solider Schuldner geltende Deutschland eine rekordniedrige Rendite für neue Langläufer bezahlt. Deutschland profitiert weiter von den Sorgen um die Eurozone. Allerdings hat auch eine gleichzeitig stattfindende Auktion portugiesischer Kurzläufer gute Aufnahme gefunden. Hier stürzten sich Investoren auf hohe Renditen angesichts des weltweit historisch niedrigen Zinsniveaus.
Gegen den schwachen Trend an den Börsen stiegen EADS-Aktien um fast fünf Prozent. Das Aktienrückkaufprogramm des Konzerns sorgt für Nachfrage. EADS hat von ihren Aktionären Frankreich und Daimler für insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro Aktien zurückgekauft. Und krempelt damit ihre Aktionärsstruktur weiter kräftig um. Daimler ist nun nicht mehr Aktionär von EADS.
Papiere von Kabel Deutschland verteuerten sich um 3,3 Prozent. Der weltweit größte Kabelkonzern Liberty Global bereitet laut Manager Magazin eine Übernahme von Kabel Deutschland vor. Seit Wochen schon kursiert das Gerücht um einen solchen Deal.
In London fielen Tesco-Aktien um 3,9 Prozent. Der Gewinn des britischen Handelskonzerns ist im ersten Quartal mit knapp zwei Milliarden Pfund um fast 1,5 Milliarden Pfund unter der Konsensschätzung von Analysten geblieben. Diese bemängelten hohe Kosten und Abschreibungen.
=== Europäische Schlussindizes am Mittwoch, 17. April:. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.553,49 -55,81 -2,1% -3,1 . Stoxx-50 2.606,93 -43,63 -1,6% 1,1 . Stoxx-600 283,73 -4,43 -1,5% 1,4 Frankfurt XETRA-DAX 7.503,03 -179,55 -2,3% -1,4 London FTSE-100 6.244,21 -60,37 -1,0% 5,9 Paris CAC-40 3.599,23 -86,56 -2,4% -1,1 Amsterdam AEX 340,84 -4,95 -1,4% -0,5 Athen ATHEX-20 300,37 4,27 +1,4% -3,0 Brüssel BEL-20 2.528,40 -46,41 -1,8% 2,1 Budapest BUX 18.062,89 3,29 +0,0% -0,6 Helsinki OMXH-25 2.211,65 -21,62 -1,0% 0,1 Istanbul ISE NAT. 30 103.201,62 -823,72 -0,8% 5,6 Kopenhagen OMXC-20 524,52 -6,19 -1,2% 5,7 Lissabon PSI 20 5.803,91 -102,95 -1,8% 0,8 Madrid IBEX-35 7.948,70 -145,70 -1,8% -4,5 Mailand FTSE-MIB 15.383,76 -149,28 -1,0% -5,5 Moskau RTS 1.327,92 -28,73 -2,1% -13,0 Oslo OBX 420,97 -5,70 -1,3% 2,6 Prag PX 950,38 -8,59 -0,9% -8,5 Stockholm OMXS-30 1.147,48 -20,00 -1,7% 3,9 Warschau WIG-20 2.304,59 -45,49 -1,9% -11,0 Wien ATX 2.343,11 -28,55 -1,2% -2,4 Zürich SMI 7.533,81 -183,79 -2,4% 10,4
DEVISEN zuletzt '+/- % Mi, 7.57 Uhr Di, 17.40 Uhr EUR/USD 1,3036 -1,05% 1,3174 1,3133 EUR/JPY 127,2314 -1,78% 129,5335 128,4687 EUR/CHF 1,2143 -0,16% 1,2163 1,2167 USD/JPY 97,6165 -0,72% 98,3225 97,7640 GBP/USD 1,5248 -0,67% 1,5352 1,5312 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com
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April 17, 2013 12:23 ET (16:23 GMT)
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