18.07.2022 12:57:41

MÄRKTE EUROPA/DAX weiter über 13.000 - Haleon-Debüt verpatzt

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen verteidigen ihre Aufschläge im Mittagshandel am Montag. Der DAX gewinnt 1,3 Prozent auf 13.024 Punkte und hält sich damit weiterhin über der 13.000er Marke. Der Euro-Stoxx-50 zieht um 1,3 Prozent auf 3.523 Punkte an. "Die Erholung setzt sich damit auch im Vorfeld eines der wohl wichtigsten Termine des laufenden Börsenjahres für die Eurozone fort, das ist ein starkes Signal", so Jürgen Molnar von Robomarkets mit Blick auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Sie wird voraussichtlich erstmals seit mehreren Jahren die Leitzinsen erhöhen. Und bei der Bank of New York Mellon heißt es, noch gebe es Hoffnung, dass eine Rezession vermieden werden könne. "Die Geschichte lehrt uns, den Optimismus nicht zu verlieren", so Shamik Dhar, Chefvolkswirt der US-Bank.

Alle großen Stoxx-Branchenindizes legen zu. An der Spitze der Gewinnerliste stehen die rohstoffnahen Basic Resources, die Ölwerte und die Banken, deren Branchenindizes bis zu 3,5 Prozent anziehen. Aber auch Autotitel und die Aktien der Finanzdienstleister steigen um mehr als 2 Prozent. Im DAX erholen sich Zalando um 4,9 Prozent, Deutsche Bank um 4,2 Prozent und BASF um 3,9 Prozent.

Eher negativ für die Aktionäre gestaltet sich der Börsengang von Haleon, der Konsumgütersparte des britischen Pharmariesen GSK. Während die GSK-Aktie am Vormittag in London 340,00 Pence an Wert verliert auf 1.384,20, liegt die neue Haleon-Aktie nur bei 320 Pence. Die GSK-Aktionäre bekommen für jede gehaltene Aktie einen Titel von Haleon in ihren Depots gutgeschrieben. Zum Portfolio von Haleon gehören auch in Deutschland bekannte Marken wie Sensodyne (Zahnpasta) und die rezeptfrei erhältliche Schmerzsalbe Voltaren. Die Analysten von AJ Bell sind vorsichtig, was das Wachstum von Haleon in Zeiten hoher Inflationsraten betrifft. Haleon habe zwar einige bekannte Marken im Portfolio, so Analyst Danni Hewson. Aber die Kunden entschieden sich in Zeiten schnell steigender Preise zunehmend für billigere Produkte, damit dürfte das Unternehmen in naher Zukunft nicht in der Lage sein, ein bedeutendes Gewinnwachstum zu erzielen.

Gespannt verfolgt wird die politische Entwicklung in Italien. In der politischen Krise dort appellierten am Wochenende mehr als tausend Bürgermeister an Regierungschef Mario Draghi, im Amt zu bleiben. Am Mittwoch wird eine Erklärung von Mario Draghi im Parlament erwartet. Es ist unklar, ob Draghi dann auf seinem angebotenen Rücktritt bestehen oder einen Plan für das Fortführen der Regierungsgeschäfte präsentieren wird. Der italienische Börsenindex legt am Mittag aber wie der Euro-Stoxx-50 1,4 Prozent zu.

Markt wartet auf EZB-Antifragmentierungsinstrument

Der Renditeabstand von Bundesanleihen zu italienischen Zehnjahrespapieren weitet sich wieder etwas aus, wobei die Renditen auf breiter Front anziehen, die Anleihekurse also nachgeben. Das dürfte auch der besseren Stimmung am Aktienmarkt geschuldet sein. Neue Impulse für die Anleihen dürften am Donnerstag kommen, wenn von der EZB zumindest in groben Zügen die Vorstellung eines Instruments erwartet wird, das verhindern soll, dass die Spreads innerhalb der Eurozone zu weit auseinanderlaufen.

Der Euro wertet auf 1,0163 Dollar auf. Auch für ihn wird es am Donnerstag spannend, wenn die EZB wie derzeit noch mehrheitlich erwartet, ihre Zinserhöhung um 25 Basispunkte beschließen wird. Viele Marktakteure halten diesen Zinsschritt angesichts der hohen Inflation für zu vorsichtig. Der Dollar leide derweil darunter, dass sich die Spekulation auf einen 100-Basispunkte-Zinsschritt in den USA abkühle, heißt es.

Citi für Quartalszahlen zuversichtlich

Eine starke Berichtssaison über das zweite Quartal erwarten derweil die Analysten von Citi. Ihr Modell prognostiziert, dass 70,9 Prozent der Unternehmen die Konsenserwartungen übertreffen werden. Dies wäre ein kleines Plus gegenüber dem Vorquartal, als 70,4 Prozent positiv überraschten.

Positiv werden die Ertragszahlen von Nordea bewertet. Der Gewinn vor Steuern sei rund 10 Prozent über der Markterwartung ausgefallen, heißt es im Handel. Die in Helsinki ansässige Bank erzielte einen Nettogewinn von 1,06 Milliarden Euro während die Markterwartung bei 928 Millionen lag. Daneben stützt ein Aktienrückkauf. Der Kurs steigt kräftig um 5,4 Prozent.

Solvay legen um 4,9 Prozent zu, nachdem die Ergebnisse des zweiten Quartals deutlich über den Erwartungen ausgefallen sind. Das belgische Chemieunternehmen kündigte zudem eine Erhöhung der Jahresprognose für den 28. Juli an.

Porsche SE (+1,9) stehen im Fokus mit dem Kapitalmarkttag der Porsche AG. Händler bereiten sich dabei auf Aussagen zum erwarteten Börsengang der VW-Sportwagentochter vor: "Wann sonst sollte Porsche das seinen Investoren vorstellen, wenn nicht beim Kapitalmarkttag." Dies könne auch ein Grund für die Rally der Aktie wie auch der von VW (+2,9) an den vergangenen beiden Handelstagen gewesen sein. Die Linde-Aktie (+1,3%) steckt die Nachricht gut weg, dass wegen der Sanktionen gegen Russland der Abbau von bis zu 500 Stellen im Anlagenbau drohen soll.

Deliveroo halbiert Wachstumsprognose - aber Kurs legt stark zu

Als "ziemlich deutlich" bezeichnet ein Händler die nahezu halbierte Wachstumsprognose bei Deliveroo. Das scheint aber mehr als eingepreist, denn der Kurs zieht um 5 Prozent an. Die Kurse der Wettbewerber steigen teils noch deutlicher: Just Eat gewinnen 7,3 Prozent, Delivery Hero 7 Prozent und Hellofresh 1,9 Prozent.

Für Nel geht es um knapp 15 Prozent nach oben. Kurstreiber ist, dass sich das norwegische Unternehmen einen Rekordauftrag für die Lieferung von Elektrolyseuren zur Wasserstoffproduktion mit einem Volumen von 45 Millionen Euro sichern konnte. Der durchschnittliche Verkaufspreis liegt nach Aussage der RBC-Analysten im unteren Bereich, was für einen solchen Großauftrag nicht untypisch sei. Die Produktion soll auf Herøya erfolgen, wobei die Lieferung von Februar 2023 bis Mitte 2024 geplant ist. Nach Angaben von Nel könnte der Vertrag auch um zusätzliche Anlagenkomponenten für das Projekt erweitert werden. Der Auftrag kommt von einem ungenannten US-Kunden für eine industrielle Anwendung.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.523,00 +1,3% 45,80 -18,0%

Stoxx-50 3.537,02 +1,2% 41,21 -7,4%

DAX 13.023,93 +1,2% 159,21 -18,0%

MDAX 26.008,67 +1,8% 451,03 -26,0%

TecDAX 2.949,62 +0,4% 12,06 -24,8%

SDAX 12.211,01 +1,8% 212,23 -25,6%

FTSE 7.243,49 +1,2% 84,48 -3,1%

CAC 6.117,83 +1,4% 81,83 -14,5%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 1,21 +0,08 +1,39

US-Zehnjahresrendite 2,95 +0,04 +1,44

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:30 Fr, 17:34 % YTD

EUR/USD 1,0154 +0,7% 1,0089 1,0091 -10,7%

EUR/JPY 140,33 +0,4% 139,48 139,81 +7,2%

EUR/CHF 0,9914 +0,6% 0,9846 0,9869 -4,4%

EUR/GBP 0,8478 -0,2% 0,8489 0,8507 +0,9%

USD/JPY 138,21 -0,3% 138,25 138,53 +20,1%

GBP/USD 1,1976 +0,9% 1,1887 1,1865 -11,5%

USD/CNH (Offshore) 6,7438 -0,3% 6,7549 6,7666 +6,1%

Bitcoin

BTC/USD 22.167,92 +5,5% 21.954,74 20.855,24 -52,1%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 99,30 97,59 +1,8% 1,71 +37,6%

Brent/ICE 103,23 101,16 +2,0% 2,07 +37,8%

GAS VT-Schluss +/- EUR

Dutch TTF 155,70 160,80 -2,4% -3,87 +35,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.716,84 1.707,70 +0,5% +9,14 -6,2%

Silber (Spot) 18,85 18,70 +0,8% +0,15 -19,2%

Platin (Spot) 866,93 848,75 +2,1% +18,18 -10,7%

Kupfer-Future 0,00 3,23 0% 0 -27,2%

YTD zu Vortagsschluss

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 18, 2022 06:58 ET (10:58 GMT)

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