18.02.2015 16:22:34

MÄRKTE EUROPA/Entspannung um Griechenland hält Aktien oben

   Von Michael Denzin

   Weiter im Plus zeigen sich Europas Aktienmärkte am Mittwochnachmittag. Die Entspannung um Griechenland sorgt für marktbreit steigende Kurse. Das Land will im Streit mit seinen Euro-Partnern nun offenbar doch eine Verlängerung des Kreditprogramms beantragen. Dies solle bis Donnerstag geschehen. Es bleibt aber abzuwarten, ob die Initiative in Brüssel auf Akzeptanz trifft. Das erste Treffen der Finanzminister der Eurozone war am Montag gescheitert. Der Dax steigt um 0,4 Prozent auf 10.935 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt um 0,5 Prozent auf 3.456 Zähler zu. Selbst an der Börse Athen geht es um 0,7 Prozent nach oben.

   Die US-Börsen sind mit leichten Gewinnmitnahmen in den Handel gestartet. Hier werden die US-Baubeginne aber gut aufgenommen. Obwohl sie im Januar etwas stärker fielen als erwartet, wurde dies durch eine kräftige Aufwärtsrevision der Dezember-Daten mehr als aufgewogen.

   Im Fokus steht nun, was die Europäische Zentralbank (EZB) zu Griechenland sagt. Hier geht es um die entscheidende Verlängerung der ELA-Nothilfen für griechische Banken. Die Zentralbank tagt hierzu am Mittwoch und Donnerstag. Nach Einschätzung der Deutschen Bank könnte die EZB Griechenland ein Ultimatum setzen, was den Druck auf das Land nochmals erhöhen würde. Am Freitag wäre der letzte Tag, an dem noch ein Kompromiss erreicht werden könnte.

   Den Euro ficht die Debatte indes nicht an: Er handelt weiter leichter unter der Markt von 1,14 Dollar. Wie die Commerzbank anmerkt, sieht der Markt entweder im Vergleich zu Montag kein erhöhtes Grexit-Risiko - was schon eine ziemlich verzerrte Realitätswahrnehmung des Marktes voraussetzen würde - oder er sei zu dem Schluss gekommen, dass ein Grexit nicht marktrelevant sei. "Und wenn das alle glauben, dann ist das wohl auch so. Zumindest auf kurze bis mittlere Sicht", sagt Analyst Ulrich Leuchtmann.

   Auch der Bankensektor Europas scheint keine Probleme in einem Austritt der Griechen zu sehen: Er handelt 1,7 Prozent im Plus. Stützend wirken auch sehr gute Quartalszahlen der Credit Agricole, deren Aktien 6,7 Prozent steigen. Die Societe Generale wertet die Geschäftszahlen positiv: Der Vorsteuergewinn sei 16 Prozent über den Erwartungen ausgefallen, zudem habe es geringere Berichtigungen auf das Kreditportfolio gegeben. Auch die Dividende von 0,35 Euro liege leicht über der Prognose.

   Am Abend richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger dann auf das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank von Ende Januar. Im Handel erhofft man sich Hinweise über die weitere US-Zinspolitik. Laut Chris Weston vom Broker IG ist die Zinskurve in den USA in den vergangenen elf Sitzungen um 30 Basispunkte steiler geworden. Dies weise auf einen ersten Zinsschritt in den USA im September hin.

   Daneben blickt der Markt weiter auf die Quartalszahlen europäischer Unternehmen: Abschreibungen auf Assets und bei Beteiligungsverkäufen haben das Nettoergebnis des französischen Baukonzerns Lafarge im vierten Quartal in den roten Bereich gedrückt. Operativ sei es aber deutlich besser gelaufen als erwartet, heißt es im Handel. "Die Aussagen zum Ausblick sind bullish", sagt Robert Gardiner von Davy Research. Lafarge steigen um 1,6 Prozent.

   ENI gewinnen 2,4 Prozent. Das bereinigte EBIT des Ölkonzerns ist laut Jefferies 25 Prozent über den Konsensschätzungen ausgefallen.

   Für die Aktien von Bierbrauer Carlsberg geht es nach Quartalszahlen 1,6 Prozent abwärts. Für den bisherigen CEO Jorgen Buhl Rasmussen rückt der Niederländer Cees t'Hart auf den Chefposten. Doch selbst mit einem neuen CEO aus Holland steige für Carlsberg nicht die Wahrscheinlichkeit einer Fusion mit Heineken: "Die Aktivitäten von Heineken und Carlsberg überlappen sich zu stark", begründet Gerard Rijk von SNS Securities seine Einschätzung.

   Im DAX legen fast alle Titel deutlich zu. Für Autobauer wie VW geht es bis zu 1,8 Prozent nach oben. Banken profitieren von der Entspannung bei den Grexit-Sorgen; Commerzbank legen 1,6 Prozent zu und Deutsche Bank gewinnen 1,2 Prozent. Infineon profitieren von der jüngsten Rally der US-Technologiewerte und steigen 2,3 Prozent.

   Schlusslicht sind die Versorger. Die Commerzbank hat E.ON und RWE nach Angaben aus dem Handel zum "Reduzieren" empfohlen und bei RWE das Kursziel auf 22 nach 26 Euro gesenkt. RWE verlieren 1,3 Prozent und E.ON 1,1 Prozent.

   Im MDAX fallen Südzucker 1,8 Prozent nach einer Gewinnwarnung ihrer Beteiligung CropEnergies. Deren Aktien brechen um fast 10 Prozent ein. Der Einbruch der Ölpreise hat auch bei den Bioethanolpreisen in Europa kräftige Spuren hinterlassen und sie auf Allzeit-Tief gedrückt. Die Südzucker-Tochter muss nun sogar die Produktion bei ihrer britischen Tochtergesellschaft Ensus UK auf Eis legen.

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Crédit Agricole S.A. (Credit Agricole) 15,96 0,57% Crédit Agricole S.A. (Credit Agricole)
Deutsche Bank AG 20,66 0,63% Deutsche Bank AG
E.ON sp. ADRs 12,10 0,00% E.ON sp. ADRs
ENI SPAShs Sponsored American Deposit Receipts Repr 2 Shs 27,20 -2,16% ENI SPAShs Sponsored American Deposit Receipts Repr 2 Shs
Infineon AG 35,17 -0,93% Infineon AG
RWE AG (spons. ADRs) 29,60 0,68% RWE AG  (spons. ADRs)
Südzucker AG (Suedzucker AG) 10,84 0,18% Südzucker AG (Suedzucker AG)

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