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29.01.2014 10:33:35

MÄRKTE EUROPA/Erleichterungs-Rally dank Türkei-Zinsen

   Von Michael Denzin

   Kräftig aufwärts geht es am Mittwoch an Europas Börsen. Der Dax überspringt gleich zur Eröffnung die 9.500er-Marke. Kurstreiber ist die Erleichterung über die Lage in den Schwellenländern, ausgelöst durch die massiven Zinserhöhungen in der Türkei. Darüber hinaus warten die Märkte auf die Ergebnisse der US-Notenbanksitzung am Abend. Die Entspannungsrally zieht sich quer durch alle Branchen. Auch die Unternehmenszahlen sprechen für Aktien. Umgekehrt geht es daher am deutschen Anleihemarkt durch Umschichtungen in risikobehaftetere Länder deutlicher abwärts. Der DAX legt um 1,3 Prozent oder 122 Punkte zu auf 9.527 - zusätzlich befeuert von der guten Konsumentenlaune in Deutschland. Der Euro-Stoxx-50 steigt um 1,1 Prozent auf 3.071 Zähler.

   Schon an Asiens Aktienmärkten ging es kräftig nach oben; Japans Nikkei legte um 2,7 Prozent zu. Auf ihrer Dringlichkeitssitzung hatte die türkische Zentralbank ihren einwöchigen Repozins, den sie selbst als Leitzins bezeichnet, von 4,5 Prozent auf 10 Prozent mehr als verdoppelt. Die türkische Lira sprang danach um knapp 4 Prozent zum US-Dollar.

   Nachdem am Vortag bereits die indische Notenbank überraschend den Leitzins angehoben und damit vor allem die Rupie gestützt hatte, erholen sich nun auch andere Schwellenländer- bzw. Hochzinswährungen. Doch der Schuss kann nach hinten losgehen, warnen Marktteilnehmer. Kurzfristig werde es zwar nun viel schwieriger, die Lira zu attackieren, kommentiert die Citigroup die Entwicklung. Damit könnte vorübergehend Ruhe einkehren. Langfristig werde es aber in einem Umfeld steigender US-Zinsen schwierig werden, das Zahlungsbilanzdefizit zu finanzieren, warnt die Citigroup: "Das große Bild ändert sich nicht großartig".

   Auch Devisenhändler sind skeptisch: "Das kann den gesamten Währungsmarkt durcheinander wirbeln", so Toshihiko Sakai, Händler des Mitsubishi UFJ Trust mit Blick auf das Ausmaß der Leitzinserhöhungen. Die Reaktion an der Börse Istanbul fällt dennoch positiv aus, der Leitindex in Istanbul zieht um rund 2 Prozent an.

   Damit steht auch die Sitzung der US-Notenbank am Abend besonders im Fokus, denn die Verwerfungen in den Schwellenländern waren zum Großteil ein Produkt der US-Geldpolitik. Im Konsens wird erwartet, dass die US-Währungshüter die monatlichen Wertpapierkäufe erneut um 10 Milliarden Dollar auf dann 65 Milliarden monatlich senken werden. Allerdings gibt es nach zuletzt teils enttäuschenden Konjunkturdaten sowie den jüngsten Verwerfungen an den Finanzmärkten einen gewissen Unsicherheitsfaktor.

   "Mit den Zinsanhebungen in der Türkei und Indien und kurz vor der Bekanntgabe der Fed-Entscheidung werden die Märkte weiter vorsichtig bleiben", sagt Daisuke Uno, Stratege von Sumitomo Mitsui Banking. Die Chance für eine weitere Fortsetzung des Tapering in den USA sieht er bei 70 Prozent: "Die Notenbank weiß, dass sie auf einem schmalen Pfad unterwegs ist und will keine weitere Aufregung um die Emerging Markets".

   Bei den Makrodaten in Deutschland hat die Verbraucherstimmung sehr positiv überrascht. Der GfK Konsumklima-Index sprang deutlich nach oben. Zudem zeigte sich ein steigendes Vertrauen in die Konjunktur und damit auch eine höhere Ausgabebereitschaft.

   Bei den Unternehmensmeldungen überwiegt ein positiver Grundton. Wacker Chemie verhandelte wichtige Verträge für Silizium erfolgreich nach und meldet einen hohen Sonderertrag. Dieser werde das operative Ergebnis um rund 115 Millionen Euro erhöhen. Die Aktien ziehen um 3 Prozent an. Die Geschäftszahlen von Osram kommen im Handel sehr gut an. Unerwartet gute Gewinnkennziffern treiben die Aktien um 7,7 Prozent auf neue Höchststände. "Das Unternehmen kommt bei den Kostensenkungen deutlich schneller voran als erwartet", sagt ein Marktteilnehmer. Auch der Ausblick sei positiv.

   Siemens notieren nur optisch im Minus. Der Münchener Industriekonzern schüttet 3,00 Euro Dividende aus. Rechnet man diese mit ein, liegen die Aktien rund ein halbes Prozent im Plus. Bayer profitieren von einer Hochstufung durch Berenberg und legen 2,3 Prozent zu. Commerzbank springen mit den starken Bankenwerten in Europa um 3,5 Prozent, Deutsche Bank um 1,4 Prozent.

   Automobilwerte sind gesucht, nachdem der Branchenverband ACEA von überraschend starken Lkw-Absätzen berichtet hat. VW, Daimler, BMW und Continental legen bis zu 1,3 Prozent zu. Der überraschende Abgang von Produktions-Chef Andreas Renschler bei Daimler sorgt zwar für Verwirrung, belastet die Aktie aber nicht.

   Die Geschäftszahlen des Pharmariesen Novartis werden unterschiedlich gewertet. Obwohl der Gewinn zum Vorjahr gesteigert wurde, hinterließen auch hier Wechselkurseinflüsse ihre Bremsspuren in der Bilanz. Die Dividende liegt allerdings über Erwartung und treibt die Aktie damit um 0,6 Prozent nach oben. Philips leiden dagegen unter einer Abstufung durch Barclays und tragen mit 2,2 Prozent Minus die rote Laterne in Europa.

=== DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Di, 17.12 Uhr EUR/USD 1,3677 +0,2% 1,3651 1,3664 EUR/JPY 141,1106 +0,0% 141,1036 140,5397 EUR/CHF 1,2286 -0,0% 1,2289 1,2281 USD/JPY 103,1620 -0,2% 103,3690 102,8510 GBP/USD 1,6604 +0,2% 1,6565 1,6587 === DJG/mod/flf

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   January 29, 2014 03:55 ET (08:55 GMT)

   Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 03 55 AM EST 01-29-14

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