MÄRKTE EUROPA/Hängepartie in Brüssel sorgt für nervöse Kursausschläge

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa reagieren mit teils heftigen Kursausschlägen auf die wechselnde Nachrichtenlage im Griechenland-Drama. "Es gibt jetzt so viele widersprüchliche Statements, Dementis, erfolglose Treffen und Ad-hoc-Zusammenkünfte an einem Tag wie früher in einer Woche oder in einem ganzen Monat", heißt es von ING-Ökonom Carsten Brzeski. Die damit verbundene Nervosität der Anleger sorgt bei Aktien, Devisen und Anleihen für kurzfristig stärkere Schwankungen.

   An der vorherrschenden Erwartungshaltung der Börsianer hat sich nichts geändert. Sie gehen von einem Kompromiss zwischen den Geldgebern und Griechenland in letzter Sekunde aus. Indizien dafür sorgten am Mittag für einen Sprung nach oben bei Dax und Euro. Angeblich sollen EU-Kommission, IWF und EZB die Reformvorschläge Athens als Verhandlungsgrundlage akzeptiert haben. Die zwischenzeitlich gesehenen Gewinne lösten sich im weiteren Handelsverlauf wieder in Luft auf als durchsickerte, dass griechische Regierung und die Institutionen der Gläubiger zwei konkurrierende Lösungsentwürfe auf dem anstehenden Gipfel vorlegen werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von Rückschritten in den Gesprächen mit Griechenland.

   Der DAX notiert 0,3 Prozent leichter bei 11.430 Punkten. Am Mittag notierte der DAX noch bei 11.594 Punkten und damit knapp 200 Punkte höher. Der Euro-Stoxx-50 verliert um 0,5 Prozent auf 3.594 Zähler. In Athen stagniert der Index nach einem Minus von gut 2 Prozent zum Handelsstart.

   Der Euro tendiert kaum verändert bei 1,12 Dollar und zeigt sich von der Aufregung am Aktienmarkt kaum beeindruckt. "Der Euro pendelte um 1,12 Dollar, ohne auf das Hin und Her mit Athen zu reagieren", sagt Ralf Umlauf von der Helaba. Die Kurse der Bundesanleihen handeln ebenfalls kaum verändert, nachdem sie am Dienstag und Mittwoch als sicherer Hafen gesucht und kräftig gestiegen waren. Auch am Rentenmarkt orientiert sich die Stimmungslage an der Entwicklung in Brüssel. Bei guten Nachrichten aus Brüssel fallen die Kurse und bei schlechten steigen sie.

   Zu etwas größeren Kursschwankungen kommt es bei Einzelwerten in Europa. In Stockholm büßen H&M 3,7 Prozent ein. Der schwedische Textilhändler hat im zweiten Quartal laut den Analysten von Bernstein eine geringere Gewinnmarge ausgewiesen als erwartet. In Paris fallen L'Oreal um 1,5 Prozent, belastet von einer Abstufung auf "Neutral" durch J.P. Morgan.

   Am deutschen Aktienmarkt tendieren Osram 0,7 Prozent leichter. In den USA hat der mit Osram konkurrierende LED-Produzent Cree von einer schwachen Nachfrage berichtet und plant, die Produktionskapazitäten zu verringern. Die Aktie des im TecDax notierten LED-Zulieferers Aixtron gibt um 1,6 Prozent nach.

   RTL gewinnen 1,6 Prozent. Die Analysten der Societe Generale halten die im Vergleich zu ProSiebenSat.1 und dem europäischen TV-Sektor schwache Kursentwicklung bei RTL im bisherigen Jahresverlauf für ungerechtfertigt und empfehlen die Aktie zum Kauf.

   Telecom Italia verlieren 1,2 Prozent, nachdem der französische Medienkonzern Vivendi für rund 1 Milliarde Euro seinen Anteil an der Telefongesellschaft auf 14,9 Prozent erhöht hat und größter Anteilseigner wird. Vivendi ziehen um 1,5 Prozent an.

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.29 Uhr Mi, 17.38 Uhr EUR/USD 1,1188 -0,12% 1,1202 1,1181 EUR/JPY 138,30 -0,18% 138,54 139,02 EUR/CHF 1,0479 0,17% 1,0462 1,0467 USD/JPY 123,61 -0,07% 123,70 124,34 GBP/USD 1,5751 0,43% 1,5682 1,5700 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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   June 25, 2015 10:08 ET (14:08 GMT)

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