28.09.2018 12:10:46

MÄRKTE EUROPA/Italien verdirbt den Quartalsultimo

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Italien belastet am Freitag die Stimmung an den europäischen Aktienmärkten. Grund ist der Haushaltsentwurf, der ein Defizit von 2,4 Prozent vorsieht. Der dafür eigentlich zuständige parteilose Finanzminister Giovanni Tria konnte sich mit seinem niedriger geplanten Defizit nicht durchsetzen gegen Innenminister Matteo Salvini von der rechtsextremem Lega-Partei und Wirtschaftsminister Luigi Di Maio von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung.

Wenn Italien in diesem Tempo neue Schulden anhäufe, müsse die Frage nach der langfristigen Schuldentragfähigkeit gestellt werden, warnt Thomas Altmann von QC Partners. Die sozialdemokratische Vorgängerregierung hatte noch ein Defizit von 0,8 Prozent angepeilt, die EU-Kommission hat ein deutlich niedrigeres Defizit angemahnt. "Wir fürchten nicht den Spread, wir fürchten nicht die Märkte", sagte derweil ein Sprecher der mitregierenden italienischen 5-Sterne-Bewegung.

Der DAX verliert 0,7 Prozent auf 12.352 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,7 Prozent auf 3.425 Punkte nach. Der Mailänder Index FTSE MIB bricht um 2,9 Prozent ein, wobei vor allem Aktien von Banken, die große Bestände an italienischen Anleihen halten, stark verlieren. Unicredit sacken um 6,1 Prozent ab und Intesa um 6,2 Prozent. Der Stoxx-Bankenindex führt mit einem Minus von 2,1 Prozent die Verliererliste bei den Branchenindizes an.

Scharfer Renditeanstieg in Italien

Die Renditen italienischer Anleihen schießen weiter nach oben, wodurch sich die Refinanzierung für das bereits schuldenüberfrachtete Land zusätzlich verteuert. Spekulationen über ein höheres Defizit hatten schon am Vortag die Renditen nach oben getrieben. Die Rendite der zehnjährigen Papiere steigt auf 3,16 von 2,90 Prozent. Die Rendite der entsprechenden Bundesanleihen fällt dagegen auf 0,47 von 0,53 Prozent, weil sie als vermeintlich sicherer Hafen vermehrt Zulauf erhalten.

Eine höhere Verschuldung bedeutet ein steigendes Angebot an Anleihen, wobei gleichzeitig wegen des sich weiter auftürmenden Schuldenbergs die Bonität Italiens leiden dürfte. Käufer italienischer Anleihen fordern daher höhere Prämien, sprich höhere Renditen.

Daneben lastet die Entwicklung in Italien auch auf dem Euro. Er kostet aktuell 1,1598 Dollar und damit über eineinhab Cent weniger als im Hoch am Vortag. Der Dollar zieht aber auch gegenüber anderen Währungen an. Zum Yen ist er auf ein Jahreshoch gestiegen, was den Nikkei am Morgen zeitweise auf den höchsten Stand seit 27 Jahren trieb.

Autoaktien und BASF zunächst schwächer

Am Aktienmarkt stehen Papiere der europäischen Werbeagenturen unter Druck. Grund ist ein Bericht des Wall Street Journal, nachdem das FBI eine Untersuchung wegen des Geschäftsgebarens in der Branche eingeleitet hat. Dabei besteht unter anderem der Verdacht, dass Gelder aus verkaufter Werbung an die Agenturen zurückgeflossen sind. Vivendi als Eigentümer von Havas fallen um 1,5, Publicis um 1,5 und WPP um 2 Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt richten sich die Blicke auf die Autobranche, denn am Mittag steht ein weiterer Dieselgipfel im Kanzleramt auf dem Programm. "Im Anschluss könnte Klarheit herrschen, auch über die Kosten für die Hersteller", meint ein Marktteilnehmer. "Noch ist die Unsicherheit aber groß, das wird die Kurse erst einmal bremsen", erwartet er. BMW, Daimler und VW fallen alle um gut 1 Prozent zurück. Der Kurs der auf Dieselreinigung spezialisierten Baumot zieht dagegen um gut 5 Prozent an. Die volatile Aktie lag am Vormittag aber auch schon deutlich höher auf einem Jahreshoch.

BASF geben um 2,6 Prozent nach. Auf den Kurs drückt, dass das operative BASF-Ergebnis im laufenden Jahr wegen der Verselbständigung des Öl- und Gasgeschäfts niedriger ausfallen wird. Trotzdem sehen Marktteilnehmer die dahinter stehenden Pläne für den Zusammenschluss der Tochter Wintershall mit Dea positiv. "Der Markt dürfte eine eigenständige deutsche Öl- und Gasfirma vergleichsweise hoch bewerten", meint ein Marktteilnehmer zum später geplanten Börsengang.

Wiederaufnahme der Produktion stützt K+S

K+S ziehen um 2,0 Prozent an - trotz einer Gewinnwarnung. Der Kali- und Salzförderer hat die deutsche Kaliproduktion wieder angefahren. Er hatte sie aufgrund der Trockenheit unterbrechen müssen, weil wegen der niedrigen Wasserführung der Werra die Einleitung von Salzabwässern nur sehr einschränkt bzw gar nicht möglich war. Die Produktionsunterbrechungen schlagen mit 80 Millionen Euro negativ zu Buche. "Mit einer solchen Gewinnwarnung ist gerechnet worden", so ein Händler.

Im TecDAX leiden Drägerwerk mit einem Minus von 6,5 Prozent unter eine Abstufung. Telefonica Deutschland steigen dagegen mit einer Kaufempfehlung um 2,2 Prozent. Der TecDAX kann sich der allgemeinen Schwäche entziehen und notiert wenig verändert.

In der dritten Reihe fallen SMA Solar nach der Gewinnwarnung am Vortag und drot bereits massiven Kursverlusten um weitere knapp 10 Prozent zurück.

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.419,23 -0,89 -30,56 -2,42

Stoxx-50 3.087,87 -0,24 -7,40 -2,83

DAX 12.334,62 -0,81 -100,97 -4,51

MDAX 26.042,12 -0,41 -106,17 -0,61

TecDAX 2.834,92 0,07 2,02 12,09

SDAX 11.888,53 -0,39 -46,97 0,01

FTSE 7.528,21 -0,23 -17,23 -1,85

CAC 5.512,48 -0,50 -27,92 3,76

Bund-Future 159,17 0,70 1,91

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:46 Do, 17:27 % YTD

EUR/USD 1,1583 -0,49% 1,1626 1,1672 -3,6%

EUR/JPY 131,34 -0,51% 131,80 132,19 -2,9%

EUR/CHF 1,1288 -0,78% 1,1350 1,1403 -3,6%

EUR/GBP 0,8882 -0,20% 0,8892 0,8905 -0,1%

USD/JPY 113,36 -0,05% 113,39 113,27 +0,6%

GBP/USD 1,3042 -0,28% 1,3075 1,3107 -3,5%

Bitcoin

BTC/USD 6.644,72 -0,8% 6.737,13 6.523,50 -51,4%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,55 -0,49 0,07

Deutschland 10 Jahre 0,45 0,53 0,02

USA 2 Jahre 2,82 2,83 0,93

USA 10 Jahre 3,03 3,05 0,62

Japan 2 Jahre -0,12 -0,12 0,02

Japan 10 Jahre 0,12 0,12 0,07

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 72,17 72,12 +0,1% 0,05 +23,6%

Brent/ICE 82,12 81,72 +0,5% 0,40 +28,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.184,76 1.183,03 +0,1% +1,73 -9,1%

Silber (Spot) 14,33 14,24 +0,6% +0,09 -15,4%

Platin (Spot) 811,40 811,50 -0,0% -0,10 -12,7%

Kupfer-Future 2,77 2,77 -0,3% -0,01 -17,4%

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/gos

(END) Dow Jones Newswires

September 28, 2018 06:11 ET (10:11 GMT)

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BASF 44,34 0,50% BASF
Baumot (ex TWINTEC) 0,00 -25,00% Baumot (ex TWINTEC)
BMW AG 77,10 1,07% BMW AG
Draegerwerk AG & Co. KGaA 46,50 2,20% Draegerwerk AG & Co. KGaA
Drägerwerk AG & Co. KGaA Vz. 55,20 5,34% Drägerwerk AG & Co. KGaA Vz.
K+S AG 11,37 0,49% K+S AG
Mercedes-Benz Group (ex Daimler) 55,02 -0,11% Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
Telefonica Deutschland AG (O2) 2,09 0,10% Telefonica Deutschland AG (O2)
Volkswagen (VW) St. 95,30 0,69% Volkswagen (VW) St.
Volkswagen (VW) AG Vz. 93,64 0,75% Volkswagen (VW) AG Vz.