21.07.2022 16:14:40

MÄRKTE EUROPA/Leichter - EZB-Zinserhöhung als notwendig gesehen

FRANKFURT (Dow Jones)--Leichter zeigen sich Europas Börsen am Donnerstagnachmittag nach der Zinserhöhung durch die EZB. Mit der Erhöhung um 50 Basispunkte - der ersten überhaupt seit elf Jahren - ist die Phase der Negativzins-Politik auch in Europa beendet worden. Im Handel wurde dies als wichtiger Schritt bezeichnet, damit die Notenbank ihre Glaubwürdigkeit behält. Deutlich im Plus mit über 1,5 Prozent zeigen sich in Europa vor allem die Finanzwerte, die nicht mehr mit negativen Zinsen zu kämpfen haben. Der Euro sprang nach der EZB-Entscheidung um fast 1 Prozent an, kam danach aber schnell wieder zurück.

Der DAX gibt 0,6 Prozent nach auf 13.205 Punkte, der Euro-Stoxx-50 sinkt um 0,1 Prozent auf 3.583 Punkte. Dass Russland wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 liefert und damit eine Rezession in der Eurozone verhindert, geht gegenüber dem EZB-Entscheid medial völlig unter. Die ersten Zahlen aus der Berichtssaison zeigen zudem, wie stark die Kosteninflation mittlerweile die Unternehmensgewinne belastet.

EZB trotz Zinserhöhung noch lange nicht restriktiv

Bei einer Inflation von weit über 8 Prozent wäre ein nur kleiner Zinsschritt von 25 Basispunkten "in Anbetracht der Tatsache, dass im August keine Zinssitzung ist, ein fatales Signal gewesen", meint Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank dazu. Damit könne auch der große Zinsschritt "keineswegs als restriktiv" bezeichnet werden. Auch Otmar Lang von der Targobank meint, die EZB habe angesichts der Inflation einfach nicht mehr anders handeln können.

Dazu verweisen Marktteilnehmer auf das Scheitern der Regierung in Italien. Zeitlich passend dazu habe die EZB ihr neues Instrument TPI vorgestellt, mit dem ein Auseinanderdriften der Länderzinsen verhindert werden soll. Vor allem italienische Staatsanleihen waren durch die Regierungskrise wieder unter Druck geraten. Sie fallen auch nach den EZB-Beschlüssen weiter, der Futures für Italiens Staatsanleihen fällt um 2,3 Prozent. Italiens Banken wie Unicredit geben danach bis zu 5,3 Prozent nach.

Wie wenig "falkenhaft" die Zinserhöhung der EZB sei, sehen Strategen auch hinter ihrer Ankündigung, weitere Zinserhöhungen "von Sitzung zu Sitzung" zu entscheiden. Damit entfällt die Hoffnung auf klare Ansagen für den künftigen Zinserhöhungspfad und lässt die Gewinne des Euro zum Dollar wieder abschmelzen.

SAP enttäuscht

Von schwachen Zahlen sprechen Marktteilnehmer mit Blick auf SAP (-4,3%). Gewinnkennziffern und Marge hätten die Erwartungen deutlich verfehlt. SAP will nun zwar für 500 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen, was vom Markt aber als zu gering bewertet wird.

Mit Anschlussverkäufen geht es für Hellofresh um weitere 12,6 Prozent nach unten. Das Unternehmen hatte am Vortag eine Gewinnwarnung abgegeben. Dem sind nun zahlreiche negative Analystenkommentare gefolgt. Auch der DAX-Verbleib gerate dadurch langsam in Gefahr, heißt es.

Norma brechen um 13 Prozent ein. Auch hier treibt die Inflation die Kosten. Norma senkt daher seine Margenprognose deutlich und erwartet 2022 weniger Gewinn.

Pharma-Sektor legt zu

Sehr fest liegen hingegen Merck mit 6,2 Prozent im Markt. JP Morgan (JPM) habe die Aktie auf eine Liste besonders aussichtsreicher Titel genommen, sagt ein Händler. Auch Siemens Healthineers zeigen sich mit 3,4 Prozent Plus sehr fest.

Zu FMC habe sich JPM eher negativ geäußert, die Aktie wurde auf "Negative Catalyst Watch" genommen, der Kurs fällt um 2 Prozent.

Sartorius gewinnen 8,6 Prozent. Das Unternehmen hat zwar auf den ersten Blick mit den Zahlen lediglich die Erwartungen getroffen. "Viele Marktteilnehmer haben aber auf eine negative Überraschung gesetzt, und die ist nun ausgeblieben", sagt ein Händler.

Gemischte Zahlen aus Europa - Margen leiden unter Inflation

Mit steigenden Kursen reagieren Nokia (+9%) auf die Geschäftszahlen. Der Umsatz liege leicht, der Gewinn deutlich über den Erwartungen. Electrolux fallen 4,3 Prozent. Der Haushaltsgerätehersteller hat schwache Zahlen vorgelegt und verweist auf Lieferkettenprobleme.

Bei der schweizerischen ABB geht es 1,3 Prozent höher. Die Citigroup spricht von einem positiven Momentum bei den Zahlen: Die Auftragseingänge und das bereinigte operative EBITA seien besser als erwartet. Wie auch andere Unternehmen aus dem Sektor könne ABB so weit keine Anzeichen für eine nahende Rezession erkennen.

Mit Givaudan geht es 1,7 Prozent abwärts. "Der Umsatz wächst stärker als erwartet, aber der Gewinn hat die Erwartungen verfehlt", so ein Händler. Das Unternehmen könne die Kosten nicht weitergeben. Der Kurs des Konkurrenten Symrise steigt dagegen um 2,5 Prozent.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.583,23 -0,1% -2,01 -16,6%

Stoxx-50 3.539,33 -0,2% -7,40 -7,3%

DAX 13.204,96 -0,6% -77,02 -16,9%

MDAX 26.626,28 -0,3% -70,14 -24,2%

TecDAX 3.038,19 +1,7% 50,98 -22,5%

SDAX 12.542,55 +0,1% 15,95 -23,6%

FTSE 7.241,95 -0,3% -22,36 -2,2%

CAC 6.188,95 +0,1% 4,29 -13,5%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 1,23 -0,03 +1,41

US-Zehnjahresrendite 2,96 -0,06 +1,45

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:24 Mi, 17:30 % YTD

EUR/USD 1,0192 +0,1% 1,0221 1,0198 -10,4%

EUR/JPY 140,92 +0,1% 141,27 140,84 +7,7%

EUR/CHF 0,9900 +0,1% 0,9918 0,9918 -4,6%

EUR/GBP 0,8544 +0,6% 0,8525 0,8515 +1,7%

USD/JPY 138,23 -0,0% 138,20 138,09 +20,1%

GBP/USD 1,1930 -0,4% 1,1994 1,1979 -11,8%

USD/CNH (Offshore) 6,7827 +0,1% 6,7664 6,7652 +6,7%

Bitcoin

BTC/USD 22.549,17 -4,5% 22.857,62 24.197,67 -51,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 96,19 99,88 -3,7% -3,69 +34,4%

Brent/ICE 104,49 106,92 -2,3% -2,43 +39,5%

GAS VT-Schluss +/- EUR

Dutch TTF 151,60 156,50 -2,2% -3,44 +41,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.706,09 1.696,73 +0,6% +9,36 -6,8%

Silber (Spot) 18,67 18,67 +0,0% +0,00 -19,9%

Platin (Spot) 864,85 861,30 +0,4% +3,55 -10,9%

Kupfer-Future 3,29 3,33 -1,3% -0,04 -26,0%

YTD zu Vortagsschluss

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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July 21, 2022 10:14 ET (14:14 GMT)

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