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02.02.2018 18:11:43

MÄRKTE EUROPA/Schwach - Steigende Renditen animieren zu Verkäufen

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Ein starker US-Arbeitsmarktbericht hat am Freitag die Renditen an den Anleihemärkten weiter nach oben getrieben und damit auch den Dollar angeschoben. Gleichzeitig lasteten die steigenden Zinsen auf den zuvor bereits angebrieften Aktienmärkten. Der durchschnittliche US-Stundenlohn ist im Januar um 0,34 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Das ist deutlich mehr als die erwarteten 0,20 Prozent und befeuerte Spekulationen über eine anziehende Inflation und damit auch potenziell schneller steigende Zinsen in den USA.

Die Rendite der 10-jährigen US-Anleihen stieg deswegen auf 2,84 Prozent, das höchste Niveau seit vier Jahren. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe kletterte bis auf knapp 0,77 Prozent, das höchste Niveau seit Herbst 2015. Die Daten stützten den Dollar - der zuletzt feste Euro gab nach auf 1,2440 nach Ständen von über 1,2500 Dollar zuvor.

Anders als sonst oft, stützte der schwächere Euro die Aktienmärkte nicht, weil sich die Anleger auf den Renditeanstieg fokussierten, der Anleihen im Vergleich zu Aktien zusehends attraktiv macht. Zudem erhöhen sich damit die Finanzierungskosten der Unternehmen. Der DAX verlor 1,7 Prozent auf 12.785, der Euro-Stoxx-50 gab um 1,5 Prozent auf 3.523 nach.

Die Analysten der Bank of America - Merrill Lynch (BoA-ML) warnten derweil, dass ihr viel beachteter Bull/Bear-Index ein Verkaufssignal für Aktien generiert habe. Seit Jahresbeginn seien 102 Milliarden Dollar aus Anleihemärkten an die Aktienmärkte geflossen. Das sei die stärkste Rotation aller Zeiten.

Zinssensitive Sektoren unter Druck

Angesichts des Zinsanstiegs standen zinssensitive Branchen wie der Immobiliensektor besonders unter Druck. Der deutsche Immobilienindex RX Real Index verlor 2 Prozent. Steigende Marktzinsen sind Gift für den Sektor, weil damit die meist kreditfinanzierten Investitionen am Immobilienmarkt teurer werden. Die im DAX gelistete Vonovia gab 2,1 Prozent nach - auf Monatssicht hat die Aktie mehr als 7 Prozent eingebüßt.

Auch der Stoxx-Versorger- und der Telekomsektor gelten als zinssensitiv, sie verloren 1,7 bzw 0,7 Prozent. Letzterer wurde gestützt von späten Kursgewinnen beim Schwergewicht Vodafone. Ganz ans Ende rutschten die Rohstoffaktien mit einem Minus von 2,7 Prozent. Der steigende Dollar verteuert in Dollar gehandelte Rohstoffe für Käufer aus anderen Währungsräumen. Dazu passend gaben die Ölpreise deutlich nach, ebenso das Gold. Die Feinunze verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 1.332 Dollar und litt als zinslose Wertanlage auch unter den steigenden Zinsen.

Deutsche Bank mit schwachen Zahlen

Deutsche Bank gaben nach Vorlage der Quartalszahlen um 6,2 Prozent nach. Das größte deutsche Kreditinstitut hat für das vergangene Jahr den dritten Verlust in Folge ausgewiesen. Das war zwar erwartet worden, der Verlust fiel aber höher als zuvor geschätzt aus. Außerdem setzte sich die Erosion der Erträge fort, vor allem im wichtigen Handelsgeschäft. Im laufenden Jahr erwartet die Bank höhere Kosten als ursprünglich geplant. Commerzbank gaben um 1,6 Prozent nach.

Etwas unterhalb der Erwartung fiel nach Aussage der ING Bank das Wachstum der Sparte LED bei Philips Lighting aus. Beim Lampengeschäft war es dagegen die Marge, die nicht überzeugte. Positiv bewerteten die Analysten allerdings das bereinigte EBITDA. Der Ausblick wurde ebenfalls leicht positiv gesehen. Die Aktie verlor 2,5 Prozent.

Misere im Telekomsektor setzt sich fort

Nach Vodafone am Vortag fanden die Anleger auch keinen Gefallen an den Zahlen der BT Group. In einem schwierigen Wettbewerbsumfeld fielen die Umsätze im dritten Quartal um rund 3 Prozent. Im TV-Geschäft hat das Unternehmen 5.000 Kunden verloren. "Wenn kein Geld mehr da ist, wird zunächst beim Fernsehen gespart", so Neil Wilson, Marktstrategie bei ETX Capital. Hier stelle sich die Frage, wie die teuren Sportrechte in Zukunft finanziert werden. BT Group gaben um 2,2 Prozent nach.

Vodafone selbst erholten sich nach dem Abverkauf und stiegen gegen den Markt um 2,4 Prozent. Vodafone ist an Teilen des Kabelnetzkonzerns Liberty interessiert. Beide Unternehmen befänden sich in frühen Gesprächen über Aktivitäten auf dem europäischen Festland, die sich überlappen, teilten die Briten während des späten Handels mit. Eine Fusion beider Konzerne sei nicht angedacht.

Für die deutschen Automobilhersteller ist der Start in das Jahr 2018 in den USA zwar geglückt, "alles in allem liefern die Absatzzahlen aber keinen Impuls", so ein Analyst mit Blick auf die Januar-Zahlen. Allerdings drückte hier der Tarifkonflikt in der Metallindustrie auf die Stimmung. Mit der Bestreikung von 97 Betrieben brachte die IG Metall vielerorts die Produktion zum Erliegen, insbesondere in der süddeutschen Autoindustrie. Der Stoxx-Autoindex verlor 1,8 Prozent.

Bitcoin phasenweise unter 8.000

Der Bitcoin handelte am Freitag extrem volatil. Zeitweise befand er sich im freien Fall und unterschritt die Marke von 8.000 Dollar. Seit Jahresbeginn hat die digitale Währung mehr 40 Prozent an Wert verloren. Japanische Behörden haben am Freitag die Büros von Coincheck durchsucht, nachdem Hacker unlängst die Plattform um Bitcoins im Wert von 500 Millionen Dollar erleichtert haben. Die digitale Währung erholte sich aber und notierte im späten Handel wieder bei knapp über 9.000 Dollar.

Beobachter erklärten den Kursverfall damit, dass immer mehr Regierungen weltweit den Handel mit Kryptowährungen einschränken. Zuletzt hatte am Donnerstag der indische Finanzminister Arun Jaitley gesagt, die Regierung des Landes erachte Kryptowährungen nicht als legales Zahlungsmittel. Analysten sind pessimistisch, was die Erholungschancen der Kryptowährung angeht. Die Zerschlagung des Marktes durch die Regulierungsbehörde scheine näher denn je, meint etwa Neil Wilson von ETX Capital.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.523,28 -54,07 -1,5% +0,6%

Stoxx-50 3.143,90 -38,09 -1,2% -1,1%

Stoxx-600 388,07 -5,42 -1,4% -0,3%

XETRA-DAX 12.785,16 -218,74 -1,7% -1,0%

FTSE-100 London 7.443,43 -46,96 -0,6% -2,6%

CAC-40 Paris 5.391,76 -62,78 -1,2% +1,5%

AEX Amsterdam 550,08 -6,78 -1,2% +1,0%

ATHEX-20 Athen 2.228,64 -27,75 -1,2% +7,0%

BEL-20 Bruessel 4.067,56 -36,06 -0,9% +2,3%

BUX Budapest 39.951,46 -286,81 -0,7% +1,5%

OMXH-25 Helsinki 4.099,55 -39,91 -1,0% +4,6%

ISE NAT. 30 Istanbul 145.695,85 -784,66 -0,5% +3,3%

OMXC-20 Kopenhagen 974,21 -12,19 -1,2% -4,9%

PSI 20 Lissabon 5.606,88 -67,98 -1,2% +2,8%

IBEX-35 Madrid 10.211,20 -187,80 -1,8% +1,7%

FTSE-MIB Mailand 23.202,66 -338,80 -1,4% +7,7%

RTS Moskau 1.272,76 -20,34 -1,6% +10,3%

OBX Oslo 739,38 -7,01 -0,9% -0,5%

PX Prag 1.129,10 -10,91 -1,0% +4,7%

OMXS-30 Stockholm 1.588,68 -13,17 -0,8% +0,7%

WIG-20 Warschau 2.518,98 -15,23 -0,6% +2,4%

ATX Wien 3.538,13 -49,26 -1,4% +3,5%

SMI Zuerich 9.220,69 -70,23 -0,8% -1,7%

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:20 Do, 18:13 % YTD

EUR/USD 1,2452 -0,44% 1,2508 1,2491 +3,6%

EUR/JPY 137,45 +0,39% 137,16 136,78 +1,6%

EUR/CHF 1,1607 +0,15% 1,1588 1,1595 -0,9%

EUR/GBP 0,8812 +0,47% 0,8769 1,1405 -0,9%

USD/JPY 110,39 +0,84% 109,65 109,50 -2,0%

GBP/USD 1,4131 -0,93% 1,4264 1,4245 +4,6%

Bitcoin

BTC/USD 8.869,32 -0,92% 8.568,25 8.983,01 -38,25

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 64,78 65,8 -1,6% -1,02 +7,2%

Brent/ICE 68,09 69,65 -2,2% -1,56 +2,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.331,65 1.348,55 -1,3% -16,91 +2,2%

Silber (Spot) 16,76 17,24 -2,8% -0,48 -1,0%

Platin (Spot) 993,65 1.007,95 -1,4% -14,30 +6,9%

Kupfer-Future 3,18 3,21 -0,9% -0,03 -3,6%

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/gos

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February 02, 2018 12:11 ET (17:11 GMT)

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