28.02.2022 18:15:40
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MÄRKTE EUROPA/Schwächer nach neuen Sanktionen - Rüstungswerte gesucht
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind mit kräftigen Verlusten in die Woche gestartet, allerdings deutlich erholt von den Tiefs aus dem Handel gegangen. Die Verschärfung der Lage um die Ukraine und neue harte Sanktionen gegen Russland belasteten. Sie dürften zahlreiche westliche Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen, vor allem den Bankensektor, der um 4,5 Prozent nachgab. Am Nachmittag erholte sich der Markt dank stützender Vorgaben von Wall Street. Gewinner waren Rüstungsaktien und Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien. Der DAX verlor am Montag 0,7 Prozent auf 14.461 Punkte, im Tagestief stand der Index bei 14.107. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 1,2 Prozent auf 3.924 Punkte.
Der Westen hat nun russische Banken aufgrund der andauernden Angriffe auf die Ukraine vom Swift-Zahlungssystem fast gänzlich ausgeschlossen. Die Verbündeten beschlossen zudem, die Möglichkeiten der russischen Zentralbank weiter einzuschränken, mit internationalen Finanzgeschäften den Kurs des Rubel zu stützen. Die europäischen Tochtergesellschaften der russischen Sberbank werden "wahrscheinlich" zahlungsunfähig, erklärte die Europäische Zentralbank (EZB). Aufgrund der internationalen Verbindungen der Bankgeschäfte belastete dies auch den Banken-Sektor in Europa. Deutsche Bank und Commerzbank fielen um bis zu 7,3 Prozent.
Der Rubel brach massiv ein, und das obgleich die russische Notenbank den Leitzins auf 20 Prozent angehoben hatte. Der Preis für die Feinunze Gold stieg wieder über die Marke von 1.900 Dollar, kam im späten Handel aber zurück. Obwohl Gold als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten gilt, könnten Verkäufe von Russlands Goldreserven für Druck sorgen. Auch die Preise für die Ölsorten WTI und Brent zogen stark an. Der Handel an der russischen Börse wurde derweil zunächst eingestellt.
Russland versetzt Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft
Dazu hat Russland mit einer erhöhten Alarmbereitschaft seiner Streitkräfte reagiert, was vor allem wegen der Nuklearwaffen Sorgenfalten hervorruft. Und selbst Störungen der Energieversorgung aus Russland könnten nicht ausgeschlossen werden, hieß es von Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank. Ein weiterer Anstieg der Energiepreise würde aber nicht nur die Inflation anschieben, sondern auch die Konjunktur belasten.
Der Automobilsektor war mit 2,6 Prozent neben dem Bankensektor ebenfalls schwach. Stellantis fielen um 3 Prozent, BMW 1,7 und VW um 3,9 Prozent. Renault mit ihrem hohen Russland-Exposure brachen um 6,6 Prozent ein. Die Aktien des Reifenherstellers Nokian Tyres erlebten einen Crash mit minus 20 Prozent. Für die Finnen ist Russland einer der größten Absatzmärkte.
BP fielen in London um 3,9 Prozent. Der Ölriese will seine 20-Prozent-Beteiligung an der russischen Rosneft verkaufen. Dies könne durch die Kombination aus Verkaufszwang und Kurseinbruch des Rubel zu einem Milliardenverlust werden.
In dem schwierigen Gesamtmarkt ging es für Eon um 2,5 Prozent und RWE um 3,7 Prozent nach oben. Die Aktien profitierten nach Angaben aus dem Handel von Spekulationen, dass die Restlaufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke verlängert werden könnten. Wirtschaftsminister Habeck hat diese Möglichkeit nicht ausgeschlossen. Die Versorger selbst sind von der Idee einer Verlängerung zumindest bislang nicht angetan.
Mit der Aussicht auf eine Beschleunigung der Energiewende haussierten Renewable-Aktien. Im Handel hieß es, der einzige wirtschaftliche Hebel, den Russland über Europa habe, sei die Abhängigkeit von russischem Gas. Die Politik werde nun alles tun, um diese zu verringern, etwa in Form von mehr AKWs bzw der Verlängerung bestehender Laufzeiten und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien. Nordex stiegen 13,6 Prozent und Siemens Energy 10,3 Prozent. Vestas gewannen 15,1 Prozent.
Hausse im Rüstungssektor
Wie erwartet sind weltweit die Aktien der Rüstungsunternehmen die Hauptgewinner des russischen Angriffs. Experten sprechen bereits von einer "Zeitenwende" bei der Einschätzung der Verteidigungserfordernisse. Vor allem die Bundeswehr könne ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen und habe einen massiven Investitionsbedarf. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte daher an, der Bundeshaushalt 2022 werde einmalig mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ausgestattet.
Rheinmetall stiegen 24,8 Prozent, Hensoldt machten einen Satz von 42,6 Prozent. Den Radar-Spezialisten Hensoldt trieb zudem ein Auftrag vom US-Militär. Hensoldt hat eine Erfindung aus Tschechien so weit entwickelt, dass selbst Stealth-Flugzeuge durch Mobilfunk-Abstrahlungen aufgespürt werden können.
Für die Aktie von Heidelberg Pharma ging es um 53,2 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit Huadong bekannt gegeben hatte. Huadong beteiligt sich auch an einer Bezugsrechtsemission und übernimmt Anteile in Höhe von insgesamt 105 Millionen Euro, das chinesische Pharmaunternehmen wird damit zweitgrößter Aktionär.
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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung
. stand absolut in % seit
. Jahresbeginn
Euro-Stoxx-50 3.924,23 -46,46 -1,2% -8,7%
Stoxx-50 3.642,44 -18,80 -0,5% -4,6%
Stoxx-600 453,11 -0,42 -0,1% -7,1%
XETRA-DAX 14.461,02 -106,21 -0,7% -9,0%
FTSE-100 London 7.465,21 -24,25 -0,3% +1,4%
CAC-40 Paris 6.658,83 -93,60 -1,4% -6,9%
AEX Amsterdam 729,72 +1,87 +0,3% -8,6%
ATHEX-20 Athen 2.160,52 -97,44 -4,3% +0,9%
BEL-20 Bruessel 4.014,02 -47,15 -1,2% -6,9%
BUX Budapest 43.731,25 -2037,91 -4,5% -13,8%
OMXH-25 Helsinki 4.891,77 -59,69 -1,2% -11,1%
ISE NAT. 30 Istanbul 2.186,32 +4,96 +0,2% +8,0%
OMXC-20 Kopenhagen 1.690,38 +42,60 +2,6% -9,3%
PSI 20 Lissabon 5.495,21 +67,93 +1,2% -0,1%
IBEX-35 Madrid 8.479,20 -7,40 -0,1% -2,7%
FTSE-MIB Mailand 25.415,89 -357,14 -1,4% -5,8%
RTS Moskau 0,00 0,00 0,0% -41,3%
OBX Oslo 1.080,16 +12,96 +1,2% +1,1%
PX Prag 1.353,41 -29,25 -2,1% -5,1%
OMXS-30 Stockholm 2.134,07 -7,45 -0,3% -11,8%
WIG-20 Warschau 1.999,88 +29,10 +1,5% -11,8%
ATX Wien 3.388,98 -117,16 -3,3% -8,7%
SMI Zuerich 11.986,78 -0,53 -0,0% -6,9%
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite 0,13 -0,10 +0,31
US-Zehnjahresrendite 1,87 -0,09 +0,36
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:38 Uhr Fr, 17:04 Uhr % YTD
EUR/USD 1,1225 +0,7% 1,1190 1,1243 -1,3%
EUR/JPY 129,16 +0,3% 129,26 129,95 -1,3%
EUR/CHF 1,0307 -0,3% 1,0360 1,0435 -0,7%
EUR/GBP 0,8369 +0,1% 0,8367 0,8385 -0,4%
USD/JPY 115,04 -0,4% 115,55 115,60 -0,1%
GBP/USD 1,3415 +0,6% 1,3374 1,3408 -0,9%
USD/CNH (Offshore) 6,3144 -0,2% 6,3124 6,3144 -0,6%
Bitcoin
BTC/USD 40.934,31 +8,2% 38.297,65 39.527,91 -11,5%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 95,49 91,59 +4,3% 3,90 +28,3%
Brent/ICE 100,45 97,93 +2,6% 2,52 +29,6%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.894,16 1.889,20 +0,3% +4,96 +3,5%
Silber (Spot) 24,23 24,28 -0,2% -0,05 +3,9%
Platin (Spot) 1.042,00 1.055,05 -1,3% -13,90 +7,4%
Kupfer-Future 4,48 4,47 +0,3% +0,01 +0,5%
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/cln
(END) Dow Jones Newswires
February 28, 2022 12:16 ET (17:16 GMT)
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