09.10.2013 10:10:32

MÄRKTE EUROPA/US-Haushaltskrise verhindert nachhaltige Erholung

Von Herbert Rude Die anhaltende Haushaltskrise in den USA schwebt als Damoklesschwert weiter auch über den europäischen Aktienmärkten. Zwar sind schnelle Erholungsschübe laut Händlern am Mittwoch erst einmal möglich. Eine durchgreifende Erholung sollte aber erst anstehen, wenn es eine Lösung im US-Haushaltsstreit gibt.

   Zur Eröffnung bröckelt der Dax etwas ab. Er fällt um 0,1 Prozent auf 8.546 Punkte, der Euro-Stoxx-50 liegt ebenfalls leicht im Minus. Damit hält sich Europa gemessen an den sehr schwachen US-Vorgaben recht gut.

   Die Stimmung profitiert zum einen von einem guten Start in die Berichtssaison. Der Aluminiumkonzern Alcoa hat die Erwartungen an das dritte Quartal geschlagen. Zudem profitiert die Stimmung davon, dass US-Präsident Barack Obama am Nachmittag Janet Yellen als künftige Präsidentin der US-Notenbank nominieren wird. Yellen gilt als Anhängerin der ultralockeren Geldpolitik.

   "Yellen ist eine Taube in einer überwiegend taubenhaften Fed. Das reduziert die Gefahr eines aggressiven Zurückfahrens der Anleihekäufe", sagt Frederic Neumann, Volkswirt bei HSBC. Andererseits wurde bereits mit ihrer Nominierung gerechnet, dies gilt deshalb an den Märkten überwiegend als eingepreist. Der Dollar reagiert kaum auf die Nachricht, der Euro steht bei 1,3526 Dollar und damit in der Nähe des Hochs der vergangenen Monate. Der Goldpreis gibt leicht nach.

   Marktanalysten beurteilen die vergleichsweise stabile Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten so auch erst einmal skeptisch. "Eine mittelfristige Konsolidierung zum Abbau der überkauften Lage sollte einkalkuliert werden", sagen die technischen Analysten der Commerzbank. "Der DAX kämpft zwar gegen das Abdriften, aber die Lage spitzt sich zu", sagt Commerzbank-Analyst Christoph Geyer.

   Der Anstieg der Versicherungsprämien an den US-Terminbörsen signalisiert, dass die Anleger ihre Positionen zunehmend absichern. US-Präsident Obama hat zwar Gesprächsbereitschaft gegenüber den Republikanern im Haushaltsstreit angedeutet. Die Fronten scheinen aber weiter verhärtet.

   Neue Impulse könnten vom Protokoll der September-Sitzung der US-Notenbank nach Handelsende in Europa ausgehen. Dieses könnte zeigen, wie viel Gegenwind die Entscheidung über das Fortsetzen des Anleihekaufprogramms erfahren habe, heißt es am Markt. "Falls sich herausstellen sollte, dass auch die Sorge um die Fiskalpolitik ein wichtiger Grund für die Entscheidung war, sieht es schlecht aus für den Dollar", sagen die Commerzbank-Analysten.

   Bei den Einzelwerten stehen Telecom Italia im Fokus. Obwohl Moody's die Kreditwürdigkeit heruntergestuft hat, legt die Aktie um 0,2 Prozent zu. Der Kurs war allerdings schon am Dienstag deutlich zurückgekommen. Morgan Stanley hat am Morgen die Aktien des französischen Baukonzerns Saint Gobain auf "Underweight" gesenkt. Der Kurs fällt um 3,2 Prozent. Der Branchenindex der Bau-Aktien im Stoxx-Universum führt mit einem Minus von 1,3 Prozent die Verlierer unter den Sektoren an.

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