24.06.2016 15:20:52
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MÄRKTE USA/Enttäuschung über Briten-Votum dürfte Wall Street belasten
NEW YORK (Dow Jones)--An den internationalen Finanzmärkten ist die Überraschung groß, dass sich die Briten nun tatsächlich für den Austritt aus der EU entschieden haben. Der Ausgang des Referendums hat die meisten Anleger auf dem falschen Fuß erwischt, hatten doch die letzten Umfragen kurz vor der Abstimmung darauf hingedeutet, dass die Befürworter einer britischen EU-Zugehörigkeit in der Mehrheit waren.
An den asiatischen und europäischen Börsen stürzten die Kurse regelrecht ab und verbuchten in Einzelfällen zunächst sogar zweistellige Verluste. Später verringerten sie dann aber ihre Abgaben. Das lässt hoffen, dass es die Wall Street nicht ganz so hart trifft. Der S&P-Future liegt vorbörslich "nur" gut 3 Prozent im Minus.
Die Analysten von JP Morgan fürchten dennoch das Schlimmste: Die erste Reaktion dürfte sehr negativ ausfallen, zumal die Aktienkurse in den Tagen vor dem Referendum stark zulegt hätten und sich eine gewisse Selbstgefälligkeit breitgemacht habe, warnen sie. Der nun beschlossene Austritt Großbritanniens werde länger andauernde Turbulenzen an den Märkten nach sich ziehen, das gelte besonders für die Eurozone.
Auch Greg McBride, Cheffinanzanalyst bei Bankrate.com, rät den Anlegern, sich warm anzuziehen. Die Erleichterungsrally der vergangenen Tage, als die Investoren mehrheitlich auf ein "Remain" der Briten setzten, müsse ausgepreist werden.
Sicherheit ist Trumpf - Anleger kaufen Yen, Gold und Anleihen Auch am Devisenmarkt scheint das Schlimmste vorbei zu sein, auch dank Interventionen einzelner Notenbanken. Die Schweizerische Nationalbank hat eingeräumt, interveniert zu haben. Die Bank of Japan wollte sich zu entsprechenden Mutmaßungen nicht äußern. Und nicht zuletzt trug der Chef der Bank of England, Mark Carney, zur Beruhigung bei, indem er versicherte, die BoE stehe bereit, mindestens 250 Milliarden britische Pfund in das Finanzsystem des Landes zu pumpen.
Anleger hatten zunächst in Yen und Franken umgeschichtet, die als Fluchtwährungen in Krisenzeiten beliebt sind. Der Dollar kostete zeitweise nur 99 Yen, erholt sich aktuell aber auf 102,50 Yen. Am Donnerstag notierte der Greenback in der Spitze indessen bei 106,64 Yen.
Das britische Pfund wertete auf das Rekordtief von 1,3230 Dollar ab und erholt sich auf gut 1,37 Dollar. Am Donnerstag wurden bis zu 1,5046 Dollar für das Pfund bezahlt. Der Euro geht aktuell mit 1,1070 Dollar um, hat zuvor aber einen Rücksetzer bis auf 1,0912 Dollar erlebt. Das Tageshoch erreichte die Gemeinschaftswährung kurz nach Mitternacht bei 1,1424 Dollar.
Vom Sicherheitsbedürfnis der Anleger profitieren neben dem Yen auch das Gold und Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel zeitweise auf ein Rekordtief von minus 0,17 Prozent, und auch die US-Renditen nähern sich rekordniedrigen Niveaus. Am US-Anleihemarkt sinkt die Zehnjahresrendite um 20 Basispunkte auf 1,54 Prozent. Ihr Rekordtief hatte sie auf Schlusskursbasis im Juli 2012 bei 1,404 Prozent erreicht.
Die Feinunze Gold verteuerte sich zeitweise um 100 Dollar auf 1.358,70 Dollar. Aktuell kostet sie 1.324 Dollar und liegt damit immer noch 5 Prozent im Plus.
Fester Dollar und Konjunkturskepsis drücken Rohstoffpreise An den Rohstoffmärkten fallen die Preise ebenfalls drastisch. Die global in Dollar gehandelten Rohstoffe leiden einerseits unter der Aufwertung des Dollar. Dazu gesellt sich die Furcht, dass der Brexit die Wirtschaft lähmen und die Nachfrage nach Rohstoffen dämpfen könnte. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI fällt um 4,4 Prozent auf 47,92 Dollar.
Die US-Konjunkturdaten des Tages dürften vom Brexit-Votum in den Hintergrund gedrängt werden und keinen Einfluss auf den Markt haben. Veröffentlicht wurden vor Börsenbeginn die Auftragseingänge bei langlebigen Wirtschaftsgütern aus dem Mai. Sie gingen um 2,2 Prozent zurück und somit deutlich stärker als von Volkswirten erwartet, die den Rückgang im Konsens auf 0,4 Prozent geschätzt hatten. Später folgt der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan für Juni, wobei es sich hier um die zweite Umfrage handelt.
Auch der am Donnerstag nach der Schlussglocke an Wall Street veröffentlichte erste Teil des Stresstests der US-Banken dürfte am Markt kaum zur Kenntnis genommen werden. Die Prüfung ergab, dass die größten Banken des Landes die Kapitalanforderungen erfüllen.
Die Kurse der US-Banken könnten am Freitag gleichwohl zu den größten Verlierern gehören, ebenso wie ihre Pendants in Europa. Die europäischen Geldinstitute leiden unter dem extrem niedrigen Zinsniveau, das nach dem Votum der Briten noch weiter sinken dürfte.
Denn die Bank of England könnte die Zinsen senken, um die wirtschaftlichen Folgen eines EU-Austritts des Landes abzufedern. In den USA fallen Bank of America vorbörslich um 5,6 Prozent und Goldman Sachs um 6,2 Prozent. JP Morgan verlieren 5,9 Prozent. Diese Verluste sind aber harmlos im Vergleich zu den meist zweistelligen Abgaben im europäischen Bankensektor.
Unter den Einzelwerten an der Börse könnte die Sonic-Aktie unter Druck geraten. Die Schnellrestaurantkette ist im Mai nicht so stark gewachsen wie erwartet. Vorbörslich reagiert die Aktie mit einem Minus von 8,2 Prozent auf die Umsatzdaten.
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.41 Uhr Do, 17.30 Uhr % YTD EUR/USD 1,1083 +0,20% 1,1062 1,1363 +2,1% EUR/JPY 113,50 +0,22% 113,25 120,15 -11,0% EUR/CHF 1,0821 +0,26% 1,0793 1,0881 -0,5% GBP/EUR 1,2379 -0,07% 1,2388 1,3025 -8,9% USD/JPY 102,41 -0,07% 102,48 105,80 -12,8% GBP/USD 1,3720 +0,16% 1,3699 1,4796 -7,0%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,92 50,11 -4,4% -2,19 +14,4% Brent/ICE 48,45 50,91 -4,8% -2,46 +15,1%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.324,15 1.261,47 +5,0% +62,68 +24,8% Silber (Spot) 17,93 17,29 +3,7% +0,64 +29,8% Platin (Spot) 984,35 964,00 +2,1% +20,35 +10,4% Kupfer-Future 2,11 2,16 -2,4% -0,05 -1,9% Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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