19.04.2017 22:42:45
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MÄRKTE USA/Fallende Ölpreise verhindern Erholung
NEW YORK (Dow Jones)--Kräftig fallenden Ölpreise haben am Mittwoch Erholungsansätze an der Wall Street zunichte gemacht. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,6 Prozent auf 20.404 Punkte und gab damit deutlicher nach als die anderen Indizes. Verantwortlich dafür war der Kursverlust von fast 5 Prozent des Schwergewichts IBM. Das Unternehmen hatte am Dienstag nach Börsenschluss für das zwanzigste Quartal in Folge einen Umsatzrückgang ausgewiesen und dabei noch schlechter abgeschnitten als erwartet. Der Gewinn schrumpfte ebenfalls, übertraf aber die Konsensschätzung der Analysten.
Der S&P-500 sank um 0,2 Prozent. Der Subindex für den Energiesektor fiel im Sog der Ölpreise um 1,4 Prozent. Der Nasdaq-Composite legte um 0,2 Prozent zu. Das Umsatzvolumen war mit 821 (Dienstag: 762) Millionen Aktien merklich lebhafter als in den vergangenen Tagen. Dabei kamen auf 1.378 Kursgewinner 1.586 -verlierer, während 135 Titel unverändert schlossen.
Neue Zahlen zu den Öllagerbeständen wurden mit Enttäuschung aufgenommen. Zwar sind die Rohölvorräte der USA in der vergangenen Woche gesunken, dafür sind aber die Benzinbestände gestiegen. Das lastete auf dem WTI-Ölpreis, der um 3,8 Prozent auf 50,44 Dollar fiel. Brentöl ermäßigte sich um 3,6 Prozent auf 52,93 Dollar. Die Akteure fürchten laut Marktteilnehmern auch, dass die Opec aus Verärgerung über die steigende US-Ölförderung ihre Fördermengenbegrenzung bei ihrem nächsten regulären Treffen im Mai nicht verlängern wird.
Die Berichtssaison hatte neben der Enttäuschung von IBM unterdessen auch erfreuliche Nachrichten zu bieten, die dazu beitrugen, die Unsicherheit rund um die Politik, vorwiegend wegen der bevorstehenden Wahlen in Frankreich, in den Hintergrund zu drängen. Vor allem die Zahlen von Morgan Stanley standen im Blick, nachdem am Vortag Goldman Sachs enttäuscht hatte.
Morgan Stanley überrascht positiv Diesmal lag die Überraschung auf der positiven Seite, so dass die Aktie von Morgan Stanley 2 Prozent zulegte. Die Bank hatte sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn die Erwartungen übertroffen. So lag zum Beispiel die Prognose für den Gewinn je Aktie lediglich bei 88 Cent, während die Bank 1 Dollar je Anteilsschein erzielt hat. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 55 Cent. Das gute Zahlenwerk verbesserte das Sentiment für den Bankensektor und auch für den Gesamtmarkt.
Gute Unternehmenszahlen und -ausblicke gelten vielen Beobachtern als unabdingbar, um das hohe Niveau der US-Aktien zu rechtfertigen und einen weiteren Anstieg der Kurse zu ermöglichen. Von der Politik erwarten die Anleger nichts mehr, denn die Steuerreform, die Präsident Donald Trump im Wahlkampf versprochen hatte und die ein wesentlicher Grund für die "Trump-Rally" nach der Präsidentschaftswahl war, ist immer noch nicht in Sicht.
Schwindender Glaube an Steuerreform vertreibt Investoren aus USA Viele Investoren haben sich deshalb schon aus den USA zurückgezogen und in die europäischen Börsen umgeschichtet, wie aus einer Umfrage der Bank of America-Merrill Lynch hervorgeht. Die Rotation aus US-Aktien in Eurozonen-Titel sei die fünftstärkste seit 1999, so Merrill mit Blick auf das Umfrageergebnis. "Die Mehrheit hält US-Aktien für überbewertet und fürchtet eine Verschiebung der Steuerreform", sagte Michael Harnett, Chef-Investmentstratege von Merrill. Nur noch 5 Prozent rechneten noch vor dem Sommer mit einer Steuerreform. 83 Prozent sprächen von einer Überbewertung der US-Aktien.
Von Konjunkturseite wurde das Beige Book veröffentlicht, das die Einschätzung der zwölf regionalen Notenbanken bündelt. In diesem Bericht stellte die Fed ein moderates Wirtschaftswachstum in allen Regionen der USA fest. Weil qualifiziertes Personal auf dem Arbeitsmarkt knapp sei, stiegen zwar die Löhne, die Inflation sei jedoch noch immer gering. Die restriktivere Einwanderungspolitik der Regierung Trump zeigt hingegen schon - negative - Wirkung: Aus dem Hotelgewerbe kamen Beschwerden, dass es schwierig sei, Personal zu finden. Das gelte besonders für Saisonkräfte, die man bisher eingesetzt habe. Wegen der strengeren Einreisebestimmungen seien auch die Übernachtungszahlen zurückgegangen. Die Märkte reagierten indessen kaum auf das Beige Book.
Am Devisenmarkt hielt der Euro den Großteil seiner Vortagesgewinne zum Dollar. Das aktuelle Schwächeln des Greenback begründeten Teilnehmer auch mit den rückläufigen Zinserwartungen in den USA. Der Euro stand im späten US-Handel bei etwa 1,0715 Dollar, er hatte dieses Niveau am Vortag erklommen nach einem Tief bei 1,0637. In das Pfund kehrte wieder mehr Ruhe ein nach dem kräftigen Satz am Dienstag, verursacht durch die Ankündigung von Neuwahlen. Sie wurden vom Parlament am Mittwoch gebilligt.
Für Sicherheit konnten sich die Anleger nicht begeistern. Sowohl Gold als auch Anleihen gaben nach. Für die Feinunze Gold wurden zum Settlement 1.283,40 Dollar bezahlt, 0,8 Prozent weniger als am Dienstag. Im nachfolgenden elektronischen Handel gab der Goldpreis nochmals etwas nach auf etwa 1.280 Dollar.
Die Rendite der zehnjährigen Treasurys stieg mit den sinkenden Notierungen um 4 Basispunkte auf 2,21 Prozent. In den vergangenen Tagen waren die Renditen am Anleihemarkt kräftig gesunken. Beobachter erklärten die drastisch gesunkenen Anleihezinsen mit wachsender Überzeugung, dass der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank im kommenden Jahr keine Fortsetzung findet. Für dieses Jahr werden noch zwei Ziinsschritte erwartet.
Shyam Rajan, Analyst bei Bank of America-Merrill Lynch, vermutete, dass am Rentenmarkt "der Tod der Steuerreform" und schlechtere Aussichten für die US-Wirtschaft im kommenden Jahr eingepreist werden. Scott Minerd, CIO von Guggenheim Partners, hält es für möglich, dass die Zehnjahresrendite bis zum Sommer auf 1,50 Prozent fällt, wenn sich die Aussichten für die Wirtschaft eintrübten und Präsident Trump seine versprochenen Konjunkturmaßnahmen nicht durchsetzen könne.
Abbott nach Zahlen etwas fester Unter den Einzelwerten gewannen Abbott Laboratories 0,4 Prozent. Der Pharmakonzern hatte mit seinem Erstquartalsergebnis die Anleger überzeugt. Bereinigt ergab sich ein Gewinn von 0,48 Dollar je Aktie. Der lag damit über der vom Unternehmen im Januar angekündigten Spanne von 0,42 bis 0,44 Dollar je Aktie und der von FactSet ermittelten Konsensschätzung der Analysten, die bei 0,43 Dollar lag. Analysten bemängelten aber, dass sich das Management in der Telefonkonferenz zum Quartalsausweis nicht "bullisch" genug geäußert und trotz des guten ersten Quartals die Jahresziele nicht erhöht habe.
Der Software-Konzern Oracle verstärkt sich mit einem Zukauf. Der SAP-Konkurrent übernimmt Moat, einen Anbieter von Daten im Bereich der Online-Werbung. Zu den Moat-Kunden zählen Konzerne wie Nestle, Procter & Gamble und Unilever. Die Aktie verlor 0,7 Prozent.
Goldman Sachs gaben um weitere 0,7 Prozent nach, nachdem sie am Dienstag im Gefolge von Quartalszahlen 4,7 Prozent abgestürzt waren. Die Citigroup hatte das Papier auf "Neutral" von "Sell" hochgestuft.
==== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 20.404,49 -0,58 -118,79 3,25 S&P-500 2.338,17 -0,17 -4,02 4,44 Nasdaq-Comp. 5.863,03 0,23 13,56 8,92 Nasdaq-100 5.399,64 0,15 7,98 11,02US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,19 2,4 1,16 -1,3 5 Jahre 1,74 4,1 1,70 -18,0 7 Jahre 2,02 4,1 1,98 -22,6 10 Jahre 2,21 3,7 2,17 -23,4 30 Jahre 2,87 2,9 2,84 -19,8
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 12:44 Do, 17:15 % YTD EUR/USD 1,0715 -0,12% 1,0728 1,0630 +1,9% EUR/JPY 116,6370 -0,15% 116,8129 116,07 -5,1% EUR/CHF 1,0692 +0,05% 1,0687 1,0677 -0,2% EUR/GBP 0,8382 +0,27% 0,8359 1,1782 -1,7% USD/JPY 108,86 -0,02% 108,89 109,21 -6,9% GBP/USD 1,2781 -0,40% 1,2832 1,2524 +3,6%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 50,53 52,41 -3,6% -1,88 -9,9% Brent/ICE 53,01 54,89 -3,4% -1,88 -9,2%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.279,55 1.289,60 -0,8% -10,05 +11,1% Silber (Spot) 18,14 18,41 -1,5% -0,28 +13,9% Platin (Spot) 966,50 976,50 -1,0% -10,00 +7,0% Kupfer-Future 2,53 2,53 -0,1% -0,00 +0,5% ==== Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/cln
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April 19, 2017 16:12 ET (20:12 GMT)
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Abbott Laboratories | 108,00 | -0,90% | |
Goldman Sachs | 606,10 | -0,64% | |
IBM Corp. (International Business Machines) | 216,75 | 0,79% | |
Morgan Stanley | 134,36 | 0,10% | |
Oracle Corp. | 156,10 | 0,39% |