05.03.2018 18:26:44

MÄRKTE USA/Wall Street zeigt sich erstaunlich fest

NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street präsentiert sich aktuell als ein äußerst undurchsichtiges Gebilde. Wie schon zum Wochenschluss zu beobachten, werden belastende Nachrichten irgendwann ausgeblendet und der Optimismus kehrt zurück. Doch so richtig schlüssige Argumente für die im Sitzungsverlauf ins Plus gedrehten Kursen sind eher rar. Denn die Befürchtungen über einen möglichen Handelskrieg zwischen den USA und den wichtigsten Partnern lassen zwar offensichtlich nach, doch hat US-Präsident Donald Trump neue Drohungen ausgestoßen. Diesmal könnten mögliche Strafzölle die europäischen Automobilhersteller treffen.

Während Trump die Rhetorik weiter verschärft, drohen immer mehr Handelspartner der USA mit Gegenmaßnahmen. Zudem verknüpft Trump die geplanten Zölle auf Stahl und Aluminium nun mit der Neuaushandlung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta, womit der Druck insbesondere auf Kanada und Mexiko steigt. Doch genau das könnte die Taktik sein, um ein für die USA besonders vorteilhaftes Nafta-Abkommen aushandeln zu können, heißt es im Handel. Gegen Mittag US-Ostküstenzeit gewinnt der Dow-Jones-Index 0,8 Prozent auf 24.733 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite steigen um jeweils 0,8 Prozent.

Sorgen über Handelskrieg bleiben

"Investoren denken, die Entwicklung könnte in einen handfesten Handelskrieg ausarten und einen schweren Rückschlag für Nafta bedeuten, was noch einmal schlimmer wäre. Dies könnte einen ökonomischen Abschwung bedeuten, was potenziell negativ für die Konjunktur wäre", warnt Marktstrategin Karyn Cavanaugh von Voya Investment Management. "Die Geschichte hat gezeigt, dass es in Zeiten des Protektionismus nicht gerade gut für die Investoren lief, und US-Präsident Trump dürfte sich eher zurücklehnen, als seine Drohungen wieder zurückzuziehen", ergänzt Strategin Rebecca O'Keeffe von Interactive Investor.

Etwas Rückwind kommt auch von den Konjunkturdaten. Das Wachstum der US-Dienstleister ist zwar im Februar leicht zurückgegangen, wie der ISM-Sammelindex für die Geschäftsaktivität des Sektors zeigt. Volkswirte hatten jedoch einen noch niedrigeren Stand erwartet. Kurz zuvor hatte der Einkaufsmanagerindex des IHS Markit Instituts ein anderes Bild gezeichnet. Demnach sind die US-Dienstleister stärker in Schwung gekommen. In jedem Fall signalisieren beide Indizes Wachstum.

Blicke auch nach Italien gerichtet

Am Devisenmarkt verteidigt der Euro sein zuletzt erhöhtes Niveau zum Dollar. Zwar liefert die Parlamentswahl in Italien einige Sorgenfalten, denn hier sind Populisten, Euroskeptiker und rechtsextreme Parteien die Gewinner. Mit dem Wahlergebnis zeichnet sich wie erwartet eine schwierige Regierungsbildung ab. Zwar sei ein unklarer Wahlausgang erwartet worden, doch sei die Stimmverteilung deutlich marktunfreundlicher ausgefallen als es die Umfragen zuvor suggeriert hätten, so Ökonom Giovanni Zanni von der Credit Suisse. Andererseits kommt die Regierungsbildung in Deutschland voran, nachdem die Sozialdemokraten einer Neuauflage der großen Koalition zugestimmt hatten. Der Euro liegt mit aktuell 1,2328 Dollar in etwa auf dem Niveau vom späten Freitagabend.

Für den Kurs des Euro zum Dollar ist der Protektionismus der USA wichtiger als die politischen Ereignisse in Europa, so die Auffassung mehrerer Analysten, darunter Societe Generale und ING. Der Preis für "Make America Great Again" sei eine Abwertung des Dollar von bislang 13 Prozent, so die Societe Generale und fügt hinzu, dass der Dollar noch weiter zurückfallen werde, wenn US-Präsident Trump in dieser Woche das geplante Zollgesetz unterschreibe. Die ING ist wegen der geplanten Strafzölle für den Euro leicht bullisch gestimmt und sieht die Gemeinschaftswährung in dieser Woche zwischen 1,22 und 1,2450 Dollar.

Die Ölpreise ziehen indes deutlich an. Meldungen aus Libyen, wonach sich die Produktion des Landes um 380.000 Barrel pro Tag reduziert habe, treiben die Preise - ebenso die übergeordnete Dollarschwäche. Dominierend bleiben aber die Sorgen um die weitere Ausweitung der US-Ölförderung. Die Internationale Energie-Agentur geht davon aus, dass die USA bis 2023 der größte Ölförderer werden, mit einem Ausstoß von 12,1 Millionen Barrel täglich - rund 2 Millionen Barrel mehr als derzeit. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt um 2,3 Prozent auf 62,67 Dollar. Für Brent werden 65,74 Dollar aufgerufen - ein Aufschlag von 2,1 Prozent.

Der Goldpreis gibt einen kleinen Teil seiner Gewinne vom Freitag wieder ab, als er um 1,4 Prozent zugelegt hatte. Der weiter schwache Dollar und die Sorgen vor einem Handelskrieg stützen das Sentiment aber weiter, so ein Teilnehmer. Der Preis für die Feinunze fällt um 0,2 Prozent auf 1.320 Dollar.

Mit dem aufkeimenden Optimismus am Aktienmarkt drehen die Rentennotierungen ins Minus. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen steigt um einen Basispunkt auf 2,87 Prozent.

US-Regierung blockiert Qualcomm-Übernahme durch Broadcom

Die geplante Übernahme von Qualcomm durch Broadcom zieht sich weiter in die Länge. Die US-Regierung hat den Chipkonzern Qualcomm angewiesen, seine für Dienstag angesetzte Hauptversammlung um 30 Tage zu verschieben. Washington braucht mehr Zeit, um das 117 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot des Konkurrenten Broadcom für Qualcomm zu prüfen.

Eine solche Intervention der Regierung ist allerdings höchst ungewöhnlich. Bislang hat Qualcomm das Übernahmeangebot der in Singapur ansässigen Broadcom zurückgewiesen. Broadcom hat sich deshalb in einer feindlichen Offerte direkt an die Anteilseigner gewandt. Für die Aktie von Qualcomm geht es um 1,1 Prozent nach unten, Broadcom verlieren 0,4 Prozent.

XL Group haussieren dagegen um 28,8 Prozent. Die französische Versicherung Axa schluckt den Wettbewerber für 15,3 Milliarden Dollar. Dermira brechen um 64 Prozent ein. Ein Präparat des Pharmakonzerns verfehlte wichtige Studienziele.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 24.732,65 0,79 194,59 0,05

S&P-500 2.713,74 0,84 22,49 1,50

Nasdaq-Comp. 7.317,65 0,82 59,79 6,00

Nasdaq-100 6.870,77 0,88 59,73 7,42

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,24 -1,2 2,25 103,6

5 Jahre 2,63 0,2 2,63 70,4

7 Jahre 2,79 0,0 2,79 54,3

10 Jahre 2,87 0,9 2,86 42,6

30 Jahre 3,15 1,3 3,14 8,3

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:44 Fr, 17.11 Uhr % YTD

EUR/USD 1,2329 -0,15% 1,2293 1,2308 +2,6%

EUR/JPY 130,66 +0,17% 129,49 129,78 -3,4%

EUR/CHF 1,1584 +0,15% 1,1519 1,1543 -1,1%

EUR/GBP 0,8899 -0,52% 0,8918 1,1187 +0,1%

USD/JPY 105,98 +0,35% 105,35 105,45 -5,9%

GBP/USD 1,3853 +0,35% 1,3782 1,3768 +2,5%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 62,57 61,25 +2,2% 1,32 +3,6%

Brent/ICE 65,65 64,37 +2,0% 1,28 -0,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.319,02 1.322,70 -0,3% -3,68 +1,2%

Silber (Spot) 16,41 16,52 -0,6% -0,11 -3,1%

Platin (Spot) 960,35 965,75 -0,6% -5,40 +3,3%

Kupfer-Future 3,10 3,10 +0,1% +0,00 -6,0%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/ros

(END) Dow Jones Newswires

March 05, 2018 12:27 ET (17:27 GMT)

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