14.03.2025 12:40:39
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MARKT-AUSBLICK/Der Bundestag muss nun liefern
Von Manuel Priego Thimmel
DOW JONES--Die Aufwärtsrally am deutschen Aktienmarkt ist in Stocken geraten. Angesichts des von US-Präsident Donald Trump entfachten Handelskriegs und der langsam in den freien Fall übergehenden US-Börsen überrascht das nicht. Der DAX agiert nicht im luftleeren Raum. Sollten sich die Sorgen verstärken, dass die US-Wirtschaft in die Rezession abgleiten könnte, würde dies auch den DAX belasten. Noch wichtiger ist aber das Schicksal des geplanten Fiskalpakets im Bundestag.
Einen Vorgeschmack, wie es mit der US-Wirtschaft weiter geht, könnten die vielbeachteten US-Einzelhandelsumsätze am kommenden Montag liefern. In den vergangenen Wochen sind immer mehr Sorgen laut geworden, dass die Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung mit ihren Zöllen und dem Personalabbau bei den Bundesbehörden die Verbraucher verunsichern könnte. Dies würde laut der Commerzbank den Aufschwung der Wirtschaft insgesamt gefährden, denn der private Konsum war vergangenes Jahr der Haupttreiber.
US-Notenbank in der Zwickmühle
Die erratische Politik von Trump macht die Arbeit der US-Notenbank nicht einfacher. Zwar haben sich die jüngsten Inflationsdaten zuletzt günstiger als erwartet entwickelt, der Preisdruck ist aber immer noch zu hoch. Auch ist in den Zahlen der inflationstreibende Effekt der US-Zollpolitik noch nicht enthalten. Zugleich indiziert der GDP-Now-Indikator der Fed von Atlanta eine merkliche Eintrübung des US-Wachstums im ersten Quartal.
Es ist so gut wie sicher, dass die US-Notenbank am kommenden Mittwoch den Leitzinskorridor bei 4,25 bis 4,50 Prozent bestätigen wird. "Die wirtschaftlichen Sorgen nehmen zwar zu, die Inflation sitzt aber vorerst über dem Ziel fest. Die Kernfrage für die nächsten Monate ist, wie die Fed dieses Dilemma auflöst", heißt es bei der Commerzbank. An den Finanzmärkten wird bislang eine Zinssenkung für Mitte des Jahres eingepreist.
Börsen glauben, dass deutsches Fiskalpaket durchgehen wird
Von unmittelbar noch größerer Bedeutung für den DAX ist die Verabschiedung des geplanten milliardenschweren Fiskalpakets von Union und SPD. Dazu sind die Parteien auf die Unterstützung der Grünen angewiesen. Und hier hakt es bislang weiter, auch wenn jüngste Medienberichte nahe legen, dass sich die Parteien geeinigt haben. Daneben haben Linke und AfD beim Bundesverfassungsgericht beantragt, dass eine Beschlussfassung noch mit der alten Zusammensetzung des Bundestages unterbunden wird.
An den Börsen geht man davon aus, dass diese Klippen letztlich umschifft werden, ganz ausschließen lässt sich aber nicht, dass der Antrag scheitern könnte. Eine neue CDU/CSU-SPD-Regierung würde dann zwar vermutlich versuchen, einen Teil des Pakets mit Verweis auf eine Notlage durchzusetzen. Die Aktienmärkte, und hier insbesondere der DAX, würde auf eine solche Entwicklung allerdings mit einer heftigen Korrektur reagieren.
DZ Bank sieht den DAX bis Jahresende auf 26.000 Punkte steigen
Sollte das Fiskalpaket allerdings durchgehen, sind weitere Kursavancen wahrscheinlich. Die DZ Bank hat jüngst ihr Kursziel für den DAX bis Jahresende auf 26.000 Punkte erhöht. "Mit Blick auf unsere Erwartungen für die weitere Kursentwicklung an den europäischen Aktienmärkten halten wir zwar daran fest, dass die US-Importzölle einen Belastungsfaktor darstellen. Allerdings hat die neuerdings zu erwartende Entschlossenheit in Brüssel und Berlin die Karten diesseits des Atlantiks neu gemischt", heißt es.
Die DZ Bank spricht von einem "Game Changer". Man muss den Optimismus der DZ Bank nicht teilen. Vieles kann in den kommenden Monaten noch schief gehen. So würde etwa ein militärisches Eingreifen der USA in Grönland die Karten an den Finanzmärkten komplett neu mischen. Klar ist aber, dass etwas in Bewegung geraten ist, und die Europäer damit begonnen haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Es ist ein langer Weg, der Anfang ist gemacht.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mpt/ros
(END) Dow Jones Newswires
March 14, 2025 07:40 ET (11:40 GMT)

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