01.09.2015 16:24:48
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Mehr als 2200 Flüchtlinge treffen in Bayern ein
MüNCHEN (AFP)--Dramatische Szenen an den Bahnhöfen von München und Budapest: In Bayern sind in der Nacht zu Dienstag mehr als 2200 Flüchtlinge angekommen, wie die Bundespolizei mitteilte. Eine derartige Zahl sei dort noch nie registriert werden. Die meisten von ihnen kamen aus Ungarn, wo die Behörden die Flüchtlinge zeitweise ungehindert passieren ließen. Am Dienstag sperrte Ungarn dann den Budapester Bahnhof für Flüchtlinge.
Am Münchner Hauptbahnhof hielten sich nach Polizeiangaben am Morgen rund 600 Flüchtlinge auf. Insgesamt seien binnen zwölf Stunden mehr als 2200 Menschen in Bayern eingetroffen. Feuerwehrleute und Polizisten verteilten Wasser an die Menschen, Bürger brachten Lebensmittel vorbei.
Ein Polizeisprecher nannte die Hilfsbereitschaft "überwältigend". Die Flüchtlinge wurden registriert, erstversorgt und in Aufnahmeeinrichtungen gebracht. Am Mittag hielten sich nach Polizeiangaben noch etwa 200 Flüchtlinge am Bahnhof auf.
Die ungarischen Behörden hatten zuvor zeitweilig die Kontrollen für Flüchtlinge ausgesetzt und diese ungehindert per Zug weiter nach Norden fahren lassen. In Wien waren allein am Montag nach Polizeiangaben 3650 Flüchtlinge per Zug aus Ungarn eingetroffen - ein neuer Tagesrekord in diesem Jahr, wie ein Polizeisprecher sagte. Viele reisten weiter nach München.
Nach der Abreise tausender Flüchtlinge ließ die ungarische Polizei dann am Dienstagvormittag den wichtigsten Budapester Fernbahnhof räumen. Hunderte Flüchtlinge mussten das Gebäude verlassen. Viele von ihnen protestierten spontan auf dem Bahnhofsvorplatz. "Germany! Germany!", rief die Menge aus vorwiegend jungen Männern vor dem Bahnhof. "Wir wollen weg!" und "Merkel!", riefen sie weiter.
Später beruhigte sich die Lage, und die Flüchtlinge ließen sich zu Hunderten auf den Straßen rund um den Bahnhof nieder, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Die Polizei kontrollierte die Zugänge zum Bahnhof, sie ließ nur Fahrgäste mit Tickets, Pässen und gültigen Visa durch.
Die Bayerische Oberlandbahn setzte am Montag zusätzliche Züge und Busse auf den Strecken von Österreich nach München und Rosenheim ein. Wegen der großen Zahl der Flüchtlinge auf der Strecke könne es zu Kapazitätsengpässen kommen, erklärte das Unternehmen.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sicherte zu, die Flüchtlinge nicht nach Ungarn zurückzuschicken. Es sei "selbstverständlich", dass die Menschen in bayerischen Aufnahmelagern untergebracht würden. Laut dem Dublin-System ist eigentlich dasjenige EU-Land für die Aufnahme von Flüchtlingen und die Bearbeitung ihrer Asylanträge zuständig, in dem sie erstmals die Europäische Union betraten. Ungarn hatte diesen Mechanismus nun zeitweise außer Kraft gesetzt.
Die hohe Zahl an Flüchtlingen wird im Bereich des Bundesarbeitsministeriums in den kommenden Jahren Mehrkosten in Milliardenhöhe verursachen. Für 2016 bewege sich der Mehrbedarf in einer Bandbreite von 1,8 Milliarden bis 3,3 Milliarden Euro, sagte Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) in Berlin. Bis zum Jahr 2019 werde er auf sieben Milliarden Euro anwachsen.
Nach den Angaben von Nahles ist wegen der anhaltend hohen Flüchtlingszahlen im kommenden Jahr mit 240.000 bis 460.000 Berechtigten von Hartz-IV-Leistungen zu rechnen, darunter bis zu 335.000 im erwerbsfähigen Alter. Die Zahl der zusätzlichen Leistungsberechtigten könne bis 2019 auf eine Million anwachsen.
DJG/sha (END) Dow Jones NewswiresSeptember 01, 2015 09:54 ET (13:54 GMT)- - 09 54 AM EDT 09-01-15
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