26.02.2016 22:32:38
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Radikaler Sparkurs bei Gerry Weber Besinnung auf die Kunden MARTIN KRAUSE
Bielefeld (ots) - Wir haben verstanden": Neben einigen bitteren
Nachrichten ist es diese Botschaft, die die Gerry Weber AG aussendet.
Dabei traten die Vorstände Ralf Weber, David Frink und Norbert
Steinke in verändertem Tonfall und neuem Stil auf. Konzentriert,
bescheiden und passagenweise fast reumütig bekannten die Vorstände
eigene Fehler und skizzierten den Weg in eine erfolgreiche Zukunft.
Dass ein Rest Skepsis bleibt, zeigt die Börse: Die Aktie fiel am
Freitag um 10 Prozent. Die Aktionäre hatten wohl auf noch härtere
Sparmaßnahmen spekuliert. In jedem Fall müssen sie Einbußen bei der
Dividende und vielleicht gar einen kompletten Ausfall im nächsten
Jahr hinnehmen. Schlimmer ist aber der Abbau von 200 der 1.000
Arbeitsplätze am Firmensitz. Konzernweit fallen zudem mehr als 500
weitere Stellen weg. Mindestens, weil rund 50 Läden noch beobachtet
werden, ob sie die Ertragsziele erreichen. Falls nicht, sind weitere
Filialschließungen und Stellenverluste zu erwarten - Konsequenzen der
sorglosen Expansionspolitik vergangener Jahre. Der Auftritt des
Vorstandstrios bot aber auch positive Aspekte, und dazu gehört die
Bereitschaft, hausgemachte Probleme öffentlich zu benennen. Ein
zentraler Punkt ist die Behandlung selbstständiger Partner im Handel,
denen Gerry Weber durch eigene Geschäfte zunehmend Konkurrenz machte
und die zuletzt wohl genervt reagierten. Das Problem stellt sich
anderen "vertikalen" Marken wie Esprit oder S.Oliver ähnlich. Weber
gelobte, dass die treuen Einzelhändler nun "besser betreut" werden
sollen. Ein anderes Problem sprach unverblümt der von Hallhuber
"mitübernommene" Vorstand Norbert Steinke an: Es sei doch sinnlos,
den Käuferinnen im Winter schon die dünnsten Fähnchen anzubieten,
wenn die noch gar keine haben wollten. Das klingt wie eine Besinnung
auf die wahren Bedürfnisse der Kunden - das kann nicht schaden. Auch
ständige Rabattaktionen sieht Steinke als selbstgemachtes Problem des
Handels. Ob die Neuausrichtung den gewünschten Erfolg haben wird,
hängt auch von Faktoren ab, die in Halle kaum beeinflusst werden
können. Dazu gehört die Frage, welchen Stellenwert Bekleidung noch in
der Käufergunst hat. Die Modekrise hat inzwischen selbst Hugo Boss
erwischt, wie der Chefwechsel dort zeigt. Nach menschlichem Ermessen
aber hat Gerry Weber den Grundstein für eine Gesundung gelegt.
OTS: Neue Westfälische (Bielefeld) newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65487 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
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