02.12.2016 20:36:42

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Börsen-Zeitung: Handle und gewinne, Marktkommentar von Dietegen Müller

Frankfurt (ots) - Montesquieu war nicht nur ein Verfechter des

freien Handels, er vertrat auch die Auffassung, dass Nationen, wenn

sie miteinander in Kontakt kommen, entweder miteinander kämpfen oder

handeln - und wenn sie kämpfen, beide verlieren, wenn sie aber

handeln, beide gewinnen.

Nun ist das Errichten von Handelshürden noch kein Krieg und auch

nichts Neues - unter den G20-Ländern waren es laut World Trade

Organization zwischen Mai und Oktober im Durchschnitt rund 17 neue

pro Monat. Doch ist zumindest die Rhetorik seit der Wahl des

Republikaners Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten spürbar

schärfer geworden: Sein Vorhaben aus dem Wahlkampf, an der Grenze zu

Mexiko eine Mauer zu bauen, klingt nach, und unter "America first"

lässt sich alles Mögliche packen, nicht zuletzt die Androhung hoher

Importzölle bei Arbeitsplatzverlagerungen ins Ausland. Solche tief in

geltende Rechte eingreifenden Maßnahmen verunsichern auch die

Exportindustrie in Deutschland.

Für den Kapitalmarkt ist das größte Problem von Trump und seiner

Truppe die Unberechenbarkeit. Ernstzunehmende Stimmen wie jene des

US-Investors Howard Marks von Oaktree halten einen kräftigen,

anhaltenden Schub für die US-Wirtschaft durch stimulierende Maßnahmen

einer Regierung Trump dabei für durchaus möglich. Dies würde

steigende Auftragseingänge auch für deutsche Firmen bedeuten - ja

wohl einen veritablen Exportboom einläuten. Für die stark von den USA

abhängigen Branchen verspräche dies sprudelnde Gewinne. Laut dem

Ifo-Institut sind dies der Automobil- und Maschinenbau und die

Sektoren Pharma, elektrische Güter sowie Medizin- und Messtechnik.

Es geht um keine Kleckerbeträge: 2014 erarbeiteten die Töchter

deutscher Unternehmen in den USA rund 344 Mrd. Euro Umsatz. Laut dem

Bundesverband der Deutschen Industrie sind rund 5000 deutsche

Unternehmen in den USA tätig. Doch was, wenn es anders käme? Ein

namhafter Investmentstratege einer deutschen Bank formulierte jüngst:

"Auch die USA sind auf das hoch spezialisierte Know-how von deutschen

Maschinenbauern oder Zulieferern angewiesen." Obwohl es gute

Argumente gibt, dass selbst im Fall des grassierenden Protektionismus

unter Trump deutsche Exporteure weitgehend ungeschoren bleiben

dürften, nimmt der Aktienmarkt einen solchen Boom in der Bewertung

nicht vorweg.

Die von der Hoffnung auf Infrastruktur-Investitionen und

Steuererleichterungen beflügelte "Trump-Rally" ist auf dieser Seite

des Großen Teichs, gemessen an Dax und MDax, bereits vorbei: Beide

Indizes lagen am Freitag unter dem Niveau des Wahltags am 8.

November. Demgegenüber liegt der US-Markt noch höher - dies bei

gleichzeitig gestiegenem Dollarkurs. Hier mögen auch Sorgen um den

Zustand der Währungsunion nach Volksentscheiden in Österreich und

Italien hineinspielen.

Doch selbst harte Eingriffe in bestehende Wertschöpfungsketten

sind derzeit nicht völlig auszuschließen - auch wenn sich dies am

Aktienmarkt in den Bewertungen derzeit nicht reflektiert. Sie könnten

sozusagen durch auch die Hintertür - über andere Staaten - Schaden

anrichten. So ist es möglich, dass sich nach einer

Provokationsspirale der eine oder andere Handelspartner - nicht

zuletzt auch China - zu einseitigen Maßnahmen veranlasst sähe. Dies

könnte unerwartet auch deutsche Unternehmen treffen, die gerade mit

viel Mühe im Reich der Mitte ihre Präsenz aufgebaut haben und kaum

bereit sein dürften, ihre Zelte rasch wieder abzubauen.

Ein solches Worst-Case-Szenario dürfte zwar unwahrscheinlich sein,

da niemand dadurch gewinnen würde. Doch bereits eine moderat

nationalistische US-Wirtschaftspolitik kann ihre Spuren hinterlassen.

Die Deutsche Bank etwa sieht schwierige Zeiten für europäische

Energieunternehmen anbrechen, da Trump die Produktion von Rohöl und

Kohle ausweiten dürfte. Die jüngste Ölpreis-Rally dürfte sich da als

kurzlebig erweisen.

Das fehlende Bekenntnis zum Klimaschutz hat auch die Aktien von

Erneuerbare-Energie-Zulieferern gedrückt. Unternehmen mit starkem

Bezug zu Mexiko leiden ebenfalls: Laut Société Générale zählen der

Minenkonzern Fresnillo, die spanischen Banken Santander und BBVA

sowie der Bierriese AB Inbev dazu.

Handel kennt keine Freundschaft, heißt es - und Sorglosigkeit in

Bezug auf die erwähnten Branchen und Titel ist nicht angezeigt. Der

zu erwartende rhetorische Lärm kann auch die eine oder andere gute

Kaufgelegenheit bieten. Nur könnte dann im Einzelfall eine sehr hohe

Risikoprämie verlangt werden.

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