02.11.2021 19:15:38
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Unter Hochspannung, Kommentar zu Elektroauto-Börsengängen von
Christoph Ruhkamp
Frankfurt (ots) - Vertraut man auf die Einschätzung der Aktieninvestoren, dann
gehört Elektroautos die Zukunft schon gleich morgen - und Fabriken für
Verbrenner sind nur noch eine teure, abzuwickelnde Altlast von gestern. Mit 1,2
Bill. Dollar wird Tesla an der Börse höher bewertet als die neun nächstgrößten
Autohersteller zusammen und zugleich etwa so hoch wie der halbe Xetra-Dax-Index.
Vor allem elektrisierte Privatanleger aus dem Elon-Musk-Fanclub treiben den
Kurs. Mit jeder neuen Ladung für den Bewertungsakku von Tesla saugt das
"Jungunternehmen", das 2010 mit einem Emissionserlös von gerade einmal 260 Mill.
Dollar an die Börse gekommen war, darüber hinaus im Nachgang noch mehr Geld aus
Indexfonds an, die die Marktkapitalisierungsgewichte in den Börsenbarometern
zwanghaft nachvollziehen müssen.
Im Fahrwasser von Tesla häufen sich nun in den USA die Börsengänge und IPOs per
Spac-Fusionen von ebenfalls hoch bewerteten Elektroauto-Start-ups. Den neuen
Rekord stellt der kalifornische Tesla-Jungrivale Rivian auf. Das bisher von
Amazon und Ford finanzierte Unternehmen will beim Börsengang 8,4 Mrd. Dollar
einsammeln - der bisher größte Emissionserlös aller Zeiten für einen
Elektroautohersteller. Dabei hat Rivian bisher nicht viel mehr als 300
Pritschenwagen und SUVs ausgeliefert und im ersten Halbjahr einen Verlust von
fast 1 Mrd. Dollar angehäuft.
Ein Einzelfall ist das nicht: Zuvor hatte der chinesische Rivale Xpeng in
Hongkong 2 Mrd. Dollar eingesammelt. Und die beiden US-Hersteller Faraday Future
und Lucid kamen bei Spac-Fusionen auf Zuflüsse aus flankierenden
Kapitalerhöhungen von 1 Mrd. Dollar und 4,4 Mrd. Dollar. Die
Volvo-Elektrosportwagen-Tochter Polestar wird bei der geplanten Fusion mit einem
Spac mit 20 Mrd. Dollar ebenso hoch wie der Mutterkonzern bewertet, obwohl Volvo
66-mal mehr Autos produziert.
Zugegeben: Die Elektroautopioniere haben ihre anfänglichen Schwierigkeiten mit
der Massenproduktion inzwischen behoben und können nun, gestützt von staatlichen
Klimaschutzhilfen, schnell hochfahren. Auch die Lieferkettenprobleme haben viele
von ihnen besser im Griff als die etablierten Hersteller. Doch die Hauptquelle
für die finanzielle Schnellladestation IPO bleibt das billige Geld der
Notenbanken. Sie setzen die Börsengänge unter Hochspannung. Drehen die
Notenbanken den Saft ab, kommt es zum Kurzschluss. Mancher Investor bekommt dann
einen kräftigen Schlag, der umso stärker ausfällt, je größer die Hochspannung
vorher war.
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