EURO STOXX 50
03.09.2021 20:26:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Zurück zur Aktie, Marktkommentar von Werner Rüppel
Zurück zur Aktie, Marktkommentar von Werner Rüppel
Frankfurt (ots) - Das Zutrauen der Deutschen in Aktien und Fonds ist im
Vergleich zum Vorjahr so stark gestiegen wie in keine andere Form der
Altersvorsorge. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage von YouGov
im Auftrag der HDI Versicherung. Der Fondsverband BVI berichtet über die
höchsten Zuflüsse in Aktienfonds seit dem Jahr 2000. Und in Aktien-ETFs sind in
diesem Jahr so viele Gelder geflossen wie nie zuvor.
Woher kommt diese neue Liebe der Deutschen zu Aktien und zu Aktienfonds?
Schließlich haben sich viele Anleger nach der Telekom- und Dot.com-Blase Anfang
des Jahrtausends von Dividendentiteln abgewandt und manch einer verkündete
damals: Nie wieder Aktien! Und ist diese neuerliche Zuwendung ökonomisch
betrachtet überhaupt sinnvoll?
Noch vor wenigen Jahren gab es für Tagesgeld oder Bundesanleihen noch staatliche
Zinsen von 4, 5, 6 oder nach der Wiedervereinigung auch einmal 9 Prozent.
Inzwischen sind für Sparer harte Zeiten angebrochen. Die EZB hat den Zins
praktisch abgeschafft und erhebt gar negative Zinsen für Einlagen von Banken. Da
diese Negativzinsen anhalten, erheben immer mehr Institute ein Verwahrentgelt
bei ihren Kunden. Dieses beträgt häufig 0,5 Prozent für Einlagen ab 50000 oder
100000 Euro. Nun ist auch die Euroland-Teuerungsrate auf 3 Prozent im Jahr
gestiegen. Wer in der sicheren Bankeinlage spart, der erleidet also einen realen
Verlust von 3,5 Prozent im Jahr. Sparen lohnt sich nicht mehr, dies gilt auch
für institutionelle Adressen.
Doch sind die Alternativen für sicherheitsorientierte Investoren rar. Denn die
Zinsseite fällt weitgehend aus: Wer Bundesanleihen kauft und durchhält, erleidet
einen sicheren Verlust, und auch die Renditen von guten Unternehmensanleihen
sind im Euro äußerst mager. Als Alternative bleiben Anlagen in Immobilien, Gold,
Krypto oder eben Aktien.
Nun ist der Kauf von einzelnen Immobilien mit hohen Risiken sowie
Kaufnebenkosten belastet, ganz abgesehen vom Aufwand für die Verwaltung der
Objekte. Viele offene Immobilienfonds wiederum treffen Wertverluste bei Büro-
und Gewerbeimmobilien, zudem ist diese Assetklasse nicht vollständig fungibel.
Investments in Wohnen dürften sich weiter lohnen, doch lässt sich dies gut mit
dem Erwerb mehrerer Aktien oder entsprechender Fonds darstellen.
Gold bringt keine laufenden Erträge. Hinzu kommt, dass der Goldpreis sehr stark
schwankt und Gold langfristig eine niedrigere Performance als Aktien
erwirtschaftet. Daher hält auch der legendäre Investor Warren Buffet nichts von
Gold. Wer Barren kauft, benötigt zudem ein Schließfach. Wenn überhaupt, so
können Anleger über börsennotierte Produkte wie Xetra-Gold ein wenig das gelbe
Metall beimischen.
Über Krypto scheiden sich die Geister. Pascal Spano vom Bankhaus Metzler
vergleicht Kryptowährungen mit "Luft in Dosen" und beschreibt den Markt mit der
"Greater-Fool-Theorie". Soll heißen: Nur solange ein "Nächstdümmerer" da ist,
der kauft, steigen die Preise. Zinsen oder Dividenden gibt es bei Krypto nicht
und viele Strategen halten Krypto aufgrund des hohen Risikos eines Totalverlusts
für nicht seriös investierbar. Hinzu kommt viel Lug und Trug auf manchen
Kryptoplattformen.
Aktien weisen zwar auch hohe Risiken auf, diese lassen sich über eine sehr breit
gestreute Anlage, zum Beispiel über Fonds und ETFs, sowie einen ratierlichen
Einstieg merklich abmildern. Aktien habe eine reale Fundierung und werfen zudem
immer noch attraktive Dividenden ab. So beträgt die Dividendenrendite für Dax
und Euro Stoxx 50 nach Berechnungen der DZ Bank rund 3 Prozent (2022 erwartet).
Für den Dax weist Stratege Andreas Hürkamp von der Commerzbank aktuell auf
steigende Gewinne und Dividendenerwartungen hin. Zudem ist der Aktienmarkt
insgesamt vor dem Hintergrund der Zinsseite und steigender Unternehmensgewinne
nicht allzu hoch bewertet. Trotz aller Risiken ist die Aktienanlage zudem
langfristig äußerst lukrativ. Die Investoren handeln also richtig, wenn sie
derzeit wieder in Dividendentitel investieren. Aktien sind zurück.
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