26.06.2024 09:06:39

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Coface Barometer: Weltwirtschaft erholt sich leicht / Verbessertes

Länderrisiko für Portugal und Spanien (FOTO)

Mainz (ots) - Der Start in das Jahr 2024 verlief deutlich besser als in den

beiden Vorjahren, die von den letzten Ausläufern der Pandemie, der Invasion

Russlands in die Ukraine sowie der kurzzeitigen US-Bankenkrise geprägt waren. Im

ersten Quartal 2024 verlangsamt sich die US-Konjunktur-Dynamik, das globale

Wachstum wird von den Schwellenländern getrieben. Globale wirtschaftliche,

soziale und politische Risiken bleiben bestehen - wie etwa die Auflösung der

französischen Nationalversammlung und die damit verbundenen Neuwahlen, die auch

über die Zukunft Europas bestimmen. Der Kreditversicherer Coface hat die

Länderrisiko-Bewertungen für fünf Länder aktualisiert und dabei unter anderem

die Einschätzung für Portugal und Spanien verbessert.

Coface hat die globale Wachstumsprognose für das Jahr 2024 auf 2,5 Prozent

angehoben, mit einer erwarteten Stabilisierung bei 2,7 Prozent im Jahr 2025. Das

mäßige Wachstum in den USA und China dürfte durch eine Beschleunigung des

Wachstums in mehreren Schwellenländern sowie im Euro-Raum ausgeglichen werden.

Obwohl sich das Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamt, scheinen die

Arbeitsmarktzahlen wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht zu haben. Das deutet

auf ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage hin. In

China verläuft die wirtschaftliche Erholung weiterhin uneinheitlich. Das

Bruttoinlandsprodukt (BIP) übertraf im ersten Quartal 2024 aufgrund der

Investitionen im Verarbeitenden Gewerbe die Erwartungen, allerdings wachsen die

Sorgen vor Überkapazitäten in der Produktion. Angesichts der schwachen

Inlandsnachfrage werden chinesische Hersteller vermehrt auf ausländische Märkte

ausweichen müssen. "Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, unter anderem in

Europa, herrscht in China aktuell Deflation. Das heißt, die Preise sinken im

Vergleich zum Vorjahr. Dies hat Auswirkungen auf Konsum und Investitionen, die

zeitlich nach hinten geschoben werden, wenn es noch günstiger ist und belastet

damit auch die Einkommen von Unternehmen und Haushalten", sagt

Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. Europa scheint mit einem BIP-Wachstum

von 0,3 Prozent im ersten Quartal 2024 und einer Belebung der

Wirtschaftstätigkeit dank des Dienstleistungssektors die Schwächephase des

zweiten Halbjahres 2023 überwunden zu haben.

Mühsame Inflationsentwicklung

Die Verlangsamung des Inflationsabbaus in den Vereinigten Staaten verdeutlicht,

dass der letzte Schritt im Kampf gegen die Inflation der schwerste ist. Das

liegt an den anhaltend hohen Preisen für Dienstleistungen und Mieten. Die

Inflation des privaten Konsums (PCE-Index*), die mit 2,7 Prozent weiterhin über

dem 2-Prozent-Ziel der US-Notenbank liegt, unterstreicht das. In Europa stieg

die Inflation im Mai wieder auf 2,6 Prozent, nachdem sie im April auf 2,4

Prozent gesunken war. Der weitere Anstieg der Löhne dürfte zwar den Verbrauch

ankurbeln, aber den Abbau der Inflation verlangsamen. "Wenn die Inflation weiter

zügig auf zwei Prozent sinken soll, müsste eine Verschlechterung des

Arbeitsmarktes oder der Unternehmensmargen in Kauf genommen werden, was wiederum

die Gefahr weiterer Insolvenzen erhöht", sagt Christiane von Berg.

Schwellenländer auf Beschleunigungskurs - wäre da nicht die Fed

Die Finanzmärkte haben aktuell ein bis zwei Zinssenkungen für dieses Jahr

eingepreist und spiegeln damit die vorsichtige Haltung der Fed wider. Die

jüngsten Prognosen der US-Geldpolitiker bestätigen, dass mit der ersten

Zinssenkung erst zum Ende des Sommers oder gar zum Ende des Jahres zu rechnen

ist. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre geldpolitische Lockerung mit

einer ersten Senkung um 25 Basispunkte Anfang Juni eingeleitet. Angesichts des

im Vergleich zur EZB verzögerten Zeitplans der Fed, werden auch die

Schwellenländer ihren Zinssenkungszyklus verlangsamen oder verschieben müssen.

Senken sie früher oder stärker als die Fed den Zins, würde dies ihre Währung

gegenüber dem US-Dollar zusätzlich abwerten und Importe teurer machen, was

wiederum die Inflation anheben würde. So senkte beispielweise Brasilien den

Leitzins im Mai nur um 25 Basispunkte. Zuvor wurde er sechs Mal in Folge um 50

Basispunkte gesenkt.

Auch die Geldpolitik in Afrika und Asien wird durch den Aufschub der Fed

beeinflusst. Die Zentralbanken der wichtigsten Schwellenländer haben noch nicht

mit ihrer geldpolitischen Lockerung begonnen, was deren wirtschaftlichen

Aufschwung für 2024 und 2025 begrenzt. "Trotz dieser Verzögerungen werden viele

Regionen eine positive Dynamik aufweisen. Einige südostasiatische Länder wie

Vietnam oder die Philippinen werden Wachstumsraten von mehr als 6 Prozent

erreichen. Indien dürfte trotz einer leichten Abschwächung ein Wachstum von 6,1

Prozent verzeichnen", sagt Christiane von Berg. Afrika werde ebenfalls

überdurchschnittlich zulegen und ein Wachstum von über 4 Prozent erreichen,

wobei alle großen Volkswirtschaften wie Nigeria, Ägypten, Algerien, Äthiopien,

Marokko und in geringerem Maße auch Südafrika eine Konjunkturbelebung erreichen.

Länderrisiken: Ecuador runter, Spanien und Portugal rauf

In puncto Länderrisiken hat Coface die Einschätzung von Ecuador von C ("hohes

Risiko") auf D ("sehr hohes Risiko") herabgestuft. Neben der maroden

Haushaltslage ist die ecuadorianische Regierung um Präsident Daniel Noboa mit

einem starken Anstieg der Gewalt konfrontiert. Die Wirtschaft Ecuadors ist im

vierten Quartal 2023 in eine technische Rezession gerutscht, während für 2024

eine Stagnation des BIP erwartet wird. Darüber hinaus dürfte sich die

vorübergehende Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 15 Prozent negativ auf den Konsum

auswirken. Ein weiterer Risikofaktor ist die Stromversorgung, die in hohem Maße

von der Wasserkraft abhängig und durch eine schwere Dürre stark beeinträchtigt

ist.

Mit einem verbesserten Länderrisiko werden von nun an Bahrain, die Kapverden,

Portugal und Spanien geführt. Die Bewertung von Portugal und Spanien wurde

jeweils von A3 zu A2 ("geringes Risiko") verbessert. Die portugiesische

Wirtschaft wuchs mit 0,7 Prozent im ersten Quartal 2024 weiterhin sehr solide

und auch der Tourismus bleibt stabil: Im Februar und im März 2024 lag die Zahl

der internationalen Ankünfte um 25 Prozent höher als vor der Pandemie. Während

sich die privaten Investitionen verlangsamen, nimmt der private Konsum dank des

höheren verfügbaren Einkommens zu. Ähnliche Argumente gelten auch für Spanien:

"Das Land profitiert in hohem Maße vom Boost des Tourismus in Europa. Auch bei

hoher Inflation wollen die Europäer nicht auf ihren Urlaub verzichten. Darüber

hinaus läuft der private Konsum aufgrund früher Lohnanpassungen stabil. Das

BIP-Wachstum von 0,7 Prozent im ersten Quartal 2024 lag bereits über den

Erwartungen", sagt Christiane von Berg. Davon abgesehen machen sich in Spanien

wie auch in Portugal die Stützungsmaßnahmen innerhalb des europäischen

Aufbauplans "Next Generation EU" (NGEU) bemerkbar. Die NGEU-Mittel für Spanien

entsprechen 2 Prozent des BIP in den Jahren 2024 bis 2026. Im Falle Portugals

liegt der Umfang bei 5 Prozent des BIP im selben Zeitraum.

* Personal Consumption Expenditure; das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß

Pressekontakt:

Coface, Niederlassung in Deutschland

Sebastian Knierim - Pressesprecher -

Tel. 06131/323-335

mailto:sebastian.knierim@coface.com

http://www.coface.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/51597/5809768

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