21.02.2024 10:02:38

OTS: KfW / KfW Research: Innovationstätigkeit im Mittelstand tritt auf der Stelle

KfW Research: Innovationstätigkeit im Mittelstand tritt auf der Stelle

Frankfurt am Main (ots) -

- Zuletzt 40% der kleinen und mittleren Unternehmen mit innovativen Produkten

und Prozessen

- Innovationsausgaben konstant bei 34 Mrd. EUR, inflationsbereinigt damit

leichter Rückgang

- Fachkräftemangel zunehmend Bremsfaktor für innovative Unternehmen

Die Innovationsaktivitäten im Mittelstand verharren auf niedrigem Niveau. Wie

der aktuelle KfW-Innovationsbericht von KfW Research zeigt, haben in den

zurückliegenden drei Jahren 2020-2022 vier von zehn kleinen und mittleren

Unternehmen mindestens eine Innovation hervorgebracht. Das sind rund 1,5

Millionen mittelständische Unternehmen. Die Innovatorenquote von 40% bleibt

damit gegenüber der Vorperiode 2019-2021 unverändert. Auch die

Innovationsausgaben betragen wie im Vorjahr 34 Mrd. EUR (in laufenden Preisen).

Inflationsbereinigt bedeutet dies einen geringfügigen Rückgang.

Anders als die Investitionen, bei denen sich 2022 sowohl ein Anstieg bei der

Zahl investierender Unternehmen als auch beim Investitionsvolumen zeigt, konnten

die Innovationen im Mittelstand folglich nicht von der konjunkturellen Erholung

nach dem Abklingen der Corona-Pandemie profitieren. Die Kluft zwischen den

Ausgaben der kleinen und mittleren Unternehmen für Innovationen auf der einen

und Sachinvestitionen auf der anderen Seite ist aktuell nochmals größer

geworden; Sachinvestitionen belaufen sich aktuell auf rund das Siebenfache der

Innovationsinvestitionen.

"Die Corona-Pandemie wirkt noch stark nach: Die Innovationstätigkeit im

Mittelstand zeigt 'Long Covid'-Symptome", erklärt Dr. Fritzi Köhler-Geib,

Chefvolkswirtin der KfW. "Während der Coronajahre wurden nur wenige

Innovationsideen entwickelt, Entscheidungen über Innovationen wurden verschoben:

das fehlt nun beim Output aus dem Innovationsprozess". Zudem sei die

Innovationstätigkeit stark an den Geschäftserwartungen der Unternehmen

orientiert, die bereits im Frühjahr 2022 wieder gesunken sind.

Blickt man genauer auf die innovativen Unternehmen, so zeigt sich, dass die

Innovationsaktivitäten nicht gleichmäßig über die einzelnen Unternehmensgruppen

verteilt, sondern unterschiedlich stark ausgeprägt sind: Vorreiter bei

Innovationen sind auslandsaktive Unternehmen, solche, die eigene Forschung und

Entwicklung betreiben und Mittelständler, die Akademiker beschäftigen. Zudem

zeigt sich: Je kleiner ein Unternehmen ist, umso seltener bringt es Innovationen

hervor. Von den Firmen mit weniger als 5 Beschäftigten sind 36% innovativ, unter

den großen Mittelständlern mit mehr als 50 Mitarbeitern erreicht der Anteil 71%.

Mit steigender Unternehmensgröße steigt auch die Höhe der Innovationsausgaben.

Ein wichtiger Grund für den "Größeneffekt" ist der hohe Fixkostenanteil bei

Innovationen. Kleinunternehmen werden stärker belastet, selbst wenn sie sich auf

vergleichsweise "kleine" und eine geringe Anzahl an Innovationsvorhaben

konzentrieren. Als Folge davon sind die Innovationsausgaben im Mittelstand stark

auf große Unternehmen konzentriert.

Unter den innovationshemmenden Faktoren rangieren kompetenz- und

finanzierungsbezogene Hemmnisse auf den vorderen Rängen: Jeweils 34% der

Mittelständler geben an, dass hohe Innovationskosten und der Mangel an

Fachkräften ihre Innovationstätigkeit bremsen. KfW Research hat in einer

repräsentativen Sonderauswertung die Stellenbesetzungsprobleme innovativer

Unternehmen intensiver beleuchtet: Der Fachkräftemangel hat infolge der

demografischen Trends hierzulande bereits jetzt bedeutende Ausmaße angenommen,

aktuell rechnet jedes zweite innovative mittelständische Unternehmen (52%) mit

Problemen bei der Personalrekrutierung. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei

nur 35%. Vor allem der Nachwuchs hat sich in den zurückliegenden Jahren schon

verknappt, das Problem der aus dem Arbeitsleben ausscheidenden

Babyboomer-Generation wird in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen.

Dabei sind innovative Unternehmen als Arbeitgeber ähnlich attraktiv wie

nichtinnovative Unternehmen. Die ausgeprägten Stellenbesetzungsprobleme

innovativer Unternehmen sind vielmehr darauf zurückzuführen, dass sie oftmals

höhere Anforderungen an ihre Bewerber stellen als nichtinnovative Unternehmen.

Dies gilt vor allem hinsichtlich der mathematisch-statistischen Fähigkeiten, der

Sozialkompetenzen sowie der Digitalkompetenzen. Die besonderen Anforderungen

sind darauf zurückzuführen, dass innovative Unternehmen neue Technologien

häufiger nutzen sowie bei der Arbeits- und Unternehmensorganisation moderner

aufgestellt sind. Auch aus den Erfordernissen ihrer Innovationsprozesse heraus

resultieren erhöhte Anforderungen bei den nachgefragten Kompetenzen.

Die innovativen Unternehmen sind sich der Problematik bewusst und bei der

Sicherung des Fachkräftebedarfs besonders aktiv. Dabei setzen sie auf ein

breites Maßnahmenbündel: Investitionen in die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden

spielen am häufigsten eine Rolle (39%), etwa bei der Ausbildung von Fachkräften,

Weiterbildung inkl. innerbetrieblichem Austausch, Förderung und Bindung von

Schlüsselpersonal. Es folgen allgemeine, personalpolitische Maßnahmen (38%) wie

längeres Halten älterer Mitarbeiter, Fördern der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf, Anwerbung ausländischer Fachkräfte, sowie - in einem geringeren Umfang -

Maßnahmen zur Verringerung des Fachkräftebedarfs (19%) wie

Rationalisierungsmaßnahmen.

"Deutschland steht vor großen Transformationsaufgaben und einem angespannten

geostrategischen Umfeld. Für deren Bewältigung ist auch der Beitrag

entscheidend, den Innovationen leisten können. Dabei kommt es einerseits auf die

Entwicklung neuer Technologien und die Etablierung neuer

Wertschöpfungspotenziale in Deutschland an. Anderseits spielt auch der Unterbau

der innovativen mittelständischen Unternehmen hierfür eine relevante Rolle. Denn

sie tragen zur schnellen Durchdringung der Wirtschaft mit Neuerungen bei und

leisten so einen wichtigen Beitrag zu Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand in der

Breite. Der seit Jahren anhaltende Trend, dass Innovationen im Mittelstand auf

niedrigem Niveau verharren und sich immer stärker auf eine kleine Gruppe von

Unternehmen konzentrieren, ist daher in mehrfacher Hinsicht problematisch",

fasst Dr. Fritzi Köhler-Geib zusammen. "Der Gruppe innovativer Unternehmen

gelingt es, einen Vorsprung bei ihrer Innovationskompetenz gegenüber den weniger

aktiven Unternehmen aufzubauen. Die Nachzügler drohen den Anschluss zu

verlieren, und kommen so in Gefahr, auf mittlere und längere Frist ihre

Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen und das erfolgreiche Hervorbringen von

Innovationen zu verlernen. Gesamtwirtschaftlich droht das Wegbrechen des

innovativen Unterbaus." Die Wirtschaftspolitik sei daher gefordert, in einer

Doppelstrategie Innovationen sowohl in der Spitze als auch in der Breite der

Wirtschaft anzuregen.

"Eine besondere Bedeutung kommt der Linderung des Fachkräftemangels für die

Innovationstätigkeit zu. Der Mittelstand bekommt die Schwierigkeiten, Stellen zu

besetzen, direkt zu spüren und reagiert bereits mit vielfältigen Maßnahmen.

Angesichts der Dimension der demografischen Herausforderung ist auch die

Wirtschafts- und Bildungspolitik gefragt, an einer Vielzahl von Punkten

anzusetzen und die bisherigen Anstrengungen zu verstärken", so Köhler-Geib.

Zentral sei die Mobilisierung von mehr Erwerbspersonen, z.B. unter Frauen und

Älteren sowie durch Zuwanderung, die Ausbildung von mehr Fachkräften sowie die

Verbesserung spezifischer Fähigkeiten (in Schule sowie beruflichen und

akademischen Ausbildungsgängen sowie durch Weiterbildung und "lebenslanges

Lernen").

Der aktuelle KfW-Innovationsbericht sowie die Sonderauswertung von KfW Research

zum Thema Stellenbesetzungsprobleme in innovativen Unternehmen sind abrufbar

unter:

http://www.kfw.de/innovationsbericht

http://www.kfw.de/fokus

Zum Datenhintergrund:

Der KfW-Innovationsbericht basiert auf dem KfW-Mittelstandspanel, das seit dem

Jahr 2003 als schriftliche Wiederholungsbefragung der kleinen und mittleren

Unternehmen in Deutschland mit einem Umsatz von bis zu 500 Mio. EUR im Jahr

durchgeführt wird. Das KfW-Mittelstandspanel liefert repräsentative Daten für

sämtliche mittelständische Unternehmen aller Größenklassen und Branchen in

Deutschland. An der aktuellen Befragungswelle vom Frühjahr 2023 haben sich

11.328 mittelständische Unternehmen beteiligt.

Pressekontakt:

KfW, Palmengartenstr. 5 - 9, 60325 Frankfurt

Konzernkommunikation & Markensteuerung (KK), Christine Volk,

Tel. +49 (0)69 7431 3867

E-Mail: mailto:Christine.Volk@kfw.de, Internet: http://www.kfw.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/41193/5718696

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