30.03.2022 18:14:38

OTS: Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) e.V. / "Systemrisikopuffer ist ...

"Systemrisikopuffer ist nicht sachgerecht"

Berlin (ots) - vdp kritisiert Kapitalpuffer-Aktivierung für

Wohnimmobilienfinanzierungen

Die Entscheidung der BaFin, nach dem Antizyklischen Kapitalpuffer in Höhe von

0,75% auch einen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen in Höhe von

2% festzusetzen, stößt beim Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) auf Kritik.

"Höhe und Aktivierungszeitpunkt des Systemrisikopuffers sind nicht sachgerecht.

Die aktuelle Situation am Wohnimmobilienmarkt rechtfertigt die Maßnahme in

diesem Ausmaß nicht", mahnte Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des vdp.

Ein Puffer, zumal in der gewählten Höhe, erschwert es Kreditinstituten, ihrer

Kernaufgabe nachzukommen, der auskömmlichen Kreditversorgung der

Volkswirtschaft. Nicht zuletzt politisch gewünschte Projekte wie die Umsteuerung

der Volkswirtschaft und des Gebäudebestands zu mehr Nachhaltigkeit oder die

Wohnraumoffensive der neuen Bundesregierung erfordern in den nächsten Jahren

massive Investitionen. Die Mittel hierfür werden zu einem wesentlichen Teil von

der Kreditwirtschaft bereitzustellen sein.

"Fraglich ist zudem, ob die BaFin-Maßnahme in ihrer Ausgestaltung die

beabsichtigte Wirkung erzielt", so Tolckmitt weiter, "denn sie trifft

ausschließlich die Kreditwirtschaft." Der Rest der Finanzindustrie werde nicht

entsprechend belastet. Zu erwarten sei deshalb, dass die erwartete Dämpfung der

Entwicklung auf dem Wohnimmobilienmarkt nicht eintrete. "Vielmehr wird sich das

Finanzierungsgeschäft in anders oder weniger regulierte Bereich des

Finanzsektors verlagern", betonte Tolckmitt. Der Stärkung der Finanzstabilität

diene das nach Ansicht des vdp nicht.

Die erhöhten Risiken, die die Aufsicht dem Wohnimmobilienmarkt und der

entsprechenden Finanzierung bescheinigt, können vom vdp so nicht bestätigt

werden. Zwar haben sich Wohnimmobilien in den vier Quartalen des Jahres 2021

erneut um 10,7% verteuert, wie der vdp-Immobilienpreisindex gezeigt hat.

Allerdings lassen sich diese Preissteigerungen weiterhin fundamental erklären:

Der Bedarf an Wohnraum übersteigt das Angebot, die Baukapazitäten sind begrenzt,

die Preise für Baustoffe steigen stark. Genau deshalb hat die neue

Bundesregierung ihre Wohnungsbauinitiative gestartet. Anders als in den USA und

manchem europäischen Land vor der Finanzkrise werde in Deutschland Wohnraum also

nicht auf Halde gebaut, so Tolckmitt weiter.

Stabile Parameter bei der Wohneigentumsfinanzierung in Deutschland

Auch die Finanzierungsbedingungen geben derzeit keinen Anlass zur Sorge, wie die

aktuelle Ausgabe einer seit 30 Jahren turnusmäßig durchgeführten Untersuchung

des vdp zum Jahresende 2021 verdeutlicht. Die Kreditvergabestandards der Banken

erweisen sich als ebenso risikoorientiert wie das Agieren der Kreditnehmer: Der

Fremdmittelanteil in Finanzierungen hat zuletzt abgenommen und liegt im

Durchschnitt bei 80%. Der Betrag der eingebrachten Eigenmittel liegt

entsprechend bei 20% und ist in absoluten Zahlen zuletzt erheblich gestiegen,

ebenso das Einkommen der kreditnehmenden Haushalte. Der Anteil der Aufwendungen

für die Bedienung des Darlehens an den verfügbaren Einkommen der

Erwerberhaushalte, die so genannte Kreditbelastungsquote, ist innerhalb der

letzten zwei Jahre von 26% auf 25% gesunken - ein im langfristigen Vergleich

ausgesprochen niedriges Niveau, das zudem deutlich unter der Mietbelastung

vieler Haushalte liegt. Merklich risikomindernd wirkt darüber hinaus die hohe

durchschnittliche Anfangstilgung von 3%, die die Kreditlaufzeit spürbar

verkürzt, sowie der Umstand, dass in Deutschland Darlehenskonditionen für lange

Zeiträume fest vereinbart werden - 14 bis 15 Jahre sind mittlerweile die Regel.

Die traditionelle deutsche "Festzinskultur" wirkt stabilisierend.

Die BaFin reagiert mit den eingesetzten Instrumenten offenbar wesentlich auch

auf den Druck internationaler Institutionen wie ESRB und EZB, die Deutschland

seit Jahren unter Hinweis auf entsprechende Maßnahmen in anderen Staaten zum

Handeln auffordern. Die Situation in Deutschland sei aber nicht automatisch

vergleichbar zu der in diesen anderen Ländern, so Tolckmitt, weshalb auch ein

unterschiedliches Vorgehen gerechtfertigt sei.

Pressekontakt:

Carsten Dickhut

T +49 30 20915-320

E mailto:dickhut@pfandbrief.de

Horst Bertram

T +49 30 20915-380

E mailto:bertram@pfandbrief.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/29608/5184877

OTS: Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) e.V.

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