Teure Maßnahmen 07.02.2025 17:52:00

Porsche-Aktie mit Rekordtief: Trotz hoher Kosten aus Strategieschwenk hält Porsche an Dividende fest

Porsche-Aktie mit Rekordtief: Trotz hoher Kosten aus Strategieschwenk hält Porsche an Dividende fest

Der Sportwagenhersteller Porsche rückt angesichts der enttäuschenden Nachfrage weltweit nach Elektroautos von seiner bisherigen Strategie ab und will nun mit erheblichem finanziellen Aufwand die Wende einleiten. Porsche will wieder mehr Sportwagen mit Verbrenner- und Plug-in-Hybridmotoren anbieten. Marktbeobachter hatten das zwar angesichts der Nachfrage nach diesen Antriebsvarianten zwar teils erwartet, allerdings benötigt Porsche für den Strategieschwenk mehr Geld als erwartet. Zudem fällt die Finanzprognose für dieses Jahr schwächer aus als ohnehin schon befürchtet.

Der Sportwagenbauer will viel Geld in die Modellpalette stecken und sich so gegen die Krise zur Wehr zu setzen. Dies trübt aber den Ausblick, der nach Händlerangaben deutlich unter den Erwartungen liegt. Den Umsatz sieht Porsche 2025 bei 39 bis 40 Milliarden Euro und die operative Umsatzrendite bei 10 bis 12 Prozent. Konzernchef Oliver Blume nimmt also ein deutliches Absacken der operativen Marge in Kauf, die Dividende soll aber stabil bleiben.

JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach in einer ersten Reaktion von einem richtigen Schritt, um notwendige Investitionen in die Antriebsstrang-Strategie vorzunehmen. Diese sollten es dem Autobauer ermöglichen, in den nächsten 24 Monaten wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Philippe Houchois von Jefferies betonte die Notwendigkeit, um den Anlagehintergrund wieder zu verbessern.

Die beschlossene Erweiterung des Modellportfolios habe 2025 ihren Preis, schrieb etwa der Goldman-Sachs-Analyst George Galliers. Laut Daniel Schwarz von der Investmentbank Stifel werden solche Anpassungen einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor sich dies in den Ergebnissen niederschlägt.

Der UBS-Analyst Patrick Hummel sprach in einer ersten Reaktion davon, dass das Ausmaß dieser "Gewinnwarnung" im Vergleich zu den vorherigen Erwartungen sehr deutlich sei. Die durchschnittlichen Analystenschätzungen für den Gewinn je Aktie könnten daraufhin um 25 Prozent sinken, erwähnte er. Michael Punzet von der DZ Bank schrieb, die Story als widerstandsfähige, hochprofitable Luxusmarke bekomme Risse.

Anleger haben seit geraumer Zeit keine Freude an der Porsche AG. Die Rekordrally nach dem Börsengang im September 2022 währte nur einige Monate - bis zum Rekordhoch bei 120,80 Euro im Mai 2023. Danach ging der Trend stetig abwärts, aktuell sind die Anteilsscheine weniger als halb so viel wert wie zu den besten Zeiten. Der Kurs liegt mittlerweile gut ein Drittel unter dem Ausgabepreis von 82,50 Euro.

Die Aktie der Porsche AG sackte zum Wochenschluss während des Handelsverlaufs auf den niedrigsten Stand seit dem Börsengang 2022 ab. Letztlich schloss die Aktie 7,15 Prozent tiefer bei 55,56 Euro. Analysten bewerten zwar den Strategieschwenk durchaus als positiv. Allerdings werde es einige Zeit in Anspruch nehmen, bis sich die Maßnahmen tatsächlich auswirken dürften.

Porsche passe sich der "neuen Normalität" an, in der Verbrenner-Modelle eine größere Rolle spielten, heißt es von der Deutschen Bank. Die angekündigten zusätzlichen Ausgaben über 800 Millionen Euro würden aber höher ausfallen als erwartet und vornehmlich in die Verbrenner fließen. Die Produktion des Elektrowagens Taycan könnte nun aus Stuttgart abgezogen werden, damit dort ausreichend Platz für mögliche Sondermodelle sei.

Turnaround keine Frage von nur ein paar Quartalen

Bei der UBS gehen Analysten davon aus, dass es neue Versionen der Modelle Cayenne, Panamera und Macan mit neuester Verbrennertechnik geben werde. Allerdings dürfte das - bei anhaltend hohen Investitionen - bis 2027 dauern. Daher sei eine Umkehr des negativen Ergebnistrends keine Frage von nur ein paar Quartalen. Porsche rechnet der Mitteilung vom Vorabend zufolge 2025 mit einer EBIT-Marge von 10 bis 12 Prozent. Die Konsensschätzung von Analysten lag bisher bei 14 Prozent.

Für den Stuttgarter Sportwagenhersteller, der einen Renditeanspruch von deutlich über 15 Prozent operative Marge hat, ist die Ankündigung ein herber Rückschlag. Vor knapp einem Jahr hatte Finanzvorstand Lutz Meschke angekündigt, dass Porsche mittelfristig weiterhin eine Rendite von 17 bis 19 Prozent erzielen will. "Und langfristig streben wir weiterhin eine operative Konzernumsatzrendite von mehr als 20 Prozent an", so Meschke damals.

Der Manager wird nun, wie vor kurzem angekündigt, zusammen mit Vertriebschef Detlev von Platen das Unternehmen verlassen. Der Austausch der Vorstandsmitglieder sei eine Gelegenheit für einen Neustart, heißt es bei der UBS, um das Unternehmen operativ wieder auf Kurs zu bringen.

Warum Porsche wieder mehr auf Verbrenner setzt

Porsche fuhr einst eine der ehrgeizigsten E-Auto-Strategien der Branche, jetzt kündigen die Schwaben einen Kurswechsel an - zurück zum Verbrenner. Was es damit auf sich hat.

Elektroautos und Porsche passen auf den ersten Blick nicht zusammen. Wo es in der vermeintlich alten Verbrennerwelt röhrte und stank, war zuletzt nur noch ein leises Summen zu hören. Die Zuffenhausener hatten sich dennoch große Ziele gesetzt - nun passen sie unter anderem wegen der mauen Nachfrage und Problemen in China die Strategie an.

Der Konzern, der mehrheitlich zu Volkswagen (VW) gehört, will sich mit viel Geld gegen die Krise stemmen: 2024 rechnet Porsche mit Mehrbelastungen von bis zu 800 Millionen Euro - unter anderem, um neue Autos mit Verbrenner oder Plug-in-Hybridantrieb zu entwickeln. Außerdem soll in Batterieaktivitäten investiert und die Organisation umgebaut werden. Das ist seit Donnerstag klar. Doch wieso muss Porsche umdenken?

Abschied auf Raten

Porsche hatte lange eine der ehrgeizigsten E-Auto-Strategien der Branche. Bis 2030 sollten mehr als 80 Prozent der Sport- und Geländewagen mit einem vollelektrischen Antrieb vom Band laufen. Der E-Motor sei dem Verbrenner langfristig überlege, betonte Porsche-Chef Oliver Blume bei mehr als einer Gelegenheit. Bisher war geplant, dass fast alle Modelle nach und nach auf elektrische Antriebe umgestellt werden. Ausnahme war der Elfer.

Zeichen dafür, dass das Unternehmen bei seiner Ambition zurückrudert, gab es bereits länger. Zuerst wurde betont, dass das Ziel abhängig von der Nachfrage und der Entwicklung der E-Mobilität in der Welt sei. Später hieß es, dass bestehende Verbrennermodelle aufgefrischt und für einige Zeit parallel gebaut werden.

Im Herbst verkündete der mittlerweile in Ungnade gefallene Finanzvorstand Lutz Meschke dann, man erwäge ursprünglich rein elektrisch geplanten Fahrzeuge künftig doch einen Hybrid-Antrieb oder einen Verbrennungsmotor zu verpassen. Der Wurm müsse dem Fisch schmecken, hieß es.

Sorgenkind China

Denn das scheint aktuell nicht der Fall zu sein: Die Nachfrage nach den Autos aus Zuffenhausen schwächelt. Im vergangenen Jahr verkaufte Porsche gut 310.700 - drei Prozent weniger als 2023. In China, dem weltweit wichtigsten Automarkt, lag das Minus bei 28 Prozent. Porsche macht für den Rückgang vor allem die schwierige Wirtschaftslage in der Region verantwortlich.

Nur ein kleiner Teil der verkauften Fahrzeuge hatten einen E-Motor: Der Taycan, seit 2019 auf dem Markt und im vergangenen Jahr modernisiert, verkaufte sich zuletzt schlecht. 2024 wurden gut 20.800 Fahrzeuge ausgeliefert. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich diese Zahl fast halbiert.

Im vergangenen Jahr stellte Porsche außerdem nach langen Verzögerungen den Kompakt-SUV Macan in Europa auf E-Antrieb um. Das Auto kommt nun mitten in der Elektroflaute zu den Kunden. Von September bis Dezember 2024 wurden knapp 18.300 Stück ausgeliefert. Gut möglich, dass auch dieses Modell - bislang ein Verkaufsschlager - wieder einen Verbrennungsmotor bekommt. Details zum Strategiewechsel hat Porsche bislang nicht genannt.

Dudenhöffer: Porsche braucht Verbrenner

Die Rückbesinnung auf den Verbrenner ist für Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer ein logischer Schritt. "Porsche hat sich wie Mercedes oder VW auf die Worte und Zusagen der Politiker aus Brüssel und Berlin verlassen. Und sie waren damit verlassen." Die Förderung für E-Autos sei über Nacht eingestellt worden. Gleichermaßen erzählten Politiker die Geschichte vom synthetischen Kraftstoffen und dem ewigen Leben des Verbrennungsmotors. "Damit haben unsere Politiker die Kunden im Kopf umgepolt", sagte Dudenhöffer.

Daher brauche man jetzt Verbrenner. Porsche benötige nicht nur den Macan wieder als Verbrenner, sondern auch die anderen Modelle. "Die Moral von der Geschichte: Man jagt die Autobauer von einer Fehlinvestition in die andere. Porsche bleibt gar nichts anderes übrig, als wieder in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren zu investieren, so wie Mercedes, BMW und andere."

Und Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft sagt: "Die anhaltenden Meldungen aus dem Unternehmen werden wohl ein weiteres Mal zu einer Diskussion der Doppelrolle von Oliver Blume als Porsche-Chef und als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns führen." Möglicherweise müsse er diesem Druck nachgeben, damit der Renditebringer Porsche nach dem Umbau des Vorstands wieder in ruhigeres Fahrwasser gerate.

DOW JONES / FRANKFURT (dpa-AFX)

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