29.08.2017 12:03:42

Prosieben-Aktie bricht nach Warnung vor schwachem TV-Werbemarkt ein

   Von Matthias Goldschmidt

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die ProSiebenSat1 Media SE hat die Anleger mit einem pessimistischen Ausblick auf den TV-Werbemarkt in Deutschland verschreckt. Die Einnahmen aus der Fernsehwerbung, die immer noch etwa die Hälfte zum Konzernumsatz beitragen, entwickelten sich unter den Erwartungen, teilte der DAX-Konzern mit. Überdies kündigte das Unternehmen an, die Konzernstruktur auf den Prüfstand zu stellen. Die Aktie stürzt ab: Sie verliert im frühen Handel über 11 Prozent.

   "Hier kommt alles zusammen", sagte ein Händler mit Blick auf den Kurs. Zu dem Ausblick komme die zurückgezogene Kaufempfehlung durch Goldman Sachs und andere schwer enttäuschte Analysten. "Man traut dem Unternehmen nicht mehr richtig, dass sie ihre Prognosen auch im Griff haben", sagt ein Händler: "Noch vor wenigen Wochen hieß es vom Unternehmen auf Nachfrage von Analysten, alles laufe jetzt soweit ok."

   Daher habe die aktuelle Warnung bei einigen Anlegern zu einem kräftigen Vertrauensverlust geführt: "Die Aktien werden einfach aus den Portfolios geräumt und kommen da auch nicht mehr rein", so der Händler weiter. Übergeordnet verschärfe sich damit zugleich die Frage, wie lange Prosieben noch im Dax verbleiben werde.

Dritte Absenkung der Werbeprognose in diesem Jahr Prosieben geht nun nur noch davon aus, dass der TV-Werbemarkt 2017 in etwa das Niveau des Vorjahres erreichen wird. Es ist das dritte Mal in diesem Jahr, dass der Konzern den Ausblick für die Werbeeinnahmen senkt, zuletzt bei Vorlage der Halbjahreszahlen Anfang August. Bisher war ein Wachstum am unteren Ende der prognostizierten Spanne von 1,5 bis 2,5 Prozent angepeilt worden. "Anfang August standen uns die Daten noch nicht zur Verfügung", sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

   Das Quartal sei zwar erfolgversprechend gestartet, für den wichtigen Werbemonat September hätten jedoch frühzeitige Kunden-Rückmeldungen signalisiert, dass die bisherigen Erwartungen nicht erreicht werden können, so Prosieben.

   Für das dritte Quartal erwartet Prosieben nun im Fernsehgeschäft einen Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das dürften die Beiträge des Distributions- und Content-Geschäft sowie der Digitalbereiche jedoch ausgleichen, so dass der Konzernumsatz voraussichtlich wie geplant im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), das ist die zentrale Steuerungskennziffer des Konzerns, wird in etwa auf Vorjahresniveau erwartet. Hierin berücksichtigt sind Entkonsolidierungseffekte aus dem Verkauf des Online-Reisebüros Etraveli.

Jahresprognosen bestätigt An der Wachstums- und Gewinnprognose für das Gesamtjahr rüttelt der Konzern trotz der Widrigkeiten nicht. Prosieben hofft, dass sich die Werbeerlöse ins wichtige vierte Quartal verschieben. Außerdem setzt das Unternehmen auf seine Digitalbereiche, die deutlich stärker als das TV-Geschäft wachsen und teilweise interne Werbekunden wie Parship und Verivox stellen. Der Konzernumsatz soll danach mindestens im hohen einstelligen Prozentbereich steigen. EBITDA und Konzernüberschuss sollen die Vorjahresniveaus übertreffen.

   Der Verkauf von Etraveli spült im dritten Quartal zwar rund 319 Millionen Euro in die Kassen, wird sich aber in der Höhe nicht im Konzernergebnis widerspiegeln. Denn dem stehen "Bilanzeffekte" gegenüber, in erster Linie wegen der Neubewertung von Teilen des Programmvermögens. Diese betreffe im Wesentlichen vor kurzem erworbene US-Serien, die nicht die erwarteten Zuschauermarktanteile erreicht haben, wie die Sprecherin erläuterte. Sie versicherte gleichzeitig, dass US-Programm weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Programm-Strategie sei. Zur Höhe der Effekte machte sie keine Angaben.

Börsengang der Commerce-Bereiche möglich Wie Prosieben weiter mitteilte, soll die Konzernstruktur auf den Prüfstand. Dabei geht es vor allem darum, die Segmente Deutschsprachiges Fernsehen und Digital Entertainment zusammenzufassen, wodurch mittelfristig "nennenswerte Kostensynergien" gehoben werden könnten. Für die Produktion von Inhalten sowie das Commerce-Geschäft, das etwa das Vergleichsportal Verivox, die Partnervermittlung Parship sowie die Erlebnisanbieter Mydays und Jochen Schweizer umfasst, werden die Optionen ausgelotet.

   Das kann bedeuten, dass Investoren an Bord geholt oder die Geschäfte an die Börse gebracht werden. Für den Bereich Commerce hatte Vorstandschef Thomas Ebeling jüngst in einem Interview ein IPO ins Spiel gebracht.

   Näheres will Prosieben dazu bei Vorlage der Neunmonatszahlen am 9. November und am Capital Markets Day am 6. Dezember sagen.

   (Mitarbeit: Stefanie Haxel und Michael Denzin)

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   August 29, 2017 05:33 ET (09:33 GMT)

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