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BlackBerry sendet Notruf 01.12.2012 16:00:00

Research in Motion: Letzte Chance für BlackBerry

Den wichtigsten Termin für den Fortgang seiner Kar­riere hat Thorsten Heins fest im Blick. Am 30. Januar bringt der Smartphone-Hersteller Research in Motion (RIM) sein neues Betriebssystem auf den Markt. Für den ehemaligen Siemens-Manager Heins, der seit Anfang des Jahres die Geschicke des kanadischen Unternehmens leitet, wird dieser Mittwoch ein Schicksalstag.

Denn RIM gilt als erledigt, wenn das Programm namens BlackBerry 10, kurz BB 10, ein Flop wird. Der Hersteller der BlackBerry-Geräte hat einen atemberaubenden Absturz hinter sich. Die Aktie, einst einer der Highflyer an der US-Techbörse Nasdaq, hat binnen vier Jahren mehr als 90 Prozent ihres Werts verloren. Die Umsätze schrumpfen dramatisch, die Firma schreibt seit drei Quartalen hohe Verluste.

Die einst wegen ihrer schwarzen Tastatur — der Ursprung des Namens BlackBerry, auf deutsch: Brombeere  — bei Geschäftskunden beliebten Geräte, die außer zum Telefonieren vor allem zum Lesen und Bearbeiten von E-Mails verwendet wurden, gelten als veraltet. Smartphones mit berührungsempfindlichem Bildschirm wie der Überflieger iPhone oder die Konkurrenten auf Basis von Googles Betriebssystem Android dominieren inzwischen den Markt. Der weltweite Marktanteil der Kanadier bei Smartphones lag einmal bei 20 Prozent — momentan sind es gerade noch mickrige 4,3 Prozent.

Vorstandschef Heins sieht RIM jetzt bereit zur Gegenoffensive. „Black­Berry 10 ist über der Ziel­linie“, berichtete der gebürtige Niedersachse jüngst der US-Fachpresse. Das Produkt sei fertig, jetzt gehe es bloß noch darum, an der einen oder anderen Stelle aufzupolieren.
Zuletzt hatten die Kanadier vor allem Einsteigermodelle im unteren Preissegment verkauft. Mit der Software will RIM endlich wieder die ­lukrative Zielgruppe der Geschäftskunden zurückerobern. Unter dem Betriebssystem sollen — ähnlich wie bei Googles Android — mehrere Programme gleichzeitig laufen können. Benutzer können somit parallel ­E-Mails lesen, im Internet surfen oder ihren Kalender organisieren. Das wäre immerhin ein Vorteil gegenüber dem Rivalen iPhone OS. Auch die neue Gerätegeneration, die Ende Januar auf den Markt kommt, ist die erste des Unternehmens mit Touchscreen-Bedienung.

Radikalkur spart 800 Millionen
Parallel baut Heins die Organisation des Unternehmens radikal um. Zahlreiche Spitzenmanager mussten gehen, auch Exchef Jim Balsillie legte nach dem desaströsen Absturz von Absatz und Umsatz seinen Aufsichtsratsposten nieder. Ein Schwerpunkt der organisatorischen Erneuerung sind schlankere Strukturen. Die Zahl der Produktionsstandorte senkte Heins von 14 auf drei, 5.000 von 16.500 Mitarbeitern müssen gehen. Einsparziel sind 800 Millionen Dollar, die Hälfte davon hat Heins bereits abgearbeitet.

Zuletzt gab es erste Signale, dass sich die rasante Talfahrt im operativen Geschäft allmählich verlangsamt. Der Verlust reduzierte sich im zweiten Geschäftsquartal bis Ende August gegenüber dem vorangegangenen Jahresviertel, der Umsatz war demgegenüber leicht gestiegen.

Rund 2,3 Milliarden Dollar hatte RIM Ende September noch in der Kasse, davon müssen Produktionsanlauf und die hohen Marketingkosten für die neuen Produkteinführungen bestritten werden. Zeit und Geld reichen somit nur noch für ­einen Versuch. Gut für Heins: US-Mobilfunker zeigen laut Analysten Interesse an BB 10, schließlich wäre dies eine Alternative zum Duopol aus Apple und Google.

Auch die Wall Street räumt RIM Chancen ein. Die Aktie hat einen Boden gebildet und zieht stark an. Gewinne schreibt RIM laut derzeitigen Schätzungen zwar in den kommenden zwei Jahren nicht. Börsianer, die auf einen Turnaround der Brombeere setzen, dürften indes im Erfolgsfall ansehnlich verdienen.

Fazit zur RIM-Aktie

von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

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